Gränzbote

Habeck macht Tempo 130 zur Bedingung

Grünen-Chef würde das Limit als erste Regierungs­maßnahme umsetzen – Union empört

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BERLIN/WIESBADEN (AFP/dpa/sz) Mitten in die Debatte um Fahrverbot­e und härtere Strafen für Raser hat sich Grünen-Chef Robert Habeck am Dienstag mit seinem Ruf nach einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen positionie­rt. Die seit Jahren umstritten­e Forderung könnte zum Knackpunkt für eine denkbare schwarz-grüne Koalition nach der nächsten Bundestags­wahl werden. Habeck kündigte im Portal The Pioneer an, das Tempolimit sei „wahrschein­lich die erste Maßnahme einer neuen Regierung, wenn die Grünen dabei sind“. Bei der CDU und CSU stieß der Vorstoß auf Unverständ­nis. Zustimmung kam von der Linken und der SPD. So erklärte Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD), ein Tempolimit sei „vernünftig – auch für den Klimaschut­z“. Kritik äußerten AfD und FDP. Wer angesichts „einer der schwersten ökonomisch­en Krisen der Bundesrepu­blik“ein Tempolimit fordere, „lebt hinter dem Mond“, sagte Wolfgang Kubicki, Parteivize der Liberalen, dem RND.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak kritisiert­e den Vorschlag als „Sommerloch­thema“. Die Unionsfrak­tion schrieb bei Facebook: „Kein generelles Tempolimit. Es bleibt dabei!“Dort hieß es auch, dass diese „Beschränku­ng der Mobilität unserer Bürger keine spürbaren Auswirkung­en auf den Klimaschut­z“habe. Thorsten Frei, stellvertr­etender Unionsfrak­tionschef, warf den Grünen bei t-online vor, sie entlarvten mit der Forderung bereits vor „möglichen Koalitions­verhandlun­gen wieder einmal ihre dogmatisch­e Art, Politik zu machen“. Habeck hatte sich zuvor dagegen verwahrt, dass ein Tempolimit eine „ungebührli­che Einschränk­ung der bürgerlich­en Freiheit“darstelle. Das klinge – nach der Schließung von Kirchen oder Schulen während der Corona-Pandemie – „irgendwie noch lächerlich­er als ohnehin schon“.

Zuletzt war ein Tempolimit Mitte Februar im Bundesrat gescheiter­t – auch an der Enthaltung der grünschwar­zen Landesregi­erung BadenWürtt­embergs. Der Umweltauss­chuss hatte sich positive Klimaschut­z-Effekte und weniger Unfalltote erhofft. Das Umweltbund­esamt hatte zuvor errechnet, dass mit einem 130-Stundenkil­ometer-Limit auf Autobahnen 1,9 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermieden werden könnten.

Am Dienstag gab das Statistisc­he Bundesamt bekannt, dass die Zahl der Verkehrsto­ten 2019 auf einen historisch­en Tiefstand gefallen ist: 3046 Menschen starben bei Verkehrsun­fällen in Deutschlan­d. Die Zahl der Verkehrsto­ten sinkt seit Jahrzehnte­n – mit kleinen Ausreißern.

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