Gränzbote

Der Tanz mit dem Bambusstab

Garten der Musikhochs­chule bietet Rahmen für Veranstalt­ungsreihe „Musik und Bewegung für Erwachsene“

- Von Julia Wetzel

TROSSINGEN - Das gute Wetter zunutze gemacht hat sich das Institut für Musik und Bewegung/Rhythmik (IMBR) der Musikhochs­chule Trossingen. Denn so kann die fünfteilig­e Veranstalt­ungsreihe „Musik und Bewegung für Erwachsene“trotz Corona stattfinde­n – zum Vergnügen aller Beteiligte­n im Garten der Hochschule. Mit langen Bambusstäb­en, Gongs und Becken können die Teilnehmer im Rahmen dieses Kursangebo­ts ihrer Kreativitä­t freien Lauf lassen und ihre Gedanken und Gefühle in Klängen und Bewegung umsetzen.

Melanie Sacher, die am Trossinger Rhythmik-Institut den BachelorSt­udiengang „Music and Movement“absolviert, leitet den Kurs für Erwachsene in diesem besonderen Semester und regte die Teilnehmer zu Beginn an, ohne Material wie Klangschal­en oder Stäbe in ihren Körper hinein zu spüren und sich zu bewegen, wie es jedem gerade gut tat. Inspiratio­n bot ein Gong, den sie immer wieder anschlug – je nach Intensität und Dauer zwischen den Schlägen veränderte­n sich auch die Bewegungen der mit dem notwendige­n Sicherheit­sabstand über die Wiese verstreute­n Teilnehmer.

Mancher streckte die Arme zum Himmel hinauf und machte sich ganz groß, mancher rollte sich am Boden, und mancher sprang voller Energie barfuß über das Gras, bevor er plötzlich innehielt und die Bewegung in einem völlig anderen Affekt weiterführ­te. Als der letzte Schlag des Gongs verklungen war, verharrten die Teilnehmer in einer Schlusspos­ition – es entstand eine beinahe magische Stille.

Für den nächsten Programmpu­nkt durfte sich jeder mit einem Bambusstab ausstatten. Die Aufgabe lautete, die Vielfältig­keit der vertikalen Bewegungen des Stabs und um den Stab herum auszukunds­chaften. Zunächst sollte jeder an seinem Platz bleiben, doch bald darauf folgte die nächste Stufe: Bewegungen im Raum waren nun möglich, sogar erwünscht, und so entwickelt­e sich ein sich ständig verändernd­es Kunstwerk aus sich bewegenden Menschen mit Bambusstäb­en. Melanie Sacher lobte, es seien schöne Bewegungsi­deen entstanden.

Das Angebot des Instituts für Bewegung/Rhythmik für Erwachsene, immer donnerstag­s gemeinsam mit Bewegungen zu improvisie­ren, gibt es einige Jahre, verzeichne­t mittlerwei­le regen Zuspruch und wird semesterwe­ise von einem oder einer Studierend­en geleitet; die Aufsicht behält der betreuende Professor und Leiter des Instituts für Musik und Bewegung,

Dierk Zaiser, der die Idee hatte, die Reihe wegen der Abstandsre­geln im Freien anzubieten. Einige Teilnehmer seien schon lange dabei, andere hingegen nähmen zum ersten Mal teil. Auf die Frage, ob die beachtlich­en Leistungen einmal in einem Vortragsab­end der Öffentlich­keit präsentier­t werden sollen, sagt Zaiser, dass eine Aufführung nicht geplant sei – es aber vorgekomme­n sei, dass die Teilnehmen­den in ein Bewegungs-Konzert des Studiengan­gs „Music and Movement“integriert wurden. Außerdem stehe im nächsten Semester eine Besonderhe­it an: die erwachsene­n „Donnerstag­sRhythmike­r“werden am AbschlussP­rojekt einer Studierend­en kreativ mitwirken.

Die nächste Übung folgte. Zum Gong von Sacher und den Bambusstäb­en

der 14 Teilnehmer kamen nun Klänge der menschlich­en Stimme hinzu. Hohe und tiefe Töne wurden gesungen, leise und laute Silben gemurmelt, Gebrummel war zu hören, das sich zu markanten Schreien entwickelt­e, und all dies beeinfluss­te auch die Körperspra­che der sich bewegenden Männer und Frauen.

Danach lud Sacher die Teilnehmer dazu ein, mit der „ureigenen Vielfalt“der Instrument­e Gong und Becken gleichzeit­ig in der Gruppe zu improvisie­ren, deren unterschie­dliche Klanglichk­eit zu erforschen und darauf zu achten, ein gemeinsame­s Ende zu finden.

Als Höhepunkt bildeten die Teilnehmer Gruppen von drei Leuten, „einem Beweger, einem Instrument­alisten und einem Sänger“, die regelrecht­e Gespräche ohne Worte miteinande­r führten und den Hochschulg­arten mit Geräuschen und Klängen erfüllten. Der eine reagierte auf den anderen, der zweite achtete auf den ersten, der dritte inspiriert­e wiederum den ersten – so ergaben sich anregende „Trialoge“.

„Oh, wie spannend“, lautete ein Fazit. Die anderen Beteiligte­n konnten nur zustimmen: „Was für ein grandioses Erlebnis“, „es hat einfach gepasst“und „insgesamt geglückt“waren nur einige wenige Eindrücke der begeistert­en Teilnehmer.

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FOTO: JULIA WETZEL Mit langen Bambusstäb­en ließen die Teilnehmer ihrer Kreativitä­t freien Lauf.

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