Werner sagt mit Rekord laut Ade
Stürmershow zum Abschied aus Leipzig – Augsburg will nicht mehr bangen
AUGSBURG - Da stand er nach seinem Rekordtreffer, der gebürtige Stuttgarter und zukünftige Londoner Timo Werner: gerade hatte er beim 2:1 (1:0)-Erfolg seines RB Leipzig gegen den FC Augsburg seinen zweiten Treffer markiert, da musste/sollte/ wollte er schon wieder vom Platz. Doch nicht einfach so. Nicht nach 222 Spielen in der Bundesliga und 91 Toren nur so vom Platz traben. Also klatschte der 24-Jährige jeden Mitspieler auf dem Platz ab, ging die Auswechselbank entlang, umarmte Trainer, Mitspieler und überhaupt Leipziger im Innenraum, bevor die große Gefühlsshow auf die Tribüne verlagert wurde. Auch hier wurde geherzt, was da so rumsaß. Dieser Moment war, das war offensichtlich, mehr als nur die Freude über eine gute RB-Saison oder das Feiern seines 17. Auswärtstores, mit dem Werner Jupp Heynckes Rekord aus der Saison 1973/74 einstellte. Dieser Moment war der vorläufige Abschluss des Kapitels Bundesliga für den derzeit besten deutschen Stürmer.
Die Zukunft heißt FC Chelsea, Leipzig ist nun Vergangenheit. Und so war Wehmut hinterher bei den Akteuren wohl das noch stärkere Gefühl, das selbst die Freude über die erneute ChampionsLeague-Qualifikation überdeckte. „Dass er eine große Lücke hinterlässt als Spieler, das ist selbsterklärend, wenn man die Statistiken sieht und liest“, sagte Trainer Julian Nagelsmann. Doch nicht nur der Spieler Werner wird vermisst werden: „Als Mensch auch, weil er das Herz am rechten Fleck hat.“Vier Jahre beglückte Werner die Sachsen mit Toren am Fließband. Typisch also auch, dass er mit seinen Saisontreffern 27 und 28 beim Ligafinale ein letztes Mal zum Matchwinner wurde. „Man geht, wenn es am schönsten ist. Das ist doch immer der beste Abschluss“, meinte der 24-Jährige, den sich Chelsea 53 Millionen Euro kosten lässt. Geld, das die Leipziger definitiv in einen Nachfolger investieren werden. Etwas unglücklich, dass dieser bei den anstehenden größten Spielen der Vereinsgeschichte noch nicht eingreifen darf – und Werner nicht mehr möchte. „Natürlich tut es mir weh, dass ich jetzt nicht mithelfen kann, das ganz große Ding zu schaffen. Aber ich bin eben auch ab 1. Juli Spieler des FC Chelsea, werde von Chelsea bezahlt“, sagte Werner. Für das Königsklassen-Turnier in Lissabon ab dem 12. August muss also der aktuelle Kader reichen. „Verstärkungen werden wir holen und müssen wir holen“, sagte Nagelsmann: „Auch wenn es keine Auswirkungen auf das Champions-League-Turnier hat.“
Doch geht es nach dem versöhnlichen Saisonabschluss mit Platz drei
Julian Nagelsmann nun erstmal für knapp drei Wochen in den Urlaub, dann erst richtet sich der Fokus auf das Viertelfinale der Königsklasse. Und da sind die Ambitionen nicht gerade gering: Das ist eine „Riesenchance“auf den „bedeutendsten Pokal des Vereinsfußballs“, so Nagelsmann: „Es wird, glaube ich, nie mehr einfacher, mit nur drei Spielen den Pokal zu holen – und so wollen wir da auch hinfahren.“
Große Worte, große Zukunft. Ganz so bombastisch werden sie beim FC Augsburg wohl nie denken, doch etwas besser als in dieser Saison soll es in der künftigen schon laufen. Zehn Jahre Bundesliga am Stück, darauf wollen sich die Fuggerstädter auf keinen Fall ausruhen. „Wir werden die Situation in aller Ruhe analysieren, weil wir nicht zufrieden sein können, auf den letzten Drücker die Klasse zu halten“, sagte Geschäftsführer Stefan Reuter, der zuvor zumindest ein Tor von Ruben Vargas (72.) bejubeln durfte. „Wir haben unser Ziel erreicht“, meinte der im März verpflichtete Herrlich nach seiner etwas rumpeligen, aber letztlich geglückten Rettungsmission. „Trotzdem hätten wir gerne den einen oder anderen Punkt dazugeholt, um den einen oder anderen Platz gutzumachen.“
„Ich wünsche Timo in London alles Gute und dass er in vier Jahren dort genauso eine Statistik vorzuweisen hat wie hier.“