Lewandowski gesellt sich zu den Müllers
Als der frühere Topstürmer Dieter Müller vor wenigen Wochen gefragt wurde, wem er zutrauen würde, einmal sechs Tore G in einer Bundesligapartie zu schießen – wie es bisher nur Dieter Müller selbst vor 43 Jahren gegen Bremen schaffte –, da fiel ihm zügig Robert
Lewandowski ein. Der 34. Spieltag der Bundesligasaison 2019/20 hat diese beiden großen Stürmer nun in einer anderen Statistik vereint: Mit seinem Saisontreffer Nummer 34 schloss Lewandowski zu Müller, dem dies 1976/77 gelang, auf Platz vier in der ewigen Rangliste auf. Ohne nachzufragen ist anzunehmen, dass Dieter Müller damit klarkommt, diesen Platz jetzt mit Lewandowski zu teilen. Nicht zuletzt, weil seine einzigartigen sechs Tore in einer Partie immer noch einzigartig sind. Auf die Plätze eins bis drei in der G Torjäger-Rangliste, die allesamt
Gerd Müller besetzt (40, 38, und 36 Tore), fehlten Lewandowski noch ein paar Treffer. Ob es kommende Spielzeit klappen wird? Bayern-Trainer
Hansi Flick glaubt daran: „Er hat die Qualität. Wenn es einer packt, ist er das.“Lewandowski selbst blieb gewohnt bescheiden: „34 Tore – ich bin der Mannschaft und meinen Kollegen dankbar. Schade, dass ich drei Spiele verpasst habe.“Heißt: Da will einer die Worte seines Trainers bestätigen. Vielleicht sogar den Allzeitrekord für die meisten Torjägerkanonen schaffen. Lewandowski hat mit jetzt 31 Jahren ja noch ein bisschen Zeit. Bisher kommt er auf fünf – zwei mehr hat (natürlich) wiederum Gerd Müller.
Auch ohne absoluten Torrekord strahlte Lewandowski angesichts der fünften Torjägerkanone in seinen Händen im leeren Wolfsburger Stadion mit seinen Kollegen um Kapitän
Manuel Neuer, die sich über erneute Meisterehren freuten, um die Wette. In einer ganz und gar nicht normalen Saison blieben immerhin – aus bayerischer Sicht – diese Konstanten: Die Schale gehört nach München, die Torjägerkanone auch.
Fast schon als eine weitere Konstante G muss der Abstieg der Düsseldorfer Fortuna gelten. Die Mannschaft von Trainer Uwe Rösler erwischte es bereits zum sechsten Mal in ihrer Geschichte. „Im Moment ist eine unheimliche Leere bei allen von uns, auch bei mir“, sagte Rösler nach dem 0:3 gegen Union Berlin mit fassungslosem Blick. Er war bei Weitem nicht der einzige, dem die Gesichtszüge entglitten. Amtsvorgänger
Friedhelm Funkel sprach davon, „dass dieser Abstieg absolut vermeidbar war“. Weil Funkel ein anständiger Mensch ist, vermied er direkte Kritik an seinem Nachfolger Rösler und knöpfte sich die Mannschaft vor, die es im Saisonfinale „zu keiner Phase geschafft“, habe, ihr Leistungspotenzial abzurufen. Funkel, der sich nach seinem Rauswurf in Düsseldorf in die Rente verabschiedet hatte, zeigte sich fassungslos: „Es wird mir die nächsten Tage nicht gut gehen.“Das wird er mit Rösler, der in Düsseldorf trotz des Abstiegs eine Jobgarantie erhielt, vermutlich gemein haben.
Schlecht gehen wird es sicherlich auch dem einen oder anderen Schalker. Vielleicht sogar noch länger als manchem Düsseldorfer, die sich wenigstens damit trösten dürfen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles versucht zu haben. Nicht so die mit Gazprom-Millionen gefütterten Königsblauen. Nach einer durch und durch unfassbaren Rückrunde hätte es Schalke verdient gehabt, dem SC Paderborn in die Zweitklassigkeit zu folgen. Trainer David Wagners Mannschaft rettete nur eine außerordentlich gute Hinrunde vor dem Absturz. Ob sie auch Wagner selbst retten wird? „Den wird es nicht geben. Ich bin ein Schalker – und Schalker kämpfen“, sagte der Coach über einen möglichen Rücktritt nach dem 0:4 beim ebenfalls gar nicht mehr so ambitionierten, aber vollkommen stabilen und gesunden SC Freiburg. Dass Wagner auch kommende Saison auf Schalke trainiert, ist trotz seiner trotzigen Reaktion alles andere als sicher. Am Mittwoch wollen sich die Verantwortlichen zusammensetzen, um über die Zukunft zu sprechen. Wagner will dann seine Saisonanalyse vorlegen. Vielleicht wird es ja sogar eine Abschiedsrede.