Preisgala im Internet
Ein Königsheimer Unternehmen hat beim Mittelstandspreis gut abgeschnitten
KÖNIGSHEIM/STUTTGART - Glamouröse Ballkleider, schicke Smokings, Champagner, Händeschütteln, womöglich Küsschen, netter Smaltalk und eine feierliche Stimmung. Das gehört normalerweise alles zu einer Preisverleihungsgala. Wegen der Corona-Pandemie ist zur Zeit aber nichts normal. Den Mittelstandspreis LEA (Leistung, Engagement, Anerkennung), der Unternehmen für ihr soziales Engagement ehrt, haben das Wirtschaftsministerium, die Caritas und die Diakonie im Land jetzt trotzdem verliehen. Was sonst im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart stattfindet, war jetzt ins Internet verlagert.
Moderiert von der Stuttgarter Sängerin und Schauspielerin Mary Summer, versuchten sich die Veranstalter bei der Onlineverleihung daran, im Internet das Gefühl einer Gala zu erzeugen.
Dafür starteten die Veranstalter den Abend mit einer Video-Konferenz über den Dienst Zoom. Der ermöglicht es, auch viele Teilnehmer per Video in eine Konferenz zu schalten. Dabei kommt dann tatsächlich Smalltalk auf, allerdings eben Smalltalk, bei dem von 50 Anwesenden immer nur einer sprechen kann. Ein paar wenige hören zu, der Rest lächelt in die Kamera. Immerhin gibt’s Cocktails. Die können sich alle Teilnehmer selbst mixen, das Rezept schicken die Veranstalter per Mail.
Den offiziellen Teil startet Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Sie hat ihr Grußwort vorab als Videobotschaft gesendet, fügt an, wegen anderer Termine nicht zur Verleihung kommen zu können. „Besonders in der Corona-Zeit haben wir gesehen, wie wichtig Solidarität und Gemeinsinn sind“, sagt die Ministerin. In den vergangenen Monaten hätten viele Unternehmen bewiesen, dass sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. „Einige haben ihre Produktion auf wichtige medizinische Güter umgestellt, und eigentlich alle haben sich um den Schutz ihrer Beschäftigten vor dem Virus gekümmert.“Sie freue sich über die mehr als 200 eingereichten CSRProjekte und hoffe, dass sie die Preisträger im nächsten Jahr wieder persönlich beglückwünschen könne.
Dann will Moderatorin Summer eigentlich die Schirmherren des Preises, den evangelischen Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und den katholischen Erzbischof von Freiburg Stefan Burger, vorstellen. Sie kommt aber nur dazu, die Namen der beiden vorzulesen. Dann sind die Bischöfe zusammen mit Urs Keller, dem Vorstandsvorsitzenden
des Diakonischen Werks Baden, und Thomas Herkert, dem Vorstandsvorsitzenden des Caritasverbandes der Freiburger Erzdiözese, im Bild zu sehen. Von der Moderatorin ist aber nichts mehr zu hören.
Dann wendet sie sich an die Zuschauer und beginnt mit einigen Fragen. Sie liest sie ab, spricht die Bischöfe immer staatstragend mit vollem Titel an und springt nach jeder
Antwort, ohne darauf einzugehen, direkt zur nächsten Frage.
Die Fragen haben mit dem Mittelstand und den Unternehmen zunächst wenig zu tun. Stattdessen fragt Summer die Herren danach, wie die Kirchen in der Corona-Krise zurecht kommen. Das ist zwar spannend, die Versammelten sind aber nicht wegen der Kirchen da, sondern wegen der Unternehmen und deren
Leistungen.
Dann geht es endlich an die Preise. In kurzen Fotopräsentationen stellen die Veranstalter die Nominierten der Unternehmen in drei Größen-Kategorien vor. In aller Kürze werden die Projekte der Firmen gezeigt, dann folgt direkt die Preisvergabe mit einer kurzen Laudatio.
Nach den Preisverleihungen spielt die Moderatorin aus dem Off künstlichen Applaus ein, die Kirchenvertreter halten Schilder hoch. Auf denen steht „Bravo“und „Glückwunsch“. Virtuelles Konfetti rieselt über den Bildschirm. Und schon geht’s weiter. Summer stellt jedem Nominierten eine kurze Frage. Zu den Antworten der Unternehmer sagt sie dann nichts, sondern springt sofort weiter. Zwischendrin schiebt die Moderatorin noch weitere Interviews mit den Kirchenvertretern.
Da geht es dann noch mehr um die Kirche; und immerhin auch kurz darum, warum der Preis gerade in der Corona-Krise so relevant ist. „Der Preis soll das Bewusstsein der Menschen schärfen, dass ohne des Engagement des Mittelstands die Gesellschaft viel grauer wäre“, sagt Keller.