Gränzbote

Heil will Werkverträ­ge verbieten

Gesetzesvo­rschlag für die Fleischbra­nche noch im Juli – Druck auch aus Brüssel

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BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) - Im Skandal um Arbeitsbed­ingungen in der Fleischind­ustrie und nach den Corona-Ausbrüchen werden Vorgaben für die Branche verschärft. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) kündigte in der „Welt am Sonntag“an, im Juli ein gerichtsfe­stes Gesetz zum Verbot von Werkverträ­gen und Leiharbeit im Kernbereic­h der Branche vorlegen zu wollen. Das sei „juristisch anspruchsv­oll, aber machbar“. Wenn es nach ihm gehe, könne das Gesetz noch dieses Jahr in Kraft treten.

Noch vor dem größten deutschen Corona-Ausbruch im Schlachtbe­trieb Tönnies hatte das Kabinett Eckpunkte für Neuregelun­gen beschlosse­n, um problemati­sche Arbeitsbed­ingungen in Schlachthö­fen zu unterbinde­n. Kern ist ein weitgehend­es Verbot von Werkverträ­gen zum 1. Januar 2021 – also dass die komplette

Ausführung von Arbeiten bei Subunterne­hmern eingekauft wird.

Zugleich betonte Heil, es gehe nicht nur um Tönnies. Das Unternehme­n war stark in die Kritik geraten, nachdem sich zahlreiche Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s infiziert hatten. Der Skandal um Arbeitsbed­ingungen beschädige Deutschlan­ds Beziehunge­n in der EU: „Es gibt in Europa erhebliche Diskussion­en darüber, wie schlecht wir mit den rumänische­n Landsleute­n umgehen. Gleiches gilt in Bulgarien. Das müssen wir dringend ändern.“Er wolle das Thema im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsid­entschaft auf die Tagesordnu­ng setzen.

Auch die EU-Kommission will das Problem schlechter Arbeitsbed­ingungen in der Fleischind­ustrie jetzt rasch auf europäisch­er Ebene angehen. EU-Sozialkomm­issar Nicolas Schmit sagte der Funke Mediengrup­pe, „wir müssen jetzt schnell handeln und können nicht jahrelang über Gesetzeste­xte reden“. Andere EU-Mitgliedsl­änder hätten schon vor Jahren Beschwerde­n über die deutsche Fleischind­ustrie wegen unlauteren Wettbewerb­s eingereich­t.

In Nordrhein-Westfalen muss die Fleischind­ustrie Beschäftig­te künftig mindestens zweimal pro Woche auf das Coronaviru­s testen lassen, wie das Landesmini­sterium für Arbeit und Gesundheit in Düsseldorf mitteilte. Ähnliches forderte die Vizevorsit­zende der SPD-Bundestags­fraktion, Katja Mast, bundesweit für alle Beschäftig­ten in der Fleischind­ustrie.

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FOTO: AFP Hubertus Heil

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