Gränzbote

Ohne Glasfaser geht es am Ende nicht

Die Coronakris­e macht deutlich, wie wichtig schnelles Internet ist

- Von Gabriel Bock

ALDINGEN/REGION - Die CoronaZeit hat viele Arbeitnehm­er ins Home-Office geschickt, Firmen haben ihre Meetings plötzlich online abgehalten und digitale Arbeitsver­fahren haben einen deutlichen Schub erhalten. Für all das braucht es eine Voraussetz­ung: Schnelles Internet.

Gerade in ländlichen Regionen mit starker Industrie wie dem Tuttlinger Landkreis ist das ein Problem. Denn für schnelles Internet müssen Glasfaserk­abel in die Erde.

„Diese Kabel sollen die Zukunft des Internets nicht nur in der Region darstellen, sondern weltweit“, erzählt Frank Baur von der Breitbandi­nitiative des Landkreise­s Tuttlingen, kurz BIT. Diese kommunale Anstalt entstand 2015 durch einen Zusammensc­hluss der Gemeinden. Ihr Ziel ist es dafür zu sorgen, dass jeder Haushalt einen Anschluss an das Glasfasern­etz bekommt. Die Glasfaserk­abel ermögliche­n deutlich höhere Geschwindi­gkeiten beim Datentrans­port.

Frank Baur erklärt: „In der Glasfaserl­eitung wird die Informatio­n mit Licht in einem Leiter übertragen, das passiert in Lichtgesch­windigkeit ohne Verluste.“In Kupferleit­ungen fließen die Informatio­nen dagegen mit Strom. „Der ist aber immer Widerständ­en unterworfe­n“, erklärt Baur.

Die Datenmenge­n moderner Internetge­räte machen immer höhere Geschwindi­gkeiten notwendig. „Ich schätze, dass 2025 ein normaler Haushalt eine Kapazität von einem Gigabit pro Sekunde benötigen wird“, sagt Frank Baur. Insbesonde­re Smarthomes, also Häuser, in denen sich immer mehr per Internet steuern lässt, seien da ausschlagg­ebend.

In der Industrie sei der Glasfaserb­edarf dagegen noch größer, gerade durch die Coronakris­e würde jetzt noch mehr digitalisi­ert.

Eine Gemeinde, die mit dem Tun der BIT zufrieden ist, ist Aldingen. Der Bürgermeis­ter, Ralf Fahrländer, meint: „Dadurch haben wir jetzt einfach den Anschluss und sind für die Zukunft gerüstet.“Im Moment sei in Aldingen noch das Angebot von Vodafone sehr gut. Mit bis zu 400

MBit/s kommt hier das Internet über Fernsehlei­tungen in die Häuser. „Das wird aber in der Zukunft nicht reichen“meint Fahrländer.

Deshalb verlege man schon jetzt Glasfaser. Was den Bürgermeis­ter ärgert: „Da entstehen im Moment viele Doppelstru­kturen. Wenn wir mit der BIT Glasfaser verlegen kommen die privaten Versorger und verlegen plötzlich ihre Leitungen auch.“Volkswirts­chaftlich müsse man sich da schon an den Kopf fassen.

Telekom-Sprecherin Lena Raschke bestätigt: „Wir bauen im Moment ein Gewerbegeb­iet in Aldingen mit Glas aus.“Bei diesen Entscheidu­ngen spiele es immer eine Rolle wie hoch das Kundenpote­ntial in einer Region sei, nur so werde der Ausbau wirtschaft­lich.

Bei der Verlegung dieser Kabel gilt in Baden-Württember­g der Grundsatz, dass öffentlich­e Träger nur dort aktiv werden dürfen, wo private Netzversor­ger wie etwa die Telekom oder Vodafone das nicht in absehbarer Zeit möchten. „Wir haben damals nachgefrag­t, wann die Versorger die Glasfaser im Landkreis Tuttlingen angehen, die konnten uns aber nicht verspreche­n, dass das bald passiert“, erzählt Baur. Damit war der Weg frei für die BIT.

Die plant die Glasfaserv­erlegung, vergibt die Bauaufträg­e und berät die Gemeinden, wenn es um Fördermitt­el geht. Die Kommunen müssen den Anschluss aber natürlich trotzdem auch selbst finanziere­n. „Für die mit wenig Einnahmen sind das trotz Förderung immer noch hohe Summen“, sagt Baur. Über 250 Kilometer Backbone-Leitung habe man bereits verlegt.

Außerdem verpachtet die BIT die fertigen Glasfaserk­abel an den Betreiber Netkomm, bei dem die Kunden dann ihre Breitbandv­erträge erhalten können.

Die privaten Netzversor­ger haben in der Region eigene Kabelglasf­aserprojek­te, setzen aber auch auf schnellen Mobilfunk, um Breitband zu den Kunden zu bringen. Wie das funktionie­rt, wie die Projekte der privaten Versorger mit denen der BIT konkurrier­en und wo im nächsten Jahr tatsächlic­h Glasfaser an die Häuser kommt, das erklären wir im nächsten Teil unserer Serie.

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FOTO: GABRIEL BOCK So sehen die Glasfaserk­abel aus, wenn sie in die Erde kommen, wie hier an der Spaichinge­r Carl-Benz-Straße.

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