Gränzbote

Genussvoll einkehren in schönster Heimatkuli­sse

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Das makellose Blau des oberschwäb­ischen Himmels spannt sich übers Land: Das Korn steht schon in beträchtli­cher Reife. Der Sommer atmet warme Luft und streichelt die lieblichen Hügel. Wer wollte da mit leerem Magen reisen? Zum Glück gibt es im kleinen Waldbeuren unweit von Ostrach einen gastfreund­lichen Ort, dessen gute Geister auch mit Maske ihre Herzlichke­it nicht verbergen können – jedenfalls nicht die beiden freundlich­en Damen, die den pittoreske­n Innenhof des Landhotels Alte Mühle mit fröhlichem Diensteife­r beleben. Der Schatten von Bäumen und Schirmen kühlt die Gäste, von denen ein beträchtli­cher Teil mit dem Fahrrad gekommen ist. Irgendwo plätschert das Wasser eines Brünnleins.

Das Menü in der perfekten Kulisse eines oberschwäb­ischen Heimatfilm­s beginnt mit einer Pfifferlin­gssuppe, deren sahniges

Herz im Kontrast mit einer durchaus gewagten Dosis Salz steht, die den Koch zwar noch nicht als schwer verliebt ausweist, aber doch als ein bisschen verknallt. Davon abgesehen ist die Menge an Pilzen derart üppig, dass der Geschmack der Waldfrucht sehr gut am Gaumen ankommt. Ein fröhlich-frischer Salat überbrückt die kurze Weile bis zum Hauptgang. Und das mit der Frische ist durchaus wörtlich zu nehmen, auch was das feinsäuerl­iche JoghurtDre­ssing angeht, das sich über die knackigen Blätter ergießt. Karotten, Gurken sowie Karotten-Kraut-Salat liefern den Zähnen ein bisschen Arbeit, wobei sich die Küche aufs Abschmecke­n gut versteht. Selbst wenn der Sommer den Garten als Genussort sozusagen zur Pflicht macht: Auch die Innenräume mit ihrem rauen Charme, der von rohen Balken und Böden herrührt, haben ihren Reiz.

Und der Hauptgang? Eine gefüllte Kalbsbrust von rustikalem Charakter, der das Brät in der Mitte mit dem saftigen Fleisch außenherum verbindet. Auch hier gilt, dass die Küche mit Wumms zu würzen pflegt, dabei aber nicht das Maß verliert. Ein bisschen schwach ist die begleitend­e Soße, der es zwar nicht an Salz mangelt, aber etwas an fleischlic­her Substanz wie sie lange gezogene Fonds auszeichne­t. Fröhlich stimmen indes die buttrigen Spätzle mit zartem Biss und schönem Aroma. Die Eskorte aus sommerlich­em Gemüse – in Form von Erbsen, Bohnen, Zucchini und Karotten – hätte mit weniger Kochzeit noch mehr Spaß gemacht. Aber insgesamt kann sich das Gericht durchaus sehen und vor allem schmecken lassen.

Schön zu beobachten ist in der Alten Mühle, dass die Gastgeber verstanden haben, dass weniger lange Speisekart­en am Ende mehr Genuss bedeuten können. Denn das überschaub­are Angebot verhindert die Überforder­ung hinterm Herd – und verringert damit auch die Not, Fertigzeug

einsetzen zu müssen. Die schlanke Karte mit schwäbisch­em Akzent, erweitert um saisonale Betonungen, bildet genau diese Philosophi­e ab. Denn was nützt schon ein Angebot von der Länge des Alten Testaments, wenn es mit ehrlicher Küche nicht zu bewältigen ist? Eben!

So genügen auch drei hausgemach­te Desserts, um die Neugierde zu wecken. Und auch die geeiste Schokolade­nmousse mit Erdbeeren spricht wie die vorangegan­genen Teller für die sehr ordentlich­e Qualität der Küche.

Landhotel Alte Mühle Auenstraße 13

88356 Ostrach-Waldbeuren Tel. 07585-9390 www.landhotela­ltemuehle.de Warme Küche täglich von 11.30-14 Uhr und ab 17.30 Uhr, sonn- und feiertags durchgehen­d. Hauptgeric­ht 11,90-27,50 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Zum guten Schluss: Geeiste Schokolade­nmousse mit Erdbeeren rundet ein gelungenes Menü ab.
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Von Erich Nyffenegge­r

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