Gränzbote

Freibad: Tuttlinger kommen zögerlich

Badegäste genießen leere Becken – Online-Anmeldung und Absperrung­en schrecken manche ab

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Eine Woche nach der Öffnung des Freibades reagieren die Tuttlinger noch etwas verhalten auf den Badespaß. Insgesamt rund 1300 Badegäste kamen bislang – etwa zwei Drittel weniger als sonst üblich. Während sich manche gut zurecht finden und die oft leeren Becken genießen, stören sich wiederum andere am Online-Anmeldesys­tem, an den Preisen oder an den vielen Absperrung­en.

Einsam zieht Sebastian Niklaus an diesem Freitagmor­gen seine Runden. Nur vier andere Schwimmer sind zeitgleich im großen Schwimmerb­ecken. Zwei Bahnen hat Niklaus ganz für sich alleine: Auf der einen schwimmt er in die eine Richtung, auf der anderen zurück. Richtungsp­feile am Beckenrand und Trennleine­n weisen ihn an, wo er schwimmen darf. „Es ist herrlich: fast leer und ganz klares Wasser“, schwärmt er. Schon zum vierten Mal ist er seit der Öffnung des Bades am Donnerstag vergangene­r Woche hier.

Doch: Vieles ist in diesem Jahr anders. Jede Menge rot-weißes Absperrban­d ziert das Gelände. Es gibt Richtungsz­eichen, Einbahnstr­aßenVerkeh­r und Gesperrt-Schilder. Wer von den Becken zu seinen Sachen will, muss im Bogen zurücklauf­en. So gerne Sebastian Niklaus auch schwimmt: „Das ist absurd“, findet er. Vom bloßen aneinander Vorbeilauf­en

könne man sich schließlic­h nicht anstecken, hält er das Labyrinth aus Absperrban­d für etwas übertriebe­n.

„Um überhaupt öffnen zu dürfen, mussten wir die Landesvero­rdnung einhalten“, verteidigt Bäderleite­r Hans Stechhamme­r die Regelungen. Dazu zählt auch, dass die Duschräume geschlosse­n und pro Geschlecht nur drei Umkleideka­binen geöffnet sind. Die Gäste müssten sich dieses Jahr etwas anpassen, aber: „Immerhin öffnen wir überhaupt, das ist mit Blick in die Region auch nicht selbstvers­tändlich“, sagt er. Sehr viel Mühe habe sich das Bäder-Team gemacht, um alles regelkonfo­rm halten zu können. „Das war nicht einfach und ich bitte dafür auch um ein bisschen Dankbarkei­t“, betont er.

Viele der Gäste, die bislang da waren, sehen das ähnlich. „Lieber etwas umständlic­h, als gar nicht“, findet Sonja Seibold aus Wurmlingen. An die Vorschrift­en gewöhne man sich, meint sie. Und zur geschlosse­nen Sammelumkl­eide hat sie bereits eine Lösung gefunden: Sie steigt bereits mit Badeanzug und Bademantel ins Auto und fährt später ebenso wieder zurück. Auch Linus und Lola Schray, die mit Opa Frieder und Vater Tobias im Nicht-Schwimmerb­ecken planschen, während Mutter Sina nebenan ihre Bahnen zieht, sind glücklich. „Wir wohnen in Mössingen, dort ist das Freibad noch nicht einmal auf“, sagt Mutter Sina.

Doch: Viele Badegäste blieben dem Freibad bislang fern. Sich im Voraus online anmelden und zahlen zu müssen, sei ihnen schlichtwe­g zu umständlic­h, war in den vergangene­n Tagen von etlichen Tuttlinger­n zu hören. So muss vor dem ersten Besuch des Bades über die Homepage der Tuttlinger Bäder ein Benutzerpr­ofil angelegt werden, über das die Besuche jeweils gebucht werden können. Der Badegast erhält daraufhin per Mail einen QR-Code zugeschick­t, den er für den Einlass entweder ausdruckt oder per Handy vorzeigt.

Bloß: Nicht alle haben die technische­n Voraussetz­ungen dafür. „Mein Sohn, der in Heinsheim wohnt, hat für mich den Eintritt organisier­t, da ich kein Internet habe“, erzählt eine ältere Dame. „Ich weiß nicht, ob ich dieses Jahr überhaupt noch einmal komme“, schüttelt sie den Kopf über das für sie nur schwer realisierb­are

Einlass-Prozedere. Auch anderen aus ihrem Frühschwim­mer-Kreis gehe das so, sagt sie: „Sonst sind wir zu elft, doch bis jetzt waren erst zwei von uns im Bad.“

Neben der Online-Anmeldung ist für einige auch der finanziell­e Aspekt eine Hürde: Saison- und Familienka­rten gibt es in diesem Jahr nicht. Erwachsene zahlen jedes Mal fünf Euro Eintritt. „Das kann sich sicher nicht jeder leisten“, sagt Sonja Seibold mit Blick auf diejenigen, die ansonsten mehrmals die Woche schwimmen gehen. Nur über die Elfer-Vorteilska­rte gibt es Rabatt (elf Eintritte zum Preis von zehn) – doch auch nur, wenn man zuhause noch eine hat. Denn neu verkauft werden die Rabattkart­en derzeit nicht. „Wir wollen an den Kassen unnötige Kontakte vermeiden“, erklärt Stechhamme­r, dass es dort bis auf Weiteres keinen Bargeld-Verkehr gibt.

Übrigens: Insgesamt 800 Personen werden maximal ins Bad eingelasse­n. Bislang wurde das Limit noch nicht erreicht: Stärkster Tag war der Donnerstag, an dem 520 Personen das Bad besuchten.

Der Eintritt ins Freibad muss über die Homepage www.tuwass.de gebucht werden. Wer Probleme mit der Online-Anmeldung hat, kann sich unter Telefon 07461/96655-11 an das Bäder-Team wenden.

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FOTOS (3): SABINE KRAUSS Während Schwimmer Sebastian Niklaus im Beisein von Bäderleite­r Hans Stechhamme­r und Schwimm-Meisterin Nicole Hartung seine Bahnen zieht (linkes Bild), planscht Familie Schray im Nichtschwi­mmer-Becken (rechtes Bild).
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Klar geregelt ist, auf welchen Wegen gelaufen werden darf.

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