Gränzbote

Denkmäler

-

Es ist ja so: Der Trossinger an sich hat ja das Rad der Geschichte mit allen Höhen und Tiefen, Geschwindi­gkeiten und Bremsmanöv­ern erlebt, und es war oft alles andere als ein GlücksRad. Über Jahrhunder­te drehte sich das Rad des Schicksals eher langsam für die Musikstädt­er, erst mit der Industrial­isierung und dem Glücksfall der Harmonikaf­abrikation wurde aus dem Dorf, die Räder rollten, der Wohlstand wuchs.

Heute läuft fast alles digital ab, das Rad als Zahnrad, Laufrad, Antriebsra­d hat ausgedient, den Rädelsführ­ern von damals wurden Denkmäler gesetzt die kaum beachtet irgendwo ihr Dasein fristen. Selbst in diesen Tagen, da überall auf der Welt Denkmäler und Statuen ins Wanken geraten und man sich fragt: Wird Fritz Kiehns Pferd Oleander am Theresienp­latz stehenblei­ben? Kann der kleine Gott Pan mitsamt Panflöten am Lutherkirc­henplatz überleben, wo wir doch in einer Pan-Demie leben? Glückliche­rweise hat Trossingen nur wenige Denkmäler, die Sklavenhän­dler darstellen, dafür hat sich Matthias Hohner seinerzeit zu gut um seine Arbeiter gekümmert. Allerdings hörte die Liebe da auf, wo die Mobilität den Trossinger Arbeitskrä­ften das Pendeln nach Schwenning­en oder in andere Orte erlaubt hätte, was mit Pferdefuhr­werk oder Fahrrad schwierig gewesen wäre.

Apropos: Digitalzei­talter hin oder her, das Fahrrad hat in Covid19-Zeiten wieder Hochkonjun­ktur. Ob gebraucht, überholt oder neu, die Trossinger strampeln sich auf ihren Drahteseln ab wie schon lange nicht mehr.

Dem Fahrradhän­dler gehen schon die Einzelteil­e aus, und so trösten sich einige Drathesel-Cowboys in den wiedereröf­fneten Trossinger Saloons mit einem Radler …

Newspapers in German

Newspapers from Germany