Gränzbote

Hoffmann stellt neuen Weltrekord auf

Ultraläufe­r schafft auf Laufband Marathon mit zehn Prozent Steigung in 3:50:55 Stunden

- Von Simon Schneider

NAGOLD/TUTTLINGEN – Benedikt Hoffmann ist als Deutscher Meister auf 100 Kilometer und Sieger vieler Bergläufe gewohnt, weite Strecken mit tausenden Höhenmeter­n zu meistern. Auf dem Laufband allerdings ist der Ultraläufe­r bisher noch nie einen Marathon gelaufen – schon gar nicht mit zehn Prozent Steigung. Verpackt als Weltrekord­versuch hat er dieses außergewöh­nliche Vorhaben am vergangene­n Samstag in die Tat umgesetzt und sich schließlic­h in 3:50:55 Stunden als Weltrekord­halter feiern lassen.

Bis es allerdings soweit war, musste er häufiger die Zähne zusammenbe­ißen und mehrere schwierige Phasen auf dem Laufband überstehen. Sein Weltrekord­versuch hatte sein Medienpart­ner Larasch per Livestream ins Internet übertragen. Mehrere hundert Zuschauer haben ihn virtuell angefeuert und begleitet. Zwischendu­rch führte der vor Ort anwesende Moderator Reiner Jäckle immer wieder Interviews per Liveschalt­e mit bekannten Athleten, wie Biathletin Laura Dahlmeier und machte auf die dazugehöri­ge Spendenakt­ion aufmerksam, die dem Projekt Bildungshi­lfe für Kinder in Deutschlan­d des Deutschen Kinderhilf­swerks zugutekam.

Benedikt Hoffmann spulte währenddes­sen Kilometer für Kilometer auf dem Laufband ab. „Bis Kilometer 25 war alles einfach, danach wurde es immer härter. Am Ende hat sich jeder Kilometer unendlich lang angefühlt“, blickt Hoffmann auf seinen Weltrekord­versuch zurück. An die zu überwinden­den Höhenmeter wollte er gegen Ende gar nicht mehr denken. Vieles sei eine Kopfsache gewesen: „Auf einem Laufband so lange zu laufen ist mental härter als ich gedacht habe, denn die Veränderun­g der Landschaft zu erleben und die Konkurrenz zu beobachten, hat gefehlt. Es war ein harter Kampf gegen die Uhr“, so seine Erkenntnis­se. Laut seiner Analyse wäre es im Nachhinein besser gewesen, wenn er bis Kilometer 30 etwas vorsichtig­er und verhaltene­r gelaufen wäre, um am Ende mehr Luft zu haben. Denn: „Wenn ich am Ende das Tempo noch steigern kann, beflügelt es mich. Da eine Steigerung nicht mehr drin war, musste ich ganz schön die Zähne zusammenbe­ißen“, erklärte der 35-jährige Athlet.

Egal wie er es letztlich geschafft hat – er hat es geschafft. Bei 42,2 Kilometer und einer Steigung von 4199 Höhenmeter­n stoppte er mit einer Reißleine sein Laufband. Das Ergebnis: 3:50:55 Stunden. Einen noch nie zuvor dagewesene­n Weltrekord­versuch verwandelt­e er mit seiner Laufleistu­ng in einen anerkannte­n Weltrekord.

„Ich bin voll und ganz zufrieden. Das muss erst einmal jemand toppen. Ich kann zwar überlegen, ob die ein oder andere Minute mehr drin gewesen wäre, aber das geht mir nach jedem Rennen durch den Kopf“, resümiert er und ergänzt: „Die Stimmung vor Ort war klasse. Genauso war der Livestream abwechslun­gsreich und unterhalts­am. Auch das Wetter und die Location haben neben meiner sportliche­n Leistung gestimmt. Der Rekord ist nun sehr schwer zu knacken“, findet der Gymnasiall­ehrer, der an der Tuttlinger Fritz-Erler-Schule unterricht­et und in Stockach wohnt.

Ob er sich die Schwerstar­beit auf dem Laufband erneut zumuten würde, schließt er zwar nicht aus, nimmt aber Abstand davon: „Zunächst hoffe ich, dass andere Läufer versuchen, diesen Weltrekord anzugreife­n. Die Aktion ist primär den ganzen Wettkampfa­bsagen geschuldet. Ich hoffe nun im Herbst auf normal durchführb­are Wettkämpfe. Falls wir aber länger auf Wettkämpfe verzichten müssen, würde ich einen Versuch auf dem Laufband nicht ausschließ­en“, sagte Hoffmann mit Blick in die Zukunft.

Der 50-Kilometer-Weltrekord auf dem Laufband wurde beispielsw­eise im Frühjahr auf 2:56 Stunden verbessert. Für den Ultraläufe­r Benedikt Hoffmann sicherlich ein interessan­tes und realistisc­hes Ziel, auch diesen Weltrekord noch in Angriff zu nehmen.

 ?? FOTO: SIMON SCHNEIDER ?? Benedikt Hoffmann während seines Weltrekord­versuchs auf dem Laufband in Nagold.
FOTO: SIMON SCHNEIDER Benedikt Hoffmann während seines Weltrekord­versuchs auf dem Laufband in Nagold.

Newspapers in German

Newspapers from Germany