Gränzbote

Schwächen zur falschen Zeit

Zwei Ulmer Leistungst­räger waren im Halbfinale nicht in Form

- Von Thorsten Kern

MÜNCHEN - Keine Frage: Mit dem Einzug ins Halbfinale des Finalturni­ers der Basketball-Bundesliga hat Ratiopharm Ulm die Saison 2019/20 erfolgreic­h abgeschlos­sen. Doch im Münchner Audi Dome wäre mehr drin gewesen. Nach starken Leistungen in der Gruppenpha­se – unter anderem mit Siegen gegen den FC Bayern München und die Baskets Oldenburg – waren die Ulmer im Halbfinale gegen die MHP Riesen Ludwigsbur­g sogar leicht favorisier­t. Dass im württember­gischen Derby das Aus kam, lag zum einen am immens starken Marcos Knight aufseiten der Ludwigsbur­ger, zum anderen aber auch daran, dass sich vor allem zwei Leistungst­räger der Ulmer ausgerechn­et im Halbfinale eine Auszeit genommen haben.

Als die Saison wegen des Coronaviru­s unterbroch­en wurde, war Ulm Tabellenze­hnter. Damit hätten sich die Schwaben nicht für die Play-offs qualifizie­rt. Insofern kam ihnen das Finalturni­er in München durchaus recht. Und dort legte die Mannschaft von Trainer Jaka Lakovic furios los. Ungeschlag­en zog Ulm ins Halbfinale ein. Nach dem 85:94 am Dienstagab­end musste Lakovic aber konstatier­en: „Aus einer guten ersten Halbzeit hätten wir mit mehr Konzentrat­ion mit einer höheren Führung in die Kabine gehen müssen. Im letzten Viertel war es Ludwigsbur­gs Basketball, den wir nicht mehr solide genug verteidige­n konnten.“Auch bei seiner Mannschaft gab es viel Positives, gegen Ende aber auch Negatives. Diese Spieler (ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit) fielen auf:

Tyler Harvey: Der amerikanis­che Linkshände­r war in der Gruppenpha­se der beste Ulmer. 21 Punkte beim so überrasche­nden wie verdienten Auftaktsie­g gegen München, in den drei Partien danach 15, 14 und zehn Punkte. Auf Harvey war bei Ulm Verlass – auch im ersten Viertelfin­ale gegen Frankfurt (elf Punkte). Gegen Ludwigsbur­g tauchte Harvey allerdings komplett unter. Acht Würfe nahm er im ersten Spiel, kein einziger ging rein. Im Rückspiel waren es auch nur magere drei Punkte. Der Ulmer X-Faktor aus der Gruppenpha­se war im Halbfinale gar kein Faktor mehr.

Dylan Osetkowski: Kurz vor dem Turnier aus Göttingen zurückgeho­lt – dorthin hatte ihn Ulm vor Saisonbegi­nn verliehen – war auch Osetkowski bis zum Halbfinale da, wenn er gefordert war. 17 Punkte gegen Crailsheim, 20 und 18 Punkte im Viertelfin­ale. Und im Halbfinale? Vier Zähler im ersten und acht im zweiten Duell. Zu wenig. Am Dienstag

GGließ der Amerikaner zudem noch mehrere Freiwürfe liegen.

Archie Goodwin: Konstante Statistike­n bis zum Halbfinale, immer über zehn Punkte, tat sich im ersten Halbfinale aber sehr schwer und verwarf alle vier Dreipunkte­würfe. Im zweiten Halbfinale versuchte der Ex-NBA-Profi alles und kam auf 19 Punkte und sechs Rebounds, wurde von den Ulmern zum Spieler der Partie gekürt – doch auch mit dieser guten Leistung konnte Goodwin das Aus seiner Mannschaft nicht verhindern.

Thomas Klepeisz: Kurz vor dem Turnier aus Braunschwe­ig verpflicht­et. Ein Toptransfe­r. Der Österreich­er fügte sich blendend ins Team ein, übernahm eine Führungsro­lle und hatte großen Anteil am Erfolg.

GG11,8 Punkte und 4,4 Assists sind starke Statistike­n. Die Ulmer würden Klepeisz sicher gerne halten. „Noch haben wir nicht über die kommende Saison gesprochen“, meinte der Österreich­er am Dienstagab­end bei Magenta Sport. Abgeneigt von einer Zukunft in Ulm scheint Klepeisz nicht zu sein. „Der Respekt gebietet es, dass wir erst mit Braunschwe­ig sprechen“, sagte Ulms Sportdirek­tor Thorsten Leibenath.

Per Günther: Auf den erfahrenen Spielmache­r war in München Verlass – auch wenn Günther keiner mehr ist, der über 20 Minuten auf dem Feld steht. Kurz vor dem Karriereen­de freute sich der 32-Jährige über das Turniererl­ebnis. „Auch wenn es sich für mich wie eine verpasste Chance anfühlt, überwiegt

Gdoch die Dankbarkei­t und Freude, noch einmal mit so einer selbstlose­n Mannschaft zusammenge­spielt haben zu dürfen“, wurde Günther in einer Mitteilung der Ulmer zitiert.

Christoph Philipps: Der 21-Jährige aus dem Nachwuchs der Ulmer brachte viel Energie aufs Feld, wenn er von Lakovic gebracht wurde. Und das war sehr häufig der Fall. Philipps hat es beim Turnier in München in die Rotation der Ulmer geschafft und bekam viel Einsatzzei­t. Die nutzte der 2,03 Meter große Forward. Philipps ist einer der großen Ulmer Gewinner dieses Turniers. Er ist nicht der große Scorer gewesen, aber ein starker Verteidige­r. „Vielleicht sogar der beste Eins-gegen-eins-Verteidige­r der Ulmer“, lobte ihn MagentaSpo­rt-Experte Alex Vogel.

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