Investments für Vorsichtige
Risikooptimierte Fonds und ETFs können in der Krise eine Alternative für Anleger sein
RAVENSBURG - In Krisenzeiten mit turbulenten Börsen suchen viele Anleger nach widerstandsfähigen Investments. Oft wird dabei an Rentenoder Immobilienfonds gedacht. Doch auch mit risikooptimierten Aktienfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) bleibt das Depot in ruhigem Fahrwasser.
Aktienfonds: Eine geringere Schwankungsintensität als klassische Aktienfonds weisen sogenannte Low-Volatility-Fonds auf. Die defensiv ausgerichteten Fonds investieren in sehr solide Unternehmen, die profitabel wirtschaften und nur gering verschuldet sind. Außerdem halten sie Klumpenrisiken gering, indem sie nur wenige Aktien aus der gleichen Branche oder dem gleichen Segment aufnehmen. Auch die Titelgewichtung ist häufig beschränkt. Oft gelten Obergrenzen für einzelne Aktien, Branchen oder Länder. Das hilft, die Kursabhängigkeit von hochgewichteten Papieren zu verringern. Die Stärke von Low-VolaFonds zeigt sich nach Ansicht des dänischen Fondsspezialisten Claus Gron Therp vor allem in unruhigen Börsenzeiten, „in denen Aktien mit geringem Risiko solche mit hohem Risiko regelmäßig outperformen“. Ein Beispiel ist der von Therp gemanagte Fonds Jyske Invest Equities Low Volatility CL, der mit rund acht Prozent Verlust seit Jahresanfang (Stichtag: 30. April) besser dasteht als der Vergleichsindex MSCI World, der in Euro gerechnet gut zehn Prozent im Minus liegt. Vergleichsweise besser in der Krise zeigt sich auch der Robeco QI European Conservative Fund mit knapp 14 Prozent Jahresverlust, während sein Pendant, der MSCI Europe, rund 18 Prozent abrutschte.
Aktien-ETFs: Auch spezielle ETFs arbeiten nach dem Prinzip geringer Volatilität. Solche ETFs bilden keine herkömmlichen Börsenindizes ab, etwa den Dax oder den MSCI World, sondern orientieren sich an risikooptimierten Indizes. Bei diesen werden die Aktien nicht wie üblich nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, sondern nach ihren Kursschwankungen. Auf defensive Indizes ausgerichtete ETFs haben Performancevorteile in schlechten Marktphasen, weil sie geringere maximale Wertverluste verzeichnen als klassische IndexETFs. Dies führt zu einer Outperformance gegenüber dem Index, wie entsprechende ETFs zeigen. So verzeichnete zum Beispiel der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility Ucits ETF von Januar bis April einen Verlust von 7,2 Prozent, während der klassische iShares Core MSCI World UCITS ETF im gleichen Zeitraum 10,3 Prozent verlor. Auch im langfristigen Vergleich liegt der Low-Vola-ETF vorn: Per Stichtag 11. Mai beträgt die Fünf-Jahres-Performance mehr als 40 Prozent, während der klassische MSCI-World-ETF „nur“gut 30 Prozent im Plus liegt – macht eine Überrendite von aktuell rund zehn Prozent.
Risiken: Trotz ihrer defensiven Strategie sind Low-Vola-Fonds und -ETFs nicht frei von Risiken. Fallen die Aktienkurse auf breiter Front, können sich auch solche Fonds nur mit Mühe gegen den Abwärtstrend stemmen. Es empfiehlt sich daher, das Anlagekapital auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen, etwa auf Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe.
Renten- und Immobilienfonds: Während Aktienkurse stark schwanken, geht es am Anleihen- und Immobilienmarkt ruhiger zu. Als stabil gelten Staatsanleihen, vor allem aus Deutschland beziehungsweise Euroland. Sie verzeichneten während der jüngsten Krise teils starke Wertgewinne und halfen so, Schwankungen im Depot zu mindern. Sehr stabil lief der DekaLux Bond A, der von Januar bis April ein halbes Prozent zulegen konnte. Im Bereich ETFs überzeugt der iShares Core Euro Govt Bond ETF, der im gleichen Zeitraum knapp ein Prozent im Plus liegt. Schwankungsarm sind auch offene Immobilienfonds. Zwar bestehen wegen der Corona-Folgen Rückschlaggefahren, doch Fonds für Wohnimmobilien haben nach wie vor gute Aussichten. Unbeschadet durch die Krise kam etwa der Wertgrund WohnSelect D, der von Januar bis April rund ein Prozent zulegte.