Mehr Zeit bis zur Katastrophe
Zu „Kohleausstieg nun amtlich“(4.7.): Bei dem deutschen Kohleausstieg sehe ich eine Parallele zum früheren Atomausstieg. Auch dort hat eine sehr aktive Minderheit dafür gekämpft, dass alle unsere Kernkraftwerke abgeschaltet wurden, während um uns herum weiter Atommeiler aktiv sind und noch weitere gebaut werden. Der Umwelt hat es nichts gebracht, außer dass wir jetzt Weltmeister bei den Strompreisen sind. Bei dem Kohleausstieg werden wir auch wieder richtig viel bezahlen müssen. Wenigstens wird damit das Weltklima etwas verbessert. Aber nur ein Beispiel: Was ist mit den 950 neuen Kohlekraftwerken in Afrika, die dort in Planung sind und teilweise schon gebaut werden? Der Klimawandel ist ein globales Thema. Die Ursache dafür ist das rapide Wachstum der Weltbevölkerung. Die Symptome wie Erderwärmung, Klimakatastrophen, Nahrungs- und Trinkwasserverknappung, Artensterben, Arbeitslosigkeit, Kriege, Migration und andere bekommen wir jetzt schon zu spüren. Es ist falsch, wenn nur wir 80 Millionen Bundesbürger oder 427 Millionen EU-Bürger Maßnahmen ergreifen und bei den anderen 7000 Millionen Weltbürgern auf die Souveränität der Staaten, in denen sie leben, verwiesen wird. Mit unserem Kohleausstieg verlängern wir nur die Zeit bis zur Katastrophe. Eberhard Biermann, Ravensburg
Strombedarf nicht gedeckt
Zum Leitartikel „Ohne Einstieg kein Ausstieg“(4.7.):
Die derzeit bestehenden Windräder und Solaranlagen decken bei Dunkelflaute etwa drei Prozent des Strombedarfs, nicht unseres gesamten Energiebedarfs. Das sind dann rund 0,3 Prozent beim derzeitigen Industriestandard. Der erwartete Bedarf zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ist in den drei Prozent nicht mitgerechnet. Speicher auch nur für einen Tagesbedarf der ganzen Republik erscheinen derzeit utopisch. Entweder finden also unsere Politiker Mittel und Wege, die Naturgesetze und den Unwillen der Bevölkerung außer Kraft zu setzen, oder die materialverarbeitende Industrie deutlich zu reduzieren.
Udo Nimmerrichter, Friedrichshafen
Lösungen machen Gesellschaft stark
Zu „Tausende Biker protestieren gegen Fahrverbote“(6.7.):
Wollen die Damen und Herren mit beginnenden Massen-Motorradveranstaltungen und Abwiegeln durch Totschlagsargumente wie „Generalverdacht“oder „Wir haben ein Recht dazu“und so weiter die definitiv seit Jahren ansteigenden Probleme Lärm, noch mehr Verkehr, Umwelt, Rasen, Unfalltote lösen? Als Teil dieser Gesellschaft können sie: Überlastete Strecken meiden, Auspuff nicht umbauen, einen Niedrigtourer kaufen beziehungsweise ihren Motor nicht hochjubeln, mit angepasster Geschwindigkeit fahren, große Fahrgruppen aufteilen. Sie können sich alle gegenseitig animieren, genau diese Punkte zu tun und damit den tags und nachts Leidenden weniger auf die Nerven gehen, was auf Dauer krank machen kann. Motorradfahren ist nicht lebenswichtig. Mit Vernunft, ohne Schwarzepeterspiel und
Machtdemonstration kann es aber für alle erträglicher werden. Freude aneinander und miteinander, Wohlwollen und gute Lösungen macht eine Gesellschaft stark. Also, voran. Kurt Jürgen Göhl, Argenbühl
Auch mit leisen Maschinen schön
Zum selben Thema:
In Zeiten von Corona sollte man meinen, dass manche Gesellschaftsgruppen ihr bisheriges Verhalten überdenken und hinterfragen. Themen gibt es genug: Fleischherstellung, Kreuzfahrten, Billigflieger et cetera. Auch die Biker müssen sich fragen, ob es ihr verbrieftes Grundrecht ist, Mitmenschen mit Krach, Gestank und Abgasen zu belästigen. Nur weil sie ihrem Hobby auf Kosten der Nerven und Gesundheit der Anwohner, weiter unbehindert frönen wollen, gehen sie sogar auf die Straße und protestieren. Man stelle sich das vor! Wenn ich zu Hause meine Stereoanlage auf volle Lautstärke drehe und die Fenster öffne, steht innerhalb kurzer Zeit die Polizei vor der Tür wegen Lärmbelästigung. Wieso muss oder darf ein Motorrad so infernalisch laut sein. Wieso kann man bei der TÜV-Abnahme nicht auch eine Lärmmessung machen. Wieso gibt es keine Kontrollen ähnlich der Tempomessung? Tempolimits auf beliebten Motorradstrecken? Der Verkehrsminister wird es sicher nicht regeln, schickt die CSU doch seit Jahren nur Amateure und Bremser in dieses Ministerium. Vernunft und Rücksicht sind gefragt. Motorradfahren ist sicher auch mit leisen Maschinen schön.
Ottmar Michalk, Bad Waldsee
Für viele nur eine Äußerlichkeit
Zu „Ausgeglaubt“(8.7.):
Der Artikel über die Kirchenaustritte ist so symptomatisch wie das Thema
an sich. Zigmal wird von Unzulänglichkeiten der Kirchen und deren Geistlichkeit gesprochen, aber nur dreimal von Gott. Vom Fundament des christlichen Glaubens, der Bibel, ist gar nicht die Rede, bis auf den letzten Satz: „Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium zu verkünden ...“Doch gerade das wird vernachlässigt. Der Historiker Wolffsohn hingegen hatte zur Ursache gesagt: „Die Mehrheit der Deutschen ist religiöschristlich eher analphabetisch.“Dabei enthalten das Alte und Neue Testament der Bibel eine Fülle von nützlichen und spannenden historischen Berichten, die unstrittig zur Weltliteratur gehören und dazu noch zur Erziehung in der Gerechtigkeit nützlich beitragen. Wenn man davon aber keine Ahnung hat, wie soll da eine Bindung zu Gott und Glauben entstehen? Somit ist Religion für die meisten Leute nur eine Äußerlichkeit, von der man sich leicht löst. Gerhard Wagner, Isny
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