Ohne Glasfaser geht es am Ende nicht
Die Coronakrise macht deutlich, wie wichtig schnelles Internet ist
ALDINGEN/REGION - Die CoronaZeit hat viele Arbeitnehmer ins Home-Office geschickt, Firmen haben ihre Meetings plötzlich online abgehalten und digitale Arbeitsverfahren haben einen deutlichen Schub erhalten. Für all das braucht es eine Voraussetzung: Schnelles Internet.
Gerade in ländlichen Regionen mit starker Industrie wie dem Tuttlinger Landkreis ist das ein Problem. Denn für schnelles Internet müssen Glasfaserkabel in die Erde.
„Diese Kabel sollen die Zukunft des Internets nicht nur in der Region darstellen, sondern weltweit“, erzählt Frank Baur von der Breitbandinitiative des Landkreises Tuttlingen, kurz BIT. Diese kommunale Anstalt entstand 2015 durch einen Zusammenschluss der Gemeinden. Ihr Ziel ist es dafür zu sorgen, dass jeder Haushalt einen Anschluss an das Glasfasernetz bekommt. Die Glasfaserkabel ermöglichen deutlich höhere Geschwindigkeiten beim Datentransport.
Frank Baur erklärt: „In der Glasfaserleitung wird die Information mit Licht in einem Leiter übertragen, das passiert in Lichtgeschwindigkeit ohne Verluste.“In Kupferleitungen fließen die Informationen dagegen mit Strom. „Der ist aber immer Widerständen unterworfen“, erklärt Baur.
Die Datenmengen moderner Internetgeräte machen immer höhere Geschwindigkeiten notwendig. „Ich schätze, dass 2025 ein normaler Haushalt eine Kapazität von einem Gigabit pro Sekunde benötigen wird“, sagt Frank Baur. Insbesondere Smarthomes, also Häuser, in denen sich immer mehr per Internet steuern lässt, seien da ausschlaggebend.
In der Industrie sei der Glasfaserbedarf dagegen noch größer, gerade durch die Coronakrise würde jetzt noch mehr digitalisiert.
Eine Gemeinde, die mit dem Tun der BIT zufrieden ist, ist Aldingen. Der Bürgermeister, Ralf Fahrländer, meint: „Dadurch haben wir jetzt einfach den Anschluss und sind für die Zukunft gerüstet.“Im Moment sei in Aldingen noch das Angebot von Vodafone sehr gut. Mit bis zu 400
MBit/s kommt hier das Internet über Fernsehleitungen in die Häuser. „Das wird aber in der Zukunft nicht reichen“meint Fahrländer.
Deshalb verlege man schon jetzt Glasfaser. Was den Bürgermeister ärgert: „Da entstehen im Moment viele Doppelstrukturen. Wenn wir mit der BIT Glasfaser verlegen kommen die privaten Versorger und verlegen plötzlich ihre Leitungen auch.“Volkswirtschaftlich müsse man sich da schon an den Kopf fassen.
Telekom-Sprecherin Lena Raschke bestätigt: „Wir bauen im Moment ein Gewerbegebiet in Aldingen mit Glas aus.“Bei diesen Entscheidungen spiele es immer eine Rolle wie hoch das Kundenpotential in einer Region sei, nur so werde der Ausbau wirtschaftlich.
Bei der Verlegung dieser Kabel gilt in Baden-Württemberg der Grundsatz, dass öffentliche Träger nur dort aktiv werden dürfen, wo private Netzversorger wie etwa die Telekom oder Vodafone das nicht in absehbarer Zeit möchten. „Wir haben damals nachgefragt, wann die Versorger die Glasfaser im Landkreis Tuttlingen angehen, die konnten uns aber nicht versprechen, dass das bald passiert“, erzählt Baur. Damit war der Weg frei für die BIT.
Die plant die Glasfaserverlegung, vergibt die Bauaufträge und berät die Gemeinden, wenn es um Fördermittel geht. Die Kommunen müssen den Anschluss aber natürlich trotzdem auch selbst finanzieren. „Für die mit wenig Einnahmen sind das trotz Förderung immer noch hohe Summen“, sagt Baur. Über 250 Kilometer Backbone-Leitung habe man bereits verlegt.
Außerdem verpachtet die BIT die fertigen Glasfaserkabel an den Betreiber Netkomm, bei dem die Kunden dann ihre Breitbandverträge erhalten können.
Die privaten Netzversorger haben in der Region eigene Kabelglasfaserprojekte, setzen aber auch auf schnellen Mobilfunk, um Breitband zu den Kunden zu bringen. Wie das funktioniert, wie die Projekte der privaten Versorger mit denen der BIT konkurrieren und wo im nächsten Jahr tatsächlich Glasfaser an die Häuser kommt, das erklären wir im nächsten Teil unserer Serie.