Gränzbote

Langsam wird es eng

Im vergangene­n Jahr hat Spaichinge­n an vielen Ecken und Enden angebaut

- Von Gabriel Bock

SPAICHINGE­N

- Das größte Spaichinge­r Bauprojekt findet derzeit etwas abseits statt. Neben der Bahnlinie nach Aldingen baut die Stadt die Kläranlage aus. Andere Projekte wie der Ausbau der Hauptstraß­e oder das Neubaugebi­et Heidengrab­en stehen eher im Fokus. Fakt ist: In Spaichinge­n wird viel gebaut. Die Stadt wird immer größer. Es leben hier nicht nur ständig mehr Menschen, sie brauchen auch immer mehr Platz.

Wo in Spaichinge­n im letzten Jahr überall angebaut und ausgebaut worden ist und wo noch neues entsteht, das erklärt Bauamtslei­ter Gerd Hohner. Seit 2014 baut die Stadt an der Kläranlage. Zuerst waren die biologisch­e Klärstufe, die Feinstfilt­er und die Rechenanla­gen dran.

Seit 2019 entsteht jetzt ein neues Becken für Regenwasse­r. Das soll helfen, wenn es viel regnet. Hohner erklärt: „ Wenn es im Moment so viel regnet, dass die Kläranlage überforder­t ist, dann leiten wir verdünntes, aber eben ungeklärte­s Wasser aus der Kanalisati­on in die Prim.“

Mit dem neuen Becken sei das nicht mehr nötig. Das fange das überschüss­ige Wasser dann auf und filtere es durch eine Sandschich­t, bevor es in die Prim gelange. „Damit können wir jede Abflussmen­ge bewältigen“, sagt Hohner.

Das gesamte Projekt sei damals durch ein Gutachten angestoßen worden, das festgestel­lt habe, dass die Prim verunreini­gt war. Deshalb baut die Stadt die Anlage aus. Hohner erklärt: „Wenn im Sommer wenig Wasser fließt, dann entspringt die Prim praktisch an der Spaichinge­r Kläranlage, deswegen sei es wichtig, dass die Qualität stimme.“

Die Gesamtkost­en des Ausbaus belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro, etwa die Hälfte davon bezahlt das Regierungs­präsidium. Wenn die Anlage 2021 fertig ist, sei sie eine der modernsten im süddeutsch­en Raum, so Hohner.

Das andere Projekt, das die Stadt Millionen kostet war für die meisten Spaichinge­r sehr präsent. Für ebenfalls sechs Millionen Euro hat die Stadt hier nicht nur die Prim in ein neues Gewölbe gelegt, sondern auch den Kreuzplatz neu gepflaster­t und die Durchgangs­straße frisch gestaltet. Zum Stand dieser Arbeiten haben wir bereits ausführlic­h berichtet.

In die Millionen ging auch das Neubaugebi­et Heidengrab­en am Dreifaltig­keitsberg. In drei Abschnitte­n hat die Stadt hier seit 2015 120 Bauplätze erschlosse­n. Die sind längst alle verkauft. „Das hätte eigentlich länger halten sollen“, sagt Hohner. Eigentlich habe man damit gerechnet, am Heidengrab­en Bauplätze für die nächsten 15 Jahre zu haben. Jetzt sei nach fünf Jahren alles weg.

Auch hier sind etwa sechs Millionen Euro in die Erschließu­ng geflossen. Über den Bauplatzpr­eis sind die neuen Anwohner hier an den Kosten beteiligt.

Erschließu­ng bedeutet natürlich nicht nur Straßenbau. Es müssen auch immer die Leitungen für Strom, Wasser, Gas und Telekommun­ikation in die Erde, außerdem das Abwassersy­stem. Meist verlegt die Stadt auch gleich Leerrohre, in die sie später Glasfaserk­abel für schnelles Internet legen könnte.

Neben neuen Straßen und Leitungen ist auch ein Regenwasse­rbecken entstanden. Hohner: „Durch die Neubaufläc­hen ist viel Gebiet versiegelt, wenn das Wasser jetzt alles ins Tal fließt, könnte das die Kanalisati­on unten überforder­n.“Deshalb habe man hier jetzt einen Puffer. Über einen ferngesteu­erten Schieber könne die Kläranlage die Abflussmen­ge steuern.

Ein kleines Experiment sind die beiden Ziegen, die momentan im Becken leben. „Die sollen uns den Bewuchs hier kurz halten, damit das Becken nicht zuwuchert“, sagt Hohner.

Am Dreifaltig­keitsberg hat die Stadt auch schon das nächste Baugebiet im Auge. Zwischen Heidengrab­en und Dreifaltig­keitsbergs­traße könnten weitere Bauplätze entstehen. Richtung Berg ist aber bald Schluss. Hohner sagt: „Am Hang haben wir viele Ausgleichs­flächen, zum Beispiel die Streuobstw­iesen.“

Ausgleichs­flächen muss die Stadt ausweisen, um den Flächenver­brauch bei neuen Vorhaben zu kompensier­en.

Neue Straßen sind auch in den Industrieg­ebieten einige entstanden. Hier erschließt die Stadt Flächen für die lokale Wirtschaft. Der neue Zeppelinwe­g schlägt einen Ring vom Sandbrünne­le zur Max-Planck-Straße.

Der Schutzwand­hersteller SSP hat hier ein neues Gebäude. Hier belaufen sich die Kosten auf 220 000 Euro, die Anlieger sind auch hier über die Bauplätze beteiligt.

Außerdem ist eine Löschwasse­rzisterne entstanden. Hohner sagt: „Wir können hier nicht genügend Wasser herpumpen, deshalb brauchen wir die Zisterne.“Das kostet die Stadt 100 000 Euro.

Am Daimler-Autohaus Riess zweigt die neue Carl-Benz-Straße ab. „Wir haben hier einen Interessen­ten für einen Firmenneub­au“, sagt Hohner. 290 000 Euro kostet hier der Straßenbau. Später soll die RudolfDies­el-Straße verlängert werden und an die neue Carl-Benz-Straße anschließe­n.

Dann ist aber auch am Hang Richtung Hausen bald Schluss. „Wir müssen hier natürlich Platz lassen für die mögliche Variante der Umgehungss­traße“, sagt Hohner. Es gebe nicht mehr viele Flächen für Neubauten und was noch da sei, wäre bereits reserviert.

Von der Einsteinst­raße aus baut die Stadt gerade noch eine Stichstraß­e in Richtung Keplerstra­ße. 75 000 Euro kostet das, einen Namen hat die

Straße noch nicht. Auch hier sei das Bauvorhabe­n eines Unternehme­ns ausschlagg­ebend für den Bau gewesen.

Gleiches gilt auch für die neu gebaute Hermann-Winker-Straße und die Erweiterun­g des Gebiets Eschwasen. Hier hat Hewi ein neues Gebäude gebaut, außerdem hat sich der Medizintec­hnikherste­ller PTU Medical hier angesiedel­t. Die Flächen, die hier jetzt noch übrig sind, habe sich Hewi bereits als Reserveflä­che reserviert.

Den Bach entlang der Schuraer Straße hat die Stadt derweil als Ausgleichs­maßnahme umgestalte­t. Hohner sagt: „Wir haben ein breiteres Flussbett und eine sogenannte raue Rampe angelegt, um die Fließgesch­windigkeit zu verringern.“Außerdem hat die Stadt hier Bäume gepflanzt.

Insgesamt hat die Stadt hier drei Millionen Euro verbaut. Hewi ist über den Bauplatzpr­eis an den Kosten beteiligt.

Auch in den Wohngebiet­en hat sich etwas getan. Neu ist beispielsw­eise die Bismarckst­raße. 560 000 Euro hat die Stadt hier ausgegeben, um die marode Straße inklusive der Leitungen zu sanieren. Außerdem wurden die Straße Am Weppach und die Primstraße erneuert. Ebenso die Robert-Koch-Straße, die ab Herbst auf dem verbleiben­den Stück hin zur Hauptstraß­e ausgebaut wird.

Mit all den Anbauten wird es in Spaichinge­n tatsächlic­h eng. „Insgesamt werden uns leider langsam die Flächen knapp, so wie jetzt können wir nicht mehr lange weiterbaue­n“, sagt Hohner. Künftig müsse man nachverdic­hten, und eben auch in die Höhe bauen. Das bedeute aber keine neuen Türme wie sie an der Europastra­ße stehen. „ In Zukunft geht es darum, die Nutzung von Dachgescho­ssen zu ermögliche­n, alte Bausubstan­z zu beleben und Mehrfamili­enhäuser mit drei bis vier Geschossen in die Stadt zu kriegen.“

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FOTO: GABRIEL BOCK Das Baugebiet Heidengrab­en am Dreifaltig­keitsberg hätte eigentlich länger Platz für neue Häuser haben sollen.
 ?? FOTO: GABRIEL BOCK ?? Unterhalb der Schurarer Straße hat der Bach ein breiteres Bett erhalten. Das ist eine Ausgleichs­maßnahme.
FOTO: GABRIEL BOCK Unterhalb der Schurarer Straße hat der Bach ein breiteres Bett erhalten. Das ist eine Ausgleichs­maßnahme.
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FOTO: GABRIEL BOCK Im Gewerbegeb­iet Eschwasen hat die Stadt die Hermann-Winker-Straße gebaut. Die führt um das neue Gelände des gleichnami­gen Unternehme­ns. Das war über den Bauplatzpr­eis an den Kosten beteiligt.
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FOTO: GABRIEL BOCK Die Baustelle für das neue Klärbecken der Kläranlage.

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