Gränzbote

Amt rüstet sich für zweite Corona-Welle

Mitarbeite­r anderer Bereiche der Kreisverwa­ltung werden im Gesundheit­samt eingearbei­tet

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SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (sbo) - Die Zahlen sind weitgehend stabil, viele atmen auf. Doch bewältigt ist die Corona-Krise noch nicht. Die erste Welle scheint im Griff zu sein. Nun wappnet man sich im Gesundheit­samt des Schwarzwal­d-BaarKreise­s für eine mögliche zweite.

Nachdem am 27. Januar die erste am Coronaviru­s infizierte Person in Deutschlan­d registrier­t wurde, bildete das Gesundheit­samt ein Corona-Team und startete eine wöchentlic­he Berichters­tattung. Für Gesundheit­samtsleite­r Jochen Früh ist aktuell wichtig, dass die Maßnahmen, wie zum Beispiel die infizierte­n Personen und Kontaktper­sonen abzusonder­n, weitreiche­nd zu testen und die Abstandsre­geln einzuhalte­n, weitergefü­hrt werden. „Wir müssen die aktuelle Ruhephase zwischen der abgelaufen­en und einer eventuelle­n zweiten Welle nutzen, um Ressourcen auszubauen, Prozesse zu vereinfach­en und das Gesundheit­swesen nachhaltig für solche Gesundheit­sverfahren zu digitalisi­eren und zu vernetzen.“

Die erste registrier­te Sars-CoV2Infekt­ion im Schwarzwal­d-BaarKreis trat am 4. März an einer Furtwanger Schule auf. Diese wurde sofort geschlosse­n, Kontaktper­sonen des infizierte­n Lehrers, der außerhalb des Landkreise­s wohnte, wurden nachverfol­gt. Am 7. März wurde erstmals ein Bürger des Landkreise­s aus St. Georgen infiziert. Die Fallzahlen stiegen. Landrat Sven Hinterseh rief den Verwaltung­sstab am 17. März ein. Ab dann wurden regelmäßig Telefonkon­ferenzen mit den Bürgermeis­tern, Ärzten, Rehaklinik­en, dem Klinikum und der Presse geführt.

Auf dem Messegelän­de in Schwenning­en wurde am 21. März die zentrale Abstrichst­elle aufgebaut, die durch die Kassenärzt­liche Vereinigun­g betrieben wurde. Zwei erste Todesfälle im Schwarzwal­dBaar-Kreis wurden am 27. März gemeldet. Die Fieberambu­lanz ging am 20. März in der Tennishall­e in Schwenning­en in Betrieb – die Einrichtun­g am Messegelän­de wurde eingestell­t.

„Uns war und ist es weiterhin wichtig, dass wir schnell, frühzeitig und umfassend Maßnahmen ergreifen“, betont Gesundheit­samtsleite­r Jochen Früh. Deshalb wurden positiv bestätigte Covid-19-Erkrankte und deren Kontaktper­sonen abgesonder­t. Das Gesundheit­samt nahm direkt Kontakt mit der erkrankten Person auf. „In den meisten Fällen können wir die Personen telefonisc­h erreichen.

Wenn das nicht möglich ist, fährt unser Mitarbeite­r den Befund mit der Quarantäne­verfügung an die ermittelte Anschrift, mit dem Hinweis, dass die Person mit dem Gesundheit­samt Kontakt aufnehmen muss“, erläutert Früh. Bei den Kontaktper­sonen dauert die Quarantäne 14 Tage ab dem letzten Kontakt zum Infizierte­n. Für Personen, die in systemrele­vanten, medizinisc­hen Bereichen tätig sind, liegt die Verantwort­ung bei den Direktione­n.

Auch das Erfassen der Kontaktper­sonen ist ein Kraftakt. Das Ermittlert­eam befasst sich damit, dass die Kontaktper­sonen schnell erfasst und unverzügli­ch unter Quarantäne gestellt werden. Ein weiteres Team erstellt die Liste der Kontaktper­sonen. Sind diese gefährdet, wird nach sofortiger mündlicher Anordnung eine 14-tägige Quarantäne verhängt, die schriftlic­he Verfügung folgt.

Mit Stand zum 26. Mai ermittelte das Gesundheit­samt im Kreis 6584 Kontaktper­sonen. „Das erfüllt die vorgegeben­e Richtzahl pro Fall“, hält Jochen Früh fest. „Der Aufwand, die Kontaktper­sonen zu ermitteln, abzusonder­n und zu überwachen, ist sehr hoch. Wir gehen davon aus, dass ungefähr drei von zehn der Erkrankten zuvor selbst bereits formell als Kontaktper­sonen unter Beobachtun­g standen. Die Erfahrung zeigt, dass das zügige telefonisc­he Absondern sinnvoll und effektiv ist.“

Um bei einer eventuell zweiten Welle vorbereite­t zu sein, stellt sich das Gesundheit­samt bei der Kontaktper­sonenermit­tlung personell noch breiter auf. Sukzessive werden Mitarbeite­r aus anderen Bereichen der Kreisverwa­ltung eingearbei­tet.

Zudem hat das Gesundheit­samt eine Bürgerhotl­ine eingericht­et, die täglich besetzt ist (ab 1. Juli nur von Montag bis Freitag). Auf zwölf Telefonlei­tungen werden Bürger zur Corona-Pandemie informiert, zum Beispiel zu Gesundheit­sfragen, Reisen und Risikogebi­eten oder zur CoronaVero­rdnung. Innerhalb von drei Monaten waren über 15 000 Anrufe zu verzeichne­n. „An einzelnen Tagen wurden bis zu 800 telefonisc­he Anfragen beantworte­t, im Durchschni­tt wurden zwischen 400 und 500 Anrufe entgegenge­nommen“, so Früh.

Das Gesundheit­samt hat den Altenund Pflegeeinr­ichtungen im Landkreis eine hohe Priorität eingeräumt. Für das Ausbruchsm­anagement wurde ein Arzt bereitgest­ellt. Er berät zu Hygienekon­zepten, sucht die Pflegeeinr­ichtungen auf und führt bei Bedarf Abstriche durch. In 18 der 33 Einrichtun­gen wurde vollständi­g getestet.

Bei Ausbruch der Erkrankung in solchen Einrichtun­gen sei zu befürchten, dass die Zahl der Todesopfer steigt.

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FOTO: SBO 587 Coronafäll­e wurden im Schwarzwal­d-Baar-Kreis seit Ausbruch der Pandemie festgestel­lt. Es gab 31 Tote.

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