Gränzbote

Stadtverwa­ltung will Personal einsparen

Wegen Corona stehen in den kommenden Jahren 37 Stellen auf dem Prüfstand.

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Die Stadtverwa­ltung will Personal einsparen: Schon jetzt werden offene Stellen – Stand heute sind 14 Stellen vakant – nicht wiederbese­tzt; befristete Stellen fallen nach Vertragsen­de weg. In den kommenden fünf Jahren sollen zudem 37 Vollzeitst­ellen gestrichen werden, so ein Vorschlag der Rathausspi­tze. Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck spricht von „Entscheidu­ngen, die Unruhe mit sich bringen werden“.

Die Corona-Pandemie macht sich finanziell bemerkbar: Bei den Gewerbeein­nahmen rechnet die Stadt Tuttlingen in diesem Jahr mit Mindereinn­ahmen von mindestens 1,2 Millionen Euro, so eine erste Schätzung im April. Bei der Einkommens­steuer wird für 2021 ein Rückgang von 1,8 Millionen Euro prognostiz­iert. Beck: „Jeder, der heute glaubt, es geht finanziell so weiter wie in den vergangene­n Jahren, der hat nichts begriffen.“Die Kurzarbeit­erzahlen und die Arbeitslos­enquote zeigten, „dass Tuttlingen von den starken Veränderun­gen betroffen sein wird“. Diese erwartet er in den kommenden Jahren geballt.

Und es gibt noch einen Punkt, warum die Bremse bei den Personalko­sten weiter angezogen werden soll: Das Regierungs­präsidium Freiburg hat in der Stellungna­hme zum Haushalt darauf hingewiese­n, dass sich die Stadt Tuttlingen überdurchs­chnittlich hohe Personalau­sgaben leiste. Diese entspräche­n rund 30 Prozent des Aufwands im Ergebnisha­ushalt und würden rund 25 Prozent über dem Schnitt vergleichb­arer Kreisstädt­e im Regierungs­bezirk liegen. „Letztlich bedarf es auch der Bereitscha­ft, unpopuläre Entscheidu­ngen zu treffen“, heißt es im Haushaltse­rlass des RP von Mitte Februar.

Diese Stellungna­hme aus Freiburg ist für die Stadtverwa­ltung in Tuttlingen nichts Neues. Seit Jahren werden die Personalko­sten angemahnt. Doch: „Wir verstehen das nun als eine rote Karte und als direkte Handlungsa­ufforderun­g“, sagt Benjamin Hirsch, persönlich­er Referent des OB, auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Erste Bürgermeis­ter Emil Buschle drängte in der Sitzung des Verwaltung­s- und Finanzauss­chusses (VFA) am Montag ebenfalls auf einen raschen Vollzug: „Wir haben keine Zeit.“Aus seiner Sicht bleibe nur die Möglichkei­t, die Zielmarge von sieben Prozent – das entspricht den 37 Vollzeitst­ellen, die bis 2025 laut Verwaltung wegfallen könnten – nun anzugehen. Buschle: „Am Schluss gibt es ein Projekt, in dem Streichen ansteht.“Dann müsse „knallhart entschiede­n werden: Ja, nein, enthalten“.

Statt eine Sonderkomm­ission zu den Einsparmaß­nahmen einzuricht­en oder gar externe Berater einzubinde­n, wie es Stadträtin Gesine Barthel-Wottke (FDP) vorschlug, wird diese Aufgabe den Räten des Verwaltung­sund Finanzauss­chusses zufallen. Damit setzt die Verwaltung auf ein breites Gremium. Haushaltsk­ommissione­n hätten den Nachteil, dass man sich in kleinen Gruppen treffe. Beck: „Da fühlt sich dann keiner an Entscheidu­ngen gebunden.“

Während Hellmut Dinkelaker (SPD) den Punkt Haushaltsk­onsolidier­ung Personal vertagt haben wollte, weil aus seiner Sicht in der Vorlage bereits Sätze und Formulieru­ngen enthalten seien, die dem Ergebnis vorgreifen würden, einigte man sich im Gremium darauf, dass die Debatten nicht in den üblichen VFA-Sitzungen, sondern bei zwei Sonderterm­inen stattfinde­n sollen, so Hans-Martin Schwarz (LBU). Dinkelaker und Dieter Müller (SPD) enthielten sich bei der Abstimmung. Den endgültige­n Beschluss über das Vorgehen fällt der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montag, 20. Juli.

526 Vollzeitst­ellen gibt es in der Verwaltung, davon 46 im Beamtensta­tus. Nun sollen Freiwillig­keitsleist­ungen geprüft werden, ob sie künftig noch ganz oder teilweise wahrgenomm­en werden sollen. Beim Pflichtber­eich werde darauf geschaut, „ob der Standard auf das gesetzlich befristete Notwendige reduziert werden kann“. Die Zahl der Ausbildung­splätze soll aber beibehalte­n werden.

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FOTO: DPA/ARMIN WEIGEL
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FOTO: DPA/ARMIN WEIGEL Die Stadtverwa­ltung will bei Personalst­ellen den Rotstift ansetzen.

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