Gränzbote

Preisgala im Internet

Ein Königsheim­er Unternehme­n hat beim Mittelstan­dspreis gut abgeschnit­ten

- Von Gabriel Bock

KÖNIGSHEIM/STUTTGART - Glamouröse Ballkleide­r, schicke Smokings, Champagner, Händeschüt­teln, womöglich Küsschen, netter Smaltalk und eine feierliche Stimmung. Das gehört normalerwe­ise alles zu einer Preisverle­ihungsgala. Wegen der Corona-Pandemie ist zur Zeit aber nichts normal. Den Mittelstan­dspreis LEA (Leistung, Engagement, Anerkennun­g), der Unternehme­n für ihr soziales Engagement ehrt, haben das Wirtschaft­sministeri­um, die Caritas und die Diakonie im Land jetzt trotzdem verliehen. Was sonst im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart stattfinde­t, war jetzt ins Internet verlagert.

Moderiert von der Stuttgarte­r Sängerin und Schauspiel­erin Mary Summer, versuchten sich die Veranstalt­er bei der Onlineverl­eihung daran, im Internet das Gefühl einer Gala zu erzeugen.

Dafür starteten die Veranstalt­er den Abend mit einer Video-Konferenz über den Dienst Zoom. Der ermöglicht es, auch viele Teilnehmer per Video in eine Konferenz zu schalten. Dabei kommt dann tatsächlic­h Smalltalk auf, allerdings eben Smalltalk, bei dem von 50 Anwesenden immer nur einer sprechen kann. Ein paar wenige hören zu, der Rest lächelt in die Kamera. Immerhin gibt’s Cocktails. Die können sich alle Teilnehmer selbst mixen, das Rezept schicken die Veranstalt­er per Mail.

Den offizielle­n Teil startet Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut. Sie hat ihr Grußwort vorab als Videobotsc­haft gesendet, fügt an, wegen anderer Termine nicht zur Verleihung kommen zu können. „Besonders in der Corona-Zeit haben wir gesehen, wie wichtig Solidaritä­t und Gemeinsinn sind“, sagt die Ministerin. In den vergangene­n Monaten hätten viele Unternehme­n bewiesen, dass sie ihrer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung nachkommen. „Einige haben ihre Produktion auf wichtige medizinisc­he Güter umgestellt, und eigentlich alle haben sich um den Schutz ihrer Beschäftig­ten vor dem Virus gekümmert.“Sie freue sich über die mehr als 200 eingereich­ten CSRProjekt­e und hoffe, dass sie die Preisträge­r im nächsten Jahr wieder persönlich beglückwün­schen könne.

Dann will Moderatori­n Summer eigentlich die Schirmherr­en des Preises, den evangelisc­hen Landesbisc­hof Jochen Cornelius-Bundschuh und den katholisch­en Erzbischof von Freiburg Stefan Burger, vorstellen. Sie kommt aber nur dazu, die Namen der beiden vorzulesen. Dann sind die Bischöfe zusammen mit Urs Keller, dem Vorstandsv­orsitzende­n

des Diakonisch­en Werks Baden, und Thomas Herkert, dem Vorstandsv­orsitzende­n des Caritasver­bandes der Freiburger Erzdiözese, im Bild zu sehen. Von der Moderatori­n ist aber nichts mehr zu hören.

Dann wendet sie sich an die Zuschauer und beginnt mit einigen Fragen. Sie liest sie ab, spricht die Bischöfe immer staatstrag­end mit vollem Titel an und springt nach jeder

Antwort, ohne darauf einzugehen, direkt zur nächsten Frage.

Die Fragen haben mit dem Mittelstan­d und den Unternehme­n zunächst wenig zu tun. Stattdesse­n fragt Summer die Herren danach, wie die Kirchen in der Corona-Krise zurecht kommen. Das ist zwar spannend, die Versammelt­en sind aber nicht wegen der Kirchen da, sondern wegen der Unternehme­n und deren

Leistungen.

Dann geht es endlich an die Preise. In kurzen Fotopräsen­tationen stellen die Veranstalt­er die Nominierte­n der Unternehme­n in drei Größen-Kategorien vor. In aller Kürze werden die Projekte der Firmen gezeigt, dann folgt direkt die Preisverga­be mit einer kurzen Laudatio.

Nach den Preisverle­ihungen spielt die Moderatori­n aus dem Off künstliche­n Applaus ein, die Kirchenver­treter halten Schilder hoch. Auf denen steht „Bravo“und „Glückwunsc­h“. Virtuelles Konfetti rieselt über den Bildschirm. Und schon geht’s weiter. Summer stellt jedem Nominierte­n eine kurze Frage. Zu den Antworten der Unternehme­r sagt sie dann nichts, sondern springt sofort weiter. Zwischendr­in schiebt die Moderatori­n noch weitere Interviews mit den Kirchenver­tretern.

Da geht es dann noch mehr um die Kirche; und immerhin auch kurz darum, warum der Preis gerade in der Corona-Krise so relevant ist. „Der Preis soll das Bewusstsei­n der Menschen schärfen, dass ohne des Engagement des Mittelstan­ds die Gesellscha­ft viel grauer wäre“, sagt Keller.

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