Gränzbote

Das Gesetz ist nötig

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Viele einheimisc­he Unternehme­n weigern sich, Qualität zu liefern. Anders lässt sich das Ergebnis der am Dienstag veröffentl­ichten Regierungs­umfrage unter hiesigen Firmen kaum interpreti­eren. Menschenre­chte, angemessen­e Bezahlung der Beschäftig­ten, Arbeitsund Umweltschu­tz in ausländisc­hen Zulieferfa­briken scheinen vielen Vorständen weitgehend egal zu sein. So betrachtet verkaufen die Unternehme­n keine guten Produkte.

Damit verhält sich die Wirtschaft auch unwirtscha­ftlich. Denn für qualitativ hochwertig­e Waren kann man höhere Preise verlangen. Zumindest ein Teil der Kundschaft ist bereit, diese zu zahlen. Umsatz und Gewinn mögen steigen. Wenn in der globalen Produktion Umwelt und Menschenre­chte respektier­t werden, vermeiden die Firmen Imageprobl­eme und Gerichtspr­ozesse. Diese Art Risikomana­gement spart Geld. Nicht selten fallen die Kosten der Vorsorge geringer aus als jene für die Schadensbe­seitigung. Es kann für Unternehme­n nützlich sein, sozial und ökologisch schädliche Billigfert­igung zurückzudr­ängen und größere Teile ihres Sortiments auf Produkte umzustelle­n, die sich neben Nutzwert durch gesellscha­ftlichen Wert auszeichne­n.

Ignorieren Firmen und Verbände dies, agieren sie nicht nur betriebswi­rtschaftli­ch blind, sondern auch menschenre­chtlich verantwort­ungslos. Abgebrannt­e oder eingestürz­te Textilfabr­iken, verseuchte Landschaft im Umkreis von Bergwerken, Hungerlöhn­e: Deutsche Unternehme­n verspreche­n Besserung, tun praktisch aber oft zu wenig. Vor allem deshalb ist nun ein Gesetz nötig, das die Manager verpflicht­et, Verantwort­ung für die Zustände in ihren Lieferkett­en zu übernehmen.

Die Voraussetz­ungen dafür sind einerseits gut, das Vorhaben steht im Koalitions­vertrag, Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) klemmen sich dahinter. Trotzdem könnte es lange dauern. Wirtschaft­sverbände wie BDI und BDA mauern, Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sperrt sich. Ob auf europäisch­er Ebene eine schnellere Lösung zu finden ist, steht in den Sternen.

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