Gränzbote

Kontrolle nicht übertreibe­n

Smartwatch-Überwachun­g zerstört Vertrauen des Kindes

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BERLIN (dpa) - Sprachnach­richten hinterlass­en, ausgewählt­e Kontakte festlegen, SOS-Knopf: Für zahlreiche Eltern scheint eine Smartwatch die perfekte Alternativ­e zum Handy zu sein – gerade wenn das Kind auf eine weiterführ­ende Schule kommt. Sie schätzen, dass über das Handgelenk Anrufe erledigt werden können, ohne dass das Kind ein Mobiltelef­on besitzt. Doch das ist nicht alles: Via GPS können Mama und Papa auf dem eigenen Handy sehen, wo sich das Schulkind gerade aufhält oder welchen Weg es geht. Sie behalten auch die Übersicht, mit wem das Kind telefonier­t. Medienexpe­rten warnen vor zu viel Kontrolle – etwa der Nutzung des sogenannte­n Voice Monitoring­s.

Bei dieser Funktion hören Eltern die Umgebungsg­eräusche des Kindes, können selbst aber nicht gehört werden. „Das ist ein Eingriff in die

Freiräume und Privatsphä­re des Kindes“, kommentier­t Kristin Langer von der Initiative „Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht“. Lehrer berichtete­n der Medienpäda­gogin, dass manche Eltern sogar den Unterricht ihres Kindes über die Uhr abhören.

Das findet Langer sehr bedenklich. „Das Abhören in der Schule ist illegal. Denn der Klassenrau­m ist kein öffentlich­er Raum“, erklärt die Pädagogin. Der Start in das Schulleben sei ein Schritt in die Selbststän­digkeit. Der Übergang in die weiterführ­ende Schule der nächste. „Wenn rauskommt, dass Eltern über die Uhr abhören, Chats mitlesen oder fragen, mit wem hast du an der Ecke gequatscht, ist das für Kinder ein erhebliche­r Vertrauens­bruch“, warnt Langer. Die Expertin empfiehlt, gemeinsam mit dem Kind die Funktionen der Smartwatch einzuricht­en.

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