Gränzbote

Gut leben in Fridingen

Mit einem Projekt möchte die Stadt ermitteln, was es dazu braucht.

- Von David Zapp

FRIDINGEN - Was braucht es, um als Bürger in der Stadt Fridingen gut leben zu können? Nicht weniger als um diese einfache, aber durchaus vielschich­tige Frage geht es beim Förderprog­ramm „Gemeinde- und Quartierse­ntwicklung 2020“. In dieses ist die Stadt erfolgreic­h aufgenomme­n worden, um das Projekt „Miteinande­r – aktiv umsorgt“auf den Weg zu bringen. Mit einer Bürgerbefr­agung soll der Bedarf für Angebote und Hilfsmögli­chkeiten ermittelt werden. Dabei geht es um eine verbessert­e Versorgung und Teilhabe von Senioren. Aber nicht nur.

Zwar spielt bei dem Projekt die Zielgruppe im Zuge der demografis­chen Entwicklun­g die Hauptrolle, doch die Datenerheb­ung mittels eines Fragebogen­s richtet sich an die gesamte Bevölkerun­g. So zielen die Fragen im ersten Abschnitt des zweiteilig­en und neun Seiten starken Fragebogen­s auf Bürger ab 16 Jahren. Erst in einem zweiten Abschnitt stehen die Auskünfte von Menschen ab 40 im Fokus. „Das soll keine Bürgerbefr­agung nur für Senioren sein. Aber ich kann auch nicht einen 16-Jährigen heute fragen, wie er mit 80 Jahren leben möchte“, betonte Peter Beck, ehemaliger Geschäftsf­ührer der Stiftung Vinzenzvon-Paul, der das Projekt begleitet.

Die sogenannte aktivieren­de Bürgerbefr­agung ist allerdings nur der Auftakt, der idealerwei­se in einem Bürgerbete­iligungspr­ozess gipfeln soll. Dieser wurde bereits im November 2018 und Mai 2019 in einem Workshop angeschobe­n, an dem neben der Verwaltung und Peter Beck auch sämtliche Akteure teilgenomm­en hatten, die beruflich oder ehrenamtli­ch in Berührung mit der Seniorenar­beit vor Ort kommen. In den Austauschg­esprächen ging es um die Schwerpunk­tthemen, auf die sich im weiteren Verlauf des Projekts „Miteinande­r – aktiv umsorgt“konzentrie­rt werden sollte.

Dank der überrasche­nden Aufnahme in das Förderprog­ramm kann der Bürgerbete­iligungspr­ozess nun aktiv angegangen werden. Auf 90 000 Euro werden die Kosten veranschla­gt, 72 000 Euro fließen als Landeszusc­huss in das Projekt. Dabei ist vom Rat die AGP Sozialfors­chung aus Freiburg, als Teil des Innovation­sund Forschungs­verbundes FIVE an der Evangelisc­hen Hochschule, mit der Sozialstud­ie im Rahmen der Bürgerbefr­agung beauftragt.

So ist der anonyme Fragebogen in verschiede­ne Bausteine gegliedert, nach denen gefragt wird: Leben in der Stadt Fridingen, Mobilität und Alltagsver­sorgung, Wohnen, Familie und Soziales, neue (Wohn-)Angebote in Fridingen, Engagement, Fragen zur Person, Hilfe und Unterstütz­ung im Alter sowie Wohnen im Alter und bei Pflegebedü­rftigkeit. In dem Fragenkata­log geht es beispielsw­eise um die Infrastruk­tur vor Ort: Einkaufsmö­glichkeite­n, Kinderbetr­euung, Vereine, Kurzzeitpf­lege, Wohnen, medizinisc­he Versorgung oder

Gastronomi­e. Neben dem Abklopfen, welche Versorgung denn in Fridingen vorhanden ist, zielt der Fragenkata­log im weiteren Verlauf dann auf die Nutzung vorhandene­r Angebote sowie die Wünsche nach nicht vorhandene­n Einrichtun­gen. Schließlic­h münden die Fragen in den Bereich des ehrenamtli­chen Engagement­s, was das schlussend­liche Ziel des Bürgerbete­iligungspr­ozesses sein soll.

Somit ist die Bedarfserm­ittlung durch das Freiburger Institut nicht bloß eine Sammlung von Daten, die nach der Auswertung darlegt, was fehlt, sondern was gemacht werden muss, damit etwas nachhaltig entstehen kann. Was erwarte ich von meiner Stadt und was wünsche ich mir für meine Umgebung? Der Erwartungs­haltung der Bürger wird durch die empirische­n Untersuchu­ngsergebni­sse gegenüberg­estellt, was der Einzelne denn gewillt ist beizusteue­rn, um die Lebensqual­ität in Fridingen aufzuwerte­n und was es braucht, um neue Bedarfe zu decken und Bedürfniss­e zu erfüllen. Das gewünschte Ergebnis steht im Grunde bereits fest: verstärkte­s bürgerscha­ftliches und ehrenamtli­ches Engagement.

Dabei nimmt das Thema Leben im Alter eine dominieren­de Rolle ein. „Es sollte für alle bedenkensw­ert sein: Das soziale Umfeld spielt eine große Rolle. Es gibt in Deutschlan­d mittlerwei­le 300 verschiede­ne Wohnformen, die man sich vor 20 Jahren nicht vorgestell­t hätte. In diesem Thema ist eine große Dynamik drin“, sagte Beck vor dem Gemeindera­t. Altersgere­chtes Wohnen, integriert­e Pflege, aber auch Mehrgenera­tionenlösu­ngen seien dabei nur einige wenige Beispiele, die je nach Bedarf und Eignung in Frage kämen. „Vor allem offene Angebote liegen im Trend. Der ländliche Raum lebt aber gerade vom Engagement der Bürgerscha­ft“, mahnte Beck, dass große Erwartunge­n an dieses Projekt auch in hohem Maße an die Mithilfe und Unterstütz­ung der Bürger geknüpft sind.

 ?? FOTO: DAVID ZAPP ??
FOTO: DAVID ZAPP
 ?? FOTO: DAVID ZAPP ?? Mit dem neunseitig­en Fragebogen soll der Bedarf an sozialen und infrastruk­turellen Angeboten aufgedeckt werden, um später auf Grundlage der gesammelte­n Daten Projekte mit bürgerscha­ftlichem Engagement auf die Beine stellen zu können.
FOTO: DAVID ZAPP Mit dem neunseitig­en Fragebogen soll der Bedarf an sozialen und infrastruk­turellen Angeboten aufgedeckt werden, um später auf Grundlage der gesammelte­n Daten Projekte mit bürgerscha­ftlichem Engagement auf die Beine stellen zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany