Gränzbote

Superhelde­n und Normalos

Ein Überblick über den Serien-Nachschub der Streamingd­ienste im Juli

- Von Felicitas Kleiner

Obwohl die Kinos nach und nach wieder öffnen, setzen viele Zuschauer weiter auch auf die Angebote der Streamingd­ienste. Die bieten im Juli eine Mischung aus Superhelde­n, Flüchtling­sdramen und vielen Krimis. Von deutscher Seite kommt die zweite Staffel der preisgekrö­nten Serie „How to sell drugs online (fast)“.

Superhelde­n sind stark, doch die Corona-Krise war stärker: Im Zuge des Lockdowns ist der Fluss neuer Comicverfi­lmungen ins Stocken geraten. Zahlreiche Kino-Neustarts haben sich von der ersten in die zweite Jahreshälf­te 2020 verschoben: „New Mutants“, ein Ableger des „X-Men“-Franchise, ist nun für 27. August terminiert, „Wonder Woman 1984“für den 1. Oktober. Die „Avengers“-Heldin „Black Widow“soll am 29. Oktober ihren Solo-Auftritt haben, und „Morbius“, der erste Film um den gleichnami­gen vampirisch­en Antihelden aus dem Marvel-Universum, wurde gar aufs Frühjahr 2021 geschoben.

Eine Wartezeit, die sich Genrefans durch Serien versüßen können, schließlic­h funktionie­ren Superhelde­n-Stoffe auch im Heimkino. Und dank der erzähleris­chen Spielräume des seriellen Erzählens präsentier­en sich sie sich nicht selten vielschich­tiger als die Blockbuste­r-Filme.

Zu den schönen Entdeckung­en in dieser Hinsicht gehörte 2019 „The Umbrella Academy“, eine Adaption der gleichnami­gen Graphic Novels von Gerard Way und Gabriel Ba: Die Serie um ein äußerst dysfunktio­nales Team von Superhelde­n emanzipier­te sich auf kluge Weise von ihrer Comicvorla­ge und verschob den Schwerpunk­t von der gängigen Superhelde­n-vs.-Superschur­ken-Action in Richtung psychologi­sches Familiendr­ama. Nach dem niederschm­etternden Finale, in das Staffel 1 mündete, startet nun am 31. Juli bei Netflix eine neue Staffel, in der die „Umbrella Academy“sich eine zweite Chance verschafft, die Welt – und sich selbst als Familie – zu retten.

Disney+, Streaming-Heimstatt der Superhelde­n-Filme aus dem „Marvel Cinematic Universe“und aus dem „X-Men“-Franchise, hält sich derweil mit Superhelde­n-Serien zurück. „The Falcon and The Winter Soldier“sowie „WandaVison“, die ersten als Disney+ Original angekündig­ten Serien-Spin-offs um „Avengers“-Figuren, sollen zwar noch 2020 starten, doch genaue Termine wurden noch nicht angekündig­t. Und die

Serie „Marvels Agents of S.H.I.E.L.D.“ergänzt Disney+ im Juli lediglich um die 4. und 5. Staffel.

Aber es müssen ja nicht immer Superhelde­n sein. Auch die „Normal People“, normalen Leute, erleben durchaus Erzählensw­ertes. So zum Beispiel in der gleichnami­gen irischen Serie, die am 16. Juli bei Starzplay erscheint: Die Adaption des gleichnami­gen Romans von Sally Rooney kreist um eine wechselvol­le Freundscha­ft und Liebe, beginnend in der Schulzeit eines Jungen und eines Mädchens in einer irischen Kleinstadt bis hin zum Leben als junge Erwachsene in Dublin.

Mit weniger romantisch­en Aspekten der Realität setzt sich die australisc­he Miniserie „Stateless“auseinande­r, ein Herzenspro­jekt der Schauspiel­erin Cate Blanchett, die hier nicht nur eine der Figuren verkörpert, sondern die Serie auch mitproduzi­ert hat. Es geht um ein Flüchtling­s-Auffanglag­er irgendwo in der australisc­hen Wüste, in dem sich die Schicksale von vier Menschen kreuzen. Die Serie startet am 8. Juli auf Netflix.

Außerdem gibt es im Juli reichlich Krimi-Nachschub. Sky wartet mit dem London-noir-Format „Gangs of London“(ab 23. Juli) auf, einer MafiaSerie um blutige Machtkämpf­e und einen Rachefeldz­ug in der Londoner Szene des organisier­ten Verbrechen­s. Einen in den 1990er-Jahren angesiedel­ten Mafia-Stoff um den Kampf gegen die süditalien­ische Cosa Nostra liefert die zweite Staffel der italienisc­hen Serie „Il Cacciatore“, die seit 1. Juli bei Magenta TV zu sehen ist.

Amazon Prime wartet mit einer dritten Staffel der Serie „Absentia“(ab 17. Juli) auf, in der die weibliche Hauptfigur (Stana Katic) erneut ins Netz eines weite Kreise ziehenden Kriminalfa­lls gerät, der auch ihre Familie bedroht. Außerdem setzt Amazon die Serie „Hanna“(ab 3. Juli) um eine zur Elitekämpf­erin ausgebilde­te Jugendlich­e mit einer zweiten Staffel fort. Der Stoff, der an die Filmvorlag­e „Wer ist Hanna“anschließt und diesen in Staffel 1 allzu redundant aufgriff, verspricht nun etwas eigenständ­iger zu werden.

Den Anschluss an einen veritablen Genre-Klassiker sucht die HBOMiniser­ie „Perry Mason“, die die gleichnami­ge, von Schriftste­ller Erle Stanley Gardner ersonnene Anwaltsfig­ur in die Zeit der frühen 1930erJahr­e zurückvers­etzt. Sky zeigt die Serie ab 31. Juli.

Kriminelle­s in absurd-komischem Stil kommt aus Deutschlan­d: Netflix setzt ab 21. Juli die Serie „How to sell drugs online (fast)“mit einer zweiten Staffel fort. Die Kreuzung aus Coming-of-Age-Stoff und Krimikomöd­ie rund um einen Schüler, der zusammen mit einem Kumpel ins Drogengesc­häft einsteigt und von zu Hause aus online zu dealen beginnt, wurde jüngst mit dem Deutschen Fernsehpre­is geehrt. In Staffel 2 müssen sich Moritz (Maximilian Mundt) und Lenny (Danilo Kamperidis) nicht nur mit dem Ausbau ihres zweifelhaf­ten Business im Darknet herumschla­gen, sondern auch noch mit dem ganz normalen Wahnsinn des Abitur-Jahres.

 ?? FOTO: NETFLIX ?? Moritz (Maximilian Mundt, links) und sein Freund Lenny (Danilo Kamperidis) müssen sich in der zweiten Staffel von „How to sell drugs online (fast)“mit dem zweifelhaf­ten Ausbau ihres Geschäfts im Darknet herumschla­gen – und nebenher noch ganz banal das Abitur bestehen.
FOTO: NETFLIX Moritz (Maximilian Mundt, links) und sein Freund Lenny (Danilo Kamperidis) müssen sich in der zweiten Staffel von „How to sell drugs online (fast)“mit dem zweifelhaf­ten Ausbau ihres Geschäfts im Darknet herumschla­gen – und nebenher noch ganz banal das Abitur bestehen.

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