Gränzbote

In Mühlheim entsteht ein Zuhause auf Zeit

Nach 13 Monaten Bauzeit soll ein Boardingho­use mit zehn Appartemen­ts eröffnen

- Von Linda Seiss

MÜHLHEIM - Das ehemalige Sparkassen­gebäude in Mühlheim ist dem Erdboden gleichgema­cht. Stattdesse­n erstreckt sich an selber Stelle eine tiefe Baugrube im unmittelba­ren Eingangsbe­reich zur historisch­en Oberstadt. In den kommenden Monaten entsteht neben dem Gasthaus „Krone“und unweit des Stadttores ein Boardingho­use. „Für Mühlheim ist das sicher etwas Mutiges“, sagt Dagmar Pistor, die gemeinsam mit ihrem Mann Marc Bauherr des Projekts ist.

Insgesamt zehn Appartemen­ts werden Gästen im Boardingho­use zur Verfügung stehen. Wie genau der Aufenthalt vor Ort dann gestaltet wird, ist variabel. „Es gibt Übernachtu­ngen mit Vollservic­e, wie in einem Hotel“, benennt Marc Pistor eine Option. Aber auch eine Buchung mit Frühstück in der „Krone“, die die beiden ebenfalls betreiben, sei möglich. Genauso wie ein Reinigungs­service oder die Möglichkei­t, sich ein Fahrrad zu leihen oder sich Hemden bügeln zu lassen. „Da sind wir flexibel“, sagt Dagmar Pistor.

Die Idee für das Boardingho­use haben die beiden „lange vor Corona entwickelt“, wie sie erklären. „In der Region gibt es sehr viel Industrie, viel Arbeit und wenig Arbeitslos­igkeit“, sagt Marc Pistor zu den Anfängen des Projekts. Viele Leute kämen, unter anderem aus Ostdeutsch­land, in die Region, um sich Arbeit zu suchen. „Für die Probezeit brauchen sie auf jeden Fall eine Unterkunft“, sagt er.

Eine Wohnung zu suchen, ohne zu wissen, ob die Übernahme klappt, ist eine Option – sie birgt aber auch ein gewisses Risiko. Eine weitere Möglichkei­t ist es, sich für die Dauer der Probezeit in einem Hotelzimme­r einzumiete­n. Aus seinen eigenen Erfahrunge­n mit dem Übernachtu­ngsbetrieb in der „Krone“weiß Marc Pistor aber: „Es ist schwierig, ein Zimmer für mehrere Monate freizuhalt­en.“Denn dadurch blieben weniger Kapazitäte­n für Urlauber. Hinzu komme, dass viele der Dauergäste zudem am Wochenende gar nicht vor Ort seien.

In der Vergangenh­eit hatten die Pistors immer wieder Gäste aus Italien

oder Fachkräfte, die über mehrere Wochen oder Monate für spezielle Projekte bei einer Firma in Mühlheim oder der Umgebung arbeiten. „Viele sind Montagmorg­ens angereist und bis Donnerstag­abend geblieben“, erklärt Marc Pistor. Auch die Geschäftsl­eute soll das Boardingho­use ansprechen. „Dadurch, dass wir immer mehr Anfragen solcher Art hatten, dachten wir, wir machen was Neues“, erklärt Dagmar Pistor.

Als die Sparkasse dann ihre Mühlheimer Filiale schloss, sei ihnen klar geworden: „Entweder jetzt oder nie. Den Nachbarn kauft man nur einmal“, sagt Marc Pistor. Im Dezember 2017 haben die beiden das Gebäude dann gekauft. Der Weg zum Boardingho­use sei nicht immer leicht gewesen. „Es war schwer, in der Oberstadt was zu machen“, sagt Marc Pistor.

Zwei Jahre seien dann vergangen, bis alles geklärt war. Es galt unter anderem, Fragen des Denkmal- und Brandschut­zes mit den Behörden zu besprechen. Auch wenn das ehemalige Sparkassen­gebäude selbst nicht denkmalges­chützt war: „Der Hintergrun­d ist es“, sagt Marc Pistor. Unter anderem hing vom unmittelba­ren Eingangsbe­reich der historisch­en Oberstadt die Höhe des Gebäudes ab: „Das Boardingho­use darf nicht höher sein, als das Stadttor“, erklärt er und ergänzt: „Es wird etwa ein Stockwerk höher als die ehemalige Sparkasse.“Aber auch zahlreiche Beratungen im Gemeindera­t standen an, bis die Umsetzung starten konnte.

Die beiden gehen vom Bewirtungs­raum der „Krone“hinaus zur

Baugrube. „Geplant sind 13 Monate Bauzeit bis zum Einzug“, so Marc Pistor. „Wir hoffen, dass sich bis dahin alles relativ gut erholt. Denn durch Corona gibt es ein wahnsinnig­es Loch. Das hat so noch niemand erlebt“, schildert er.

Mit Blick auf die Baustelle sagt Marc Pistor: „Das gibt ein modernes Haus.“Unten Sichtbeton, kein Dachvorspr­ung, schmale und moderne Fenster, zählt er auf. Im Erdgeschos­s entsteht neben einer Empfangslo­bby auch ein barrierefr­eies Zimmer, so Marc Pistor. Im Untergesch­oss bestehe zudem die Option, eine Sauna und einen Fitnessrau­m einzuricht­en. Insgesamt gibt es zehn Appartemen­ts, „die voll eingericht­et sind“. Sie verfügen beispielsw­eise über eine kleine Küche. „Es ist wie eine kleine Ferienwohn­ung für ein bis zwei Personen“, schildert Dagmar Pistor. Sie ist sich sicher: „Das wird ein Blickfang für den Torplatz.“

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FOTOS: WILFRIED WAIBEL (3) / LINDA SEISS (2): Es geht voran auf der Baustelle des neuen Boardingha­uses in Mühlheim.
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Marc und Dagmar Pistor sind die Bauherren des Projekts.
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Das neue Boardingho­use darf nicht höher werden, als das Mühlheimer Stadttor.
 ??  ?? Das ehemalige Gebäude der Kreisspark­asse Tuttlingen ist Geschichte.
Das ehemalige Gebäude der Kreisspark­asse Tuttlingen ist Geschichte.
 ??  ?? Mitte April wurde das Haus bereits abgerissen.
Mitte April wurde das Haus bereits abgerissen.

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