Mundharmonika-Virtuose ersten Ranges ist tot
Trossinger Günther Wertz ist mit 81 Jahren gestorben
TROSSINGEN (pm) - Der Trossinger Günther Wertz ist am vergangenen Mittwoch nach langer Krankheit im 82. Lebensjahr gestorben. Er war ein Mundharmonika-Virtuose ersten Ranges, Weltmeister auf der Chromonica und hat in der Szene bis heute einen Namen.
Geboren am 3. März 1939, lernte Günther Wertz die ersten Töne auf der Mundharmonika in der Familie. Und wie bei sehr vielen Trossingern waren auch der Vater (Karl) und alle drei Geschwister (Elli, Erika und Kurt) in der „Firma“beschäftigt.
Hohner beziehungsweise die Hohner-Chromonica sollten den Lebensweg des musikalischen Buben bestimmen. Als Mitglied des Mundharmonikaorchesters „Hohnerklang“erhielt er Unterricht von Orchesterleiter Hermann Schwarz. Nach Absolvierung der Ausbildung zum Handzuginstrumentenmacher arbeitete er bei Hohner als Akkordeon-Durchprobierer.
1957 wurde er beim Championat in Luxemburg zum weltbesten Mundharmonikaspieler gekürt. Kurz darauf trat er als Nachfolger von Rolf Glass die Stelle des Chromonica-Solisten im OdHH (Orchester des Hauses Hohner) an. Die Konzertreisen des professionellen, von Rudolf Würthner geleiteten Orchesters führten Wertz durch die halbe Welt.
Das abwechslungsreiche Leben als Mundharmonika-Vollzeitprofi war mit Auflösung des Orchesters Ende 1963 zwar abgeschlossen, doch Günther Wertz gab das virtuose Spiel nicht auf. Er gründete das Peros-Quartett, mit dem er große Erfolge feierte, unter anderem mit einem
Auftritt beim „Blauen Bock“, der höchst populären TV-Serie mit Heinz Schenk.
Hauptberuflich war der in der Siedlung aufgewachsene Wertz von 1967 bis 1988 in leitender Funktion bei der Firma Hohner, zuletzt als Betriebsleiter in der Mundharmonika- und Blockflötenfertigung, tätig. Als dort die große Krise herrschte, verabschiedete sich Günther Wertz nach Schwenningen, wo er knapp 15 Jahre bei der „Lebenshilfe“die Behindertenwerkstatt leitete. Der Mundharmonika blieb der umgängliche und immer zu einem Scherz aufgelegte Trossinger bis zum Schluss treu. Sein musikalisch anspruchsvolles Ensemble, die „Oldies“, trat zwar seit einigen Jahren nicht mehr öffentlich auf, doch die Musik gehörte für Günther Wertz zum Leben und so griff er immer wieder zur „Mundharfe“.
Andere Leidenschaften? Früher einmal das Reiten, Jahrzehnte lang, bis ins Alter, das Wohnwagen-Campen. Mit seiner Ehefrau Inge lebte er 58 Jahre in einer harmonischen Ehe in deren elterlichem Haus in der Kapfstraße. Auch das Deutsche Harmonikamuseum hat seinem langjährigen Mitglied viel zu verdanken. Den Werdegang des Museums begleitete Günther Wertz seit den Anfängen mit Rat und Tat – und bisweilen mit ausgezeichneter Mundharmonika-Live-Musik!