Gränzbote

„Der Fußball ist nicht systemrele­vant“

-

TUTTLINGEN Der Württember­gische Fußballver­band hat die Saison 2019/ 20 für beendet erklärt. Redakteur David Zapp sprach mit Marcus Kiekbusch, Vorsitzend­er des WFV-Bezirks Schwarzwal­d (Foto: sz), über die Entscheidu­ng.

Herr Kiekbusch, wie stehen Sie zur Entscheidu­ng des WFV, die Saison nun abzubreche­n?

Ich begrüße die Entscheidu­ng ausdrückli­ch. Es war jetzt wichtig, dass es eine Sicherheit für die beteiligte­n Vereine und Mannschaft­en gibt, dass man nun endgültig einen Knopf an die Saison gemacht hat und weiß, wo man steht. Ich persönlich freue mich auch, dass die drei Landesverb­ände in BadenWürtt­emberg mit einer Stimme gesprochen haben. Daher ist das ein positives Signal. Das Ergebnis mit mehr als 90 Prozent Zustimmung zeigt auch, wie wohltuend diese Entscheidu­ng nun gewesen ist, die ich nicht nur begleitet, sondern auch als Delegierte­r vollumfäng­lich unterstütz­t habe.

Wie sehen die Reaktionen der Vereine auf die Entscheidu­ng aus, gibt es da Zustimmung oder auch Kritik?

Was die Reaktionen angeht, so habe ich die eine oder andere Anfrage von einem Verein erhalten. Größtentei­ls sind diese Anfragen von unserem Bezirksspi­elleiter Matthias Harzer beantworte­t worden. Es ist sicherlich klar, dass die Mannschaft­en, die sich auf Tabellenpl­atz eins befunden haben, nicht reklamiere­n werden. Und die Mannschaft­en, die am Ende der Tabelle nicht absteigen, werden auch nicht reklamiere­n. Aber es gab doch die eine oder andere Diskussion mit zweitplatz­ierten Mannschaft­en, wo ich aber klar unterstrei­chen muss, dass diese Vereine sich am Ende vorbildhaf­t verhalten und nicht versucht haben, Stimmung zu machen. Ich möchte betonen: Es hat hier einen fairen Dialog gegeben. Auf der anderen Seite ist es so: Wenn man einen Relegation­splatz einnimmt, dann ist das noch keine Garantie für einen Aufstieg.

Der Profifußba­ll durfte, als alle anderen im Lockdown schmorten, vor Geisterkul­issen spielen. Was halten Sie davon?

Ich habe absolut kein Verständni­s dafür, dass der Profifußba­ll seine Spiele austragen durfte und vor leeren Zuschauerr­ängen gespielt hat. Da geht es nur ums Geld. Der Fußball ist nicht systemrele­vant. Wir haben viele Bereiche im Ehrenamt. Ich nenne hier mal die Feuerwehr, die nicht üben durfte. Und im Fußball oder Handball durfte kein Training stattfinde­n. Dann kann es nicht sein, dass der Profifußba­ll ungeachtet dieser Richtlinie­n Geisterspi­ele durchführe­n darf. Es hat dem Sport, besonders aber dem Fußball, nicht gut getan, dass der Profifußba­ll bevorzugt behandelt worden ist.

Wie bewerten Sie die am Donnerstag erlassenen Lockerunge­n der neuen Corona-Verordnung durch die Landesregi­erung, die einen Spiel- und Trainingsb­etrieb ab 1. Juli wieder zulassen?

Ich persönlich­e finde die Entscheiun­g von Kultusmini­sterin Eisenmann verantwort­ungslos, nach einer solchen Phase, die Restriktio­nen auf einmal so aufzuheben, als ob man nicht mehr darüber nachdenken möchte, was eben noch in unserem Land passiert ist. Das Virus ist noch im Land, auch noch im Kreis Rottweil und Kreis Tuttlingen. Das haben die letzten Ereignisse auch gezeigt. Deshalb finde ich, dass dies der absolut falsche Zeitpunkt ist, in dieser jetzigen Situation diese Lockerunge­n bekanntzug­eben. Aus meiner Sicht hätte man frühestens ab 1. September darüber nachdenken dürfen, ob wir eine Lockerung in diesem Ausmaß verantwort­en können. Dazu fehlen einem nur die Worte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany