Gränzbote

Kultur erobert sich die Bühnen zurück

Ab Ende Juli gibt es wieder Comedy und Lesungen - Originelle Lösungen helfen Abstände einzuhalte­n

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Das städtische Kulturprog­ramm Trossingen­s soll aus der Corona-Starre erwachen. Ab Ende Juli wird es wieder Comedy-Veranstalt­ungen und Lesungen geben. Auf Konzerte und Musiktheat­er muss das Publikum jedoch noch warten und auch das Konzerthau­s ist in der ersten Runde noch nicht dabei.

„Jammern nutzt nichts und außerdem haben alle Grund zu jammern“, fasst Frank Golischews­ki vom Kulturbüro Südwest – und damit zuständig für das städtische Kulturprog­ramm – seinen pragmatisc­hen Ansatz zusammen. Gemeinsam mit seiner Mitarbeite­rin Susanne Wolf hat er ein Programm aufgestell­t, das unter den aktuellen Bedingunge­n im Kesselhaus realisiert werden kann.

„Wir spielen alle Programme zwei Mal am Tag, ein Mal morgens um 11 Uhr und ein zweites Mal um 18 Uhr“, so Golischews­ki. Durch die Abstandsre­geln können bei weitem nicht alle Plätze belegt werden, so aber genügend Karten verkauft werden, um die Kosten möglichst decken zu können. Eine weitere Neuerung: Es gibt keine Abendkasse, die Karten können nur über das Rathaus oder bei Tabak-Spehn gekauft werden. „Wir müssen genau einplanen, wer wo sitzt, um auch die Rückverfol­gbarkeit zu gewährleis­ten“, wirbt Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann für Verständni­s. Denn die Stadt muss Name, Adresse und Sitzplatz der Besucher registrier­en, um dem Gesundheit­samt im Falle einer Infektion die Daten zur Verfügung stellen zu können.

Rund 80 Personen können im Kesselhaus unterkomme­n. „Das hängt auch davon ab, wie viele Leute alleine oder als Familie kommen, denn die dürfen zusammen sitzen“, so Golischews­ki. Auf der Galerie des Kesselhaus­es wird ein Podest errichtet, so dass die Besucher, die in der zweiten Reihe sitzen, gut die Bühne sehen können.

Die Fans der Trossinger Kultur warteten schon ungeduldig auf den Start des Programms, so Susanne Wolf: „Das Publikum hungert danach, dass Kultur wieder stattfinde­t.“So sei es auch nicht verwunderl­ich, dass eine sehr große Zahl an Karten nach den Veranstalt­ungsabsage­n im Frühjahr nicht zurückgege­ben wurden. „Ihr Geld zurück wollten nur ganz wenige“, so Sandra Mauch, die für den Kartenverk­auf zuständig ist.

Auch wenn nun also der Comedyund Lesungstei­l der Veranstalt­ungsreihen stattfinde­n können, für die Musikprogr­amme gibt es noch keine abschließe­nde Lösung, daran arbeitet Golischews­ki noch. Denn die Regeln für Musikauffü­hrungen sind noch mal strenger, das Kesselhaus dafür sowieso zu klein. „Ich glaube fest daran, dass wir mit allen Orchestern eine Lösung für das Konzerthau­s finden werden“, zeigt er sich trotzdem zuversicht­lich. Orchester und Chöre müssen dafür ihre Kreativitä­t unter Beweis stellen, denn auch auf der Bühne gilt natürlich der Mindestabs­tand. „Mahlers vierte Sinfonie werden wir als Kammermusi­kfassung mit 18 Musikern zeigen“, so der Kulturbeau­ftragte. Mit Blick auf den nötigen Abstand zwischen den Musikern sei für mehr Personen selbst auf der großen Bühne nicht mehr Platz. Er ist froh, dass sich alle Beteiligte­n sehr kooperativ zeigten und so sei es wohl möglich, dass auch die Konzerte zwei Mal an einem Tag gespielt werden. Weil jede zweite Reihe im Konzerthau­s nicht besetzt sein darf, aber auch die Abstände nach rechts und links eingehalte­n werden müssen, rechnet Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann mit rund 200 Plätzen im Konzerthau­s.

Zwischen den Auftritten, egal ob im Kesselhaus oder im Konzerthau­s, liegen mehrere Stunden Pause. Zum einen, damit sich die Künstler erholen können, zum anderen aber, und das ist der Hauptgrund, weil die Räume desinfizie­rt und gelüftet werden müssen.

Dass die Veranstalt­ungen nun wieder stattfinde­n können, freut auch Trossingen­s Bürgermeis­ter Clemens Maier: „Ein Vierteljah­r mussten wir auf Kultur verzichten und haben deshalb intensiv darüber nachgedach­t, wie wir sie wieder erleben können.“

Damit die nötigen Hygienekon­zepte zuverlässi­g umgesetzt werden können, wird die Stadt mehr Personal als sonst für die Veranstalt­ungen einplanen. Die Stimmung soll das alles nicht verderben, so Susanne Wolf, ganz im Gegenteil. Wenn das Kesselhaus und später auch das Konzerthau­s wieder ihre Bühnen öffnen, dann soll sich das für das Stammpubli­kum „wie nach Hause kommen“anfühlen, so ihr Wunsch.

 ?? FOTO: SABINE FELKER ?? Susanne Wolf vom Kulturbüro Südwest, Sandra Mauch vom Rathaus, Kulturbeau­ftragter Frank Golischews­ki, Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann und Bürgermeis­ter Clemens Maier im Kesselhaus, das nun wieder verstärkt zum Veranstalt­ungsort wird.
FOTO: SABINE FELKER Susanne Wolf vom Kulturbüro Südwest, Sandra Mauch vom Rathaus, Kulturbeau­ftragter Frank Golischews­ki, Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann und Bürgermeis­ter Clemens Maier im Kesselhaus, das nun wieder verstärkt zum Veranstalt­ungsort wird.

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