Plötzlich ist da ein Trauzimmer – für acht Personen
Im Erdgeschoss des Marktplatzkomplexes ist es entstanden – Es entspricht nicht den Brandschutzregeln
SPAICHINGEN - Hochzeit zwischen zwei Imbiss-Gaststätten? Das ist in jüngster Zeit in Spaichingen der Fall gewesen. Anstelle des Wasserpfeifen-Geschäfts an der Marktplatzpassage hatte der frühere Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher ein Trauzimmer eingerichtet und damit Platz geschaffen für dringend benötigte Büros im Obergeschoss des Rathausgebäude-Komplexes.
Die Sache hat nur zwei Haken: Die Gesamtkosten von 64 000 Euro für den Umbau, eine edle Küche und die Verlegung sind nie vom Gemeinderat genehmigt oder das Vorhaben vom Gremium beraten worden, obwohl laut Hauptsatzung die Entscheidungsgrenze des Bürgermeisters bei 25 000 Euro liegt. Und: Das Trauzimmer kann seinen Zweck nicht erfüllen, weil der Brandschutz nicht gewährleistet sei. Es dürfen nur acht Personen in dem Raum sein.
Deshalb, so hatte Bürgermeister Markus Hugger auf Anfrage von
Zdenko Merkt (Grüne) in der jüngsten Ratssitzung geantwortet, warum auf einmal Trauungen im Gewerbemuseum stattfänden, habe man eine Interimslösung gesucht. Die Ausführungen hatten Heiterkeit ausgelöst, denn wenn man Standesbeamte, Brautpaar, Trauzeugen und Eltern zähle, „müsste im Prinzip das zweite Elternpaar draußen bleiben“, so Hugger trocken. Man müsse mit der Eigentümerversammlung sprechen, um im hinteren Bereich eine zweite Tür einbauen zu können.
Aber was ist das für ein Raum? Er liegt nicht ideal, das erschließt sich auf den ersten Blick auf den Boden vor der mit dem Stadtlogo verkleideten Tür- und Fensterfront: Jemand muss zu später Stunde sein Abendessen nicht vertragen haben. Innen ganz anders: Dort stehen die schwarzen Stühle in Reihen, der Tisch, an dem die Zeremonie vollzogen wird, ist mit weißen Orchideen geschmückt, der Raum samt Nebenanlagen neu saniert. Im Hintergrund verdecken hochwertige Schiebeelemente den Blick auf einen hochwertigen Küchenblock und eine Küchenzeile mit entsprechenden Geräten.
Das, so Bürgermeister Markus Hugger auf Anfrage dieser Zeitung, ist auch der Grund, warum der Raum nicht so einfach wieder anders genutzt werden könne. Die Küche ist übrigens das dunkle Gegenstück zu einer baugleichen zweiten in Senfgelb. Die ist in der ehemaligen Stadtgärtnerei unaufgebaut gelagert. Wofür? Das weiß er nicht. Vielleicht sei es ein Schnäppchen gewesen.
Als Sitzungssaal, nahe bei den Bürgern, sei der Raum zu klein, sagt
„Das zweite Elternpaar müsste im Prinzip draußen bleiben“, rätselt der neugewählte Bürgermeister Hugger, wie das Trauzimmer zu nutzen ist.
Hugger. Generell könne das Rathaus aber tatsächlich mehr Platz brauchen, auch wenn man mit Homeoffice-Überlegungen, eine Erkenntnis durch die Coronazeiten, wieder neu überlegen müsse.
Dass im ehemaligen Trauzimmer durch Trennwände jetzt Büros fürs Facility Management (Verwaltung der städtischen Liegenschaften) entstanden sind, mache schon Sinn, weil diese dem Bauamt angegliederte Einheit dann auf einer Ebene mit dem Bauamt liege.
In der Übergangszeit, bis man wisse, wie es weitergeht, denke er daran, den beengten Sozialraum für die Mitarbeiter in das neue Trauzimmer vorübergehend zu verlegen, so Hugger. Dann könnten sie den Küchenblock auch nutzen. Jedenfalls sei es – auch angesichts der Tatsache, dass das Lohn- und Personalbüro in das Zweifamilienhaus hinter dem Gymnasium verlegt worden sei – notwendig, insgesamt ein schlüssiges Raumkonzept zu entwerfen, so Hugger.