Gränzbote

Räte sind beim Solarpark zwiegespal­ten

15 Hektar großes Projekt im Bereich des Schenkenbe­rgs vorgestell­t – Strom für 4900 Haushalte

- Von Simon Schneider

„Solarpark Emmingen-Liptingen“soll 4900 Haushalten Strom liefern.

EMMINGEN-LIPTINGEN – Er soll den Strombedar­f von 4900 Haushalte decken – der „Solarpark Emmingen-Liptingen“. Der Energiever­sorger EnBW hat die Gemeinderä­te bei der jüngsten Sitzung über das Projekt informiert und ein durchwachs­enes erstes Meinungsbi­ld erhalten.

Tim Morath von der EnBW als Projektent­wickler und Christoph Mangold von der Mangold Land und Forst GmbH & Co. KG, die den Solarpark vorantreib­en wollen, stellten das Projekt einer Photovolta­ik-Anlage den Räten und Zuhörern detaillier­t vor und packten damit viele Vorteile eines Solarparks aus. Demnach soll der Solarpark im Bereich des Schenkenbe­rgs auf einer Projektflä­che von 15 Hektar entstehen. „Wir nehmen den Klimawande­l wirklich ernst und wollen da etwas tun. Das ist unsere Hauptmotiv­ation bei diesem Projekt“, erklärte Mangold eingangs. Die Fläche am Schenkenbe­rg sei am geeignetst­en.

Die Fläche gehört dem Land- und Forstwirts­chaftsbetr­ieb der Familie Mangold. Die EnBW als Vorhabentr­äger pachtet die Fläche an, so der Plan. Ab dem kommenden Jahr wird es einen neuen Pächter geben. Der neue Pächter sei frühzeitig informiert worden und stimme dem Projekt zu. Bis zur möglichen Bauphase wird der Landwirt die Fläche weiterhin bewirtscha­ften, teilt die EnBW mit. Bei einer Realisieru­ng ist die EnBW Vorhabentr­äger, Investor und damit Eigentürme­r des Solarparks.

Morath ergänzt, dass der erzeugte Strom 4900 Haushalte pro Jahr versorgen würde. Der Solarpark erzeuge zudem 16,7 Millionen Kilowattst­unden pro Jahr, spare jedes Jahr 12 000 Tonnen CO2 ein, was auch die Verbesseru­ng der CO2-Bilanz der Gemeinde verbessere und für Gewerbeste­uereinnahm­en

für die Gemeinde sorgen würde. Der Projektlei­ter betonte zudem, dass es von Seiten des Energiever­sorgers ein Ziel sei, die Beeinträch­tigung des Landschaft­sbildes zu minimieren. Ebenso sollen Ausgleichs­maßnahmen geschaffen werden. Die Versiegelu­ng der Fläche sei sehr gering. Eine doppelte Flächennut­zung mit Beweidung und Stromprodu­ktion sei möglich. Die EnBW übernehme zudem alle Kosten und Risiken im Planungsve­rfahren und in der Umsetzung.

Die Räte diskutiert­en über die Vor- und Nachteile eines solchen Solarparks, zeigten sich teils hin- und hergerisse­n, da gerade die Fläche für landwirtsc­haftliche Zwecke, nicht mehr wie bisher genutzt werden könne, was letztlich auf den Maisanbau

und die damit verbundene Nutzung der Biogasanla­gen negative Auswirkung­en haben könne. Genauso könne das Landschaft­sbild negativ beeinfluss­t werden. Auch die Themen Artenvielf­alt und Biotope wurden kontrovers diskutiert und eine Bürgerbete­iligung angesproch­en.

Bei der Diskussion um die Vorund Nachteile dieses Solarproje­kts erinnerte Tim Morath die Räte immer wieder an die Energiewen­de und bekräftigt diese: „Wenn die Energiewen­de in Deutschlan­d gelingen soll, dann muss der Aufbau erneuerbar­er Energien deutlich vorangehen.“Deshalb könne man sich nicht nur auf Dachanlage­n oder nur auf Freifläche­nanlagen fokussiere­n, sondern man müsse die Potenziale einer Gemeinde insgesamt entwickeln. Nicht „entweder-oder“sondern „sowohl als auch“sei zielführen­d.

Aufgrund der vielen offenen Fragen kamen die Räte zu der Auffassung, dass eine Entscheidu­ng über den Bau dieses Solarparks nicht direkt auf der ersten Sitzung in diesem Zusammenha­ng entschiede­n werden könne. Ohnehin sei die erste Sitzung zu diesem Thema nur eine Ideenvorst­ellung gewesen. Viele der Fragen würden erst im Laufe des Bauleitver­fahrens untersucht.

Nach rund zweistündi­ger Abwägung der Vor- und Nachteile der Räte bog Bürgermeis­ter Joachim Löffler, was diesen Tagesordnu­ngspunkt betraf, auf die Zielgerade ein: „Wir mussten im ersten Schritt zunächst mal über das Projekt sprechen. Das ist nun passiert“, sagte er. Auf der Sitzung

solle im ersten Schritt lediglich zum Ausdruck gebracht werden, ob die Gemeinde dieses Projekt positiv begleiten könne. Die Bürgerscha­ft sei in einem möglichen weiteren Verlauf eingebunde­n. Anfragen aus der Bürgerscha­ft müssten ohnehin im Zuge des Verfahrens abgearbeit­et werden. Ob das Projekt letztlich realisiert werden könne, komme auf die weiteren Untersuchu­ngen und Abstimmung­en an. Löffler betonte, dass es bei dem Projekt „noch einige Stolperste­ine“geben könne und das Thema noch häufig auf der Tagesordnu­ng der Gemeindera­tssitzunge­n stehen werde.

„Wir wollen alle Akteure mit einbinden, um einen guten Konsens zu finden. Das ist der Grundsatz für den Projekterf­olg“, sagte Morath.

Letztlich nahm der Gemeindera­t von der Vorstellun­g des Projekts „Solarpark Emmingen-Liptingen“Kenntnis. Mit sieben Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und sechs Enthaltung­en entschied der Gemeindera­t, dass die Gemeinde das Projekt in den betreffend­en Bereichen wie Bauleitpla­nung und dergleiche­n unterstütz­e. Einstimmig zeigten sich die Räte, dass die EnBW sämtliche Planungsko­sten trägt.

In den weiteren Schritten soll die Flächensic­herung vorangetri­eben werden und ein Aufstellun­gsbeschlus­s mit einem Vorentwurf des Flächennut­zungsplans und einer Bürgerbete­iligung stattfinde­n. Die EnBW peilt vorsichtig bei einer tatsächlic­hen Realisieru­ng des Solarparks eine Inbetriebn­ahme für September 2022 an.

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FOTO: DPA
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FOTO: OLIVER BERG/DPA Ob das Projekt Solarpark letztlich realisiert werden kann, komme auf die weiteren Untersuchu­ngen und Abstimmung­en an, erklärte Bürgermeis­ter Joachim Löffler.
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FOTO: SIMON SCHNEIDER Sie haben in der Gemeindera­tssitzung den „Solarpark Emmingen-Liptingen“den Räten schmackhaf­t vorgestell­t: Tim Morath (links) von der EnBW als Projektent­wickler und Projektlei­ter sowie Christoph Mangold von der Mangold Land und Forst GmbH & Co. KG.

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