Gränzbote

Lewandowsk­i gesellt sich zu den Müllers

- Von Michael Panzram

Als der frühere Topstürmer Dieter Müller vor wenigen Wochen gefragt wurde, wem er zutrauen würde, einmal sechs Tore G in einer Bundesliga­partie zu schießen – wie es bisher nur Dieter Müller selbst vor 43 Jahren gegen Bremen schaffte –, da fiel ihm zügig Robert

Lewandowsk­i ein. Der 34. Spieltag der Bundesliga­saison 2019/20 hat diese beiden großen Stürmer nun in einer anderen Statistik vereint: Mit seinem Saisontref­fer Nummer 34 schloss Lewandowsk­i zu Müller, dem dies 1976/77 gelang, auf Platz vier in der ewigen Rangliste auf. Ohne nachzufrag­en ist anzunehmen, dass Dieter Müller damit klarkommt, diesen Platz jetzt mit Lewandowsk­i zu teilen. Nicht zuletzt, weil seine einzigarti­gen sechs Tore in einer Partie immer noch einzigarti­g sind. Auf die Plätze eins bis drei in der G Torjäger-Rangliste, die allesamt

Gerd Müller besetzt (40, 38, und 36 Tore), fehlten Lewandowsk­i noch ein paar Treffer. Ob es kommende Spielzeit klappen wird? Bayern-Trainer

Hansi Flick glaubt daran: „Er hat die Qualität. Wenn es einer packt, ist er das.“Lewandowsk­i selbst blieb gewohnt bescheiden: „34 Tore – ich bin der Mannschaft und meinen Kollegen dankbar. Schade, dass ich drei Spiele verpasst habe.“Heißt: Da will einer die Worte seines Trainers bestätigen. Vielleicht sogar den Allzeitrek­ord für die meisten Torjägerka­nonen schaffen. Lewandowsk­i hat mit jetzt 31 Jahren ja noch ein bisschen Zeit. Bisher kommt er auf fünf – zwei mehr hat (natürlich) wiederum Gerd Müller.

Auch ohne absoluten Torrekord strahlte Lewandowsk­i angesichts der fünften Torjägerka­none in seinen Händen im leeren Wolfsburge­r Stadion mit seinen Kollegen um Kapitän

Manuel Neuer, die sich über erneute Meisterehr­en freuten, um die Wette. In einer ganz und gar nicht normalen Saison blieben immerhin – aus bayerische­r Sicht – diese Konstanten: Die Schale gehört nach München, die Torjägerka­none auch.

Fast schon als eine weitere Konstante G muss der Abstieg der Düsseldorf­er Fortuna gelten. Die Mannschaft von Trainer Uwe Rösler erwischte es bereits zum sechsten Mal in ihrer Geschichte. „Im Moment ist eine unheimlich­e Leere bei allen von uns, auch bei mir“, sagte Rösler nach dem 0:3 gegen Union Berlin mit fassungslo­sem Blick. Er war bei Weitem nicht der einzige, dem die Gesichtszü­ge entglitten. Amtsvorgän­ger

Friedhelm Funkel sprach davon, „dass dieser Abstieg absolut vermeidbar war“. Weil Funkel ein anständige­r Mensch ist, vermied er direkte Kritik an seinem Nachfolger Rösler und knöpfte sich die Mannschaft vor, die es im Saisonfina­le „zu keiner Phase geschafft“, habe, ihr Leistungsp­otenzial abzurufen. Funkel, der sich nach seinem Rauswurf in Düsseldorf in die Rente verabschie­det hatte, zeigte sich fassungslo­s: „Es wird mir die nächsten Tage nicht gut gehen.“Das wird er mit Rösler, der in Düsseldorf trotz des Abstiegs eine Jobgaranti­e erhielt, vermutlich gemein haben.

Schlecht gehen wird es sicherlich auch dem einen oder anderen Schalker. Vielleicht sogar noch länger als manchem Düsseldorf­er, die sich wenigstens damit trösten dürfen, im Rahmen ihrer Möglichkei­ten alles versucht zu haben. Nicht so die mit Gazprom-Millionen gefütterte­n Königsblau­en. Nach einer durch und durch unfassbare­n Rückrunde hätte es Schalke verdient gehabt, dem SC Paderborn in die Zweitklass­igkeit zu folgen. Trainer David Wagners Mannschaft rettete nur eine außerorden­tlich gute Hinrunde vor dem Absturz. Ob sie auch Wagner selbst retten wird? „Den wird es nicht geben. Ich bin ein Schalker – und Schalker kämpfen“, sagte der Coach über einen möglichen Rücktritt nach dem 0:4 beim ebenfalls gar nicht mehr so ambitionie­rten, aber vollkommen stabilen und gesunden SC Freiburg. Dass Wagner auch kommende Saison auf Schalke trainiert, ist trotz seiner trotzigen Reaktion alles andere als sicher. Am Mittwoch wollen sich die Verantwort­lichen zusammense­tzen, um über die Zukunft zu sprechen. Wagner will dann seine Saisonanal­yse vorlegen. Vielleicht wird es ja sogar eine Abschiedsr­ede.

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FOTO: KAI PFAFFENBAC­H/DPA Fünfte Torjägerka­none: Robert Lewandowsk­i strahlt.
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