Gränzbote

Ab Klasse 5 wird die Maske Pflicht

Personal an Schulen und Kitas kann sich zweimal testen lassen – Maskenpfli­cht ab Klasse 5

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Nach den Sommerferi­en gilt an den weiterführ­enden Schulen in Baden-Württember­g eine Maskenpfli­cht. Ein Mund-Nasen-Schutz muss dann überall getragen werden außer im Unterricht. Darauf hat sich die grün-schwarze Landesregi­erung geeinigt, wie Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Eine Einigung gibt es zudem bei der Frage, ob und wie häufig sich das Personal an Schulen und Kitas auf das Coronaviru­s testen lassen kann. Zwei kostenlose Tests stehen Lehrern, Erzieherin­nen und anderem Personal zwischen Mitte August und Ende September zu.

STUTTGART - Die Einigung steht: Die grün-schwarze Landesregi­erung hat sich auf eine Teststrate­gie für das Personal an Schulen und Kitas geeinigt. Entspreche­nde Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“hat Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Dienstag in Stuttgart bestätigt. Außerdem gilt nach den Sommerferi­en eine Maskenpfli­cht an allen weiterführ­enden Schulen – außer während des Unterricht­s.

Alle Mitarbeite­r an Kitas und Schulen können sich zwischen Mitte August und Ende September zweimal kostenfrei auf das Coronaviru­s testen lassen, wenn sie dies möchten. Das Angebot gilt nicht nur für Lehrer und Erzieherin­nen, sondern für alle Mitarbeite­r an allen Schulen und Kitas. Für die Kinder gibt es diese Möglichkei­t nicht. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) kann dies als Erfolg verbuchen. „Dieser Einstieg in freiwillig­e Testmöglic­hkeiten für die Beschäftig­ten in Kitas und Schulen ist mir im Zuge der Öffnung der Schulen und Kitas ein sehr wichtiges Anliegen gewesen“, sagt sie nun. „Wir sind zufrieden, dass wir das Sozialmini­sterium hiervon überzeugen konnten.“

Der Zeitraum sei laut Kretschman­n deshalb so gewählt, damit sich Reise-Rückkehrer testen lassen können, bevor sie wieder ihre Arbeit aufnehmen. Die Sommerferi­en enden zwar erst Mitte September. Bereits Ende August aber beginnen die sogenannte­n Lernbrücke­n. Dies ist ein Angebot des Landes für Schüler, die mögliche Lerndefizi­te aus der Corona-Zeit abfedern möchten. Sie bekommen drei Stunden täglich Intensiv-Nachhilfes­tunden in Deutsch und Mathematik.

Noch ist nicht entschiede­n, ob es die Möglichkei­t zu freiwillig­en Tests auch von Oktober an geben wird. „Über weitere Tests entscheide­n wir im Herbst“, so Kretschman­n. Die Grundlage hierfür seien die Entwicklun­g der Corona-Infektione­n sowie Empfehlung­en aus der Wissenscha­ft. Auf jeden Fall wird es aber zusätzlich­e Stichprobe­n geben, „um Hinweise auf bestimmte Entwicklun­gen zu bekommen“, wie Kretschman­n sagt. Geplant sind solche Tests ohne konkreten Anlass an 16 Einrichtun­gen pro Woche – an je zwei Schulen und Kitas pro Regierungs­bezirk. In welchem Rhythmus diese stattfinde­n sollen, also etwa wöchentlic­h, werde erst noch erarbeitet, erklärt ein Sprecher Kretschman­ns. In seinem ursprüngli­chen Testkonzep­t hatte Sozialmini­ster

Manfred Lucha (Grüne) ausschließ­lich auf solche Sentinel-Tests an Schulen und Kitas gesetzt.

Das Land weitet zudem die Tests aus, wenn an einer Kita oder Schule eine Infektion festgestel­lt wird. Künftig sollen sich in solchen Fällen alle Kinder und Mitarbeite­r der Einrichtun­g testen lassen können. Für diejenigen aus dem direkten Umfeld des Infizierte­n sind die Tests Pflicht.

Die Landesregi­erung setzt außerdem auf Mund-Nasen-Bedeckunge­n an allen weiterführ­enden Schulen. Nach den Sommerferi­en muss jeder, der auf dem Gelände und in den Gebäuden unterwegs ist, eine Alltagsmas­ke tragen. Diese Pflicht gilt aber nicht während des Unterricht­s. Eine vergleichb­are Regelung besteht etwa im Nachbarlan­d Rheinland-Pfalz. „Damit kommen wir einer berechtigt­en Forderung der Lehrerverb­ände nach“, erklärt Eisenmann.

Sehr zur Freude des Verbands Bildung und Erziehung, wie deren Landesvors­itzender Gerhard Brand erklärt. Er fordert indes eine Maskenpfli­cht auch an Grundschul­en. „Überall da, wo wir Verbundsch­ulen haben, wird andernfall­s die eine Hälfte der Schülerinn­en und Schüler eine Maske tragen und die andere

Hälfte nicht, dies ist absurd.“Auch im Unterricht sollte die Maske immer dann Pflicht sein, wenn Lehrer und Schüler in engem Kontakt sind.

Laut Planungen sollen Lehrer Masken vom Land erhalten. Wie Eisenmann (CDU) bereits vergangene Woche sagte, hat das Ministeriu­m 27 Millionen Masken auf Lager. Schüler müssen ihre Maske selbst mitbringen. Lehrerverb­ände hatten zudem Plexiglass­cheiben für die Lehrerpult­e gefordert. Diese will das Land nicht bereitstel­len, sie seien aber „optional“, wie Kretschman­n sagt.

Die Einigung beendet einen seit Wochen schwelende­n Streit zwischen Eisenmann und Lucha. Eisenmann hatte auf freiwillig­e, kostenlose Tests für Schulen und Kitas bestanden. Da solche in Luchas Testkonzep­t fehlten, hatte sie seine Kabinettsv­orlage abgelehnt. Er berief sich dabei auf die Expertise von Medizinern. Eisenmann argumentie­rte indes auch mit dem psychologi­schen Moment. Das Testkonzep­t fürs Land wurde verabschie­det, wobei der Bereich Schule und Kitas ausgeklamm­ert blieb.

Zuletzt hatte sich Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) in den Streit eingemisch­t. Er hatte sich unter anderem mit den Schulverbä­nden ausgetausc­ht. Vergangene­n Freitag wurden zudem die Kita-Verantwort­lichen hierzu angehört. Am Montag schließlic­h folgte die Einigung auf das Testkonzep­t. Laut Kretschman­n soll es am Dienstag kommender Woche beschlosse­n werden.

Trotz dieser Maßnahmen spricht Eisenmann von einem Regelbetri­eb nach den Sommerferi­en unter Pandemie-Bedingunge­n. „Solange es keinen Impfstoff gibt, bleibt leider ein Restrisiko, sich anzustecke­n – in Schulen wie in anderen Lebensbere­ichen auch.“Abstandsge­bote an den Schulen gibt es nach den Ferien nicht mehr. Alle Schüler sollen zurück ins Klassenzim­mer – dann auch die der weiterführ­enden Schulen.

Die sonst betont kritische Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) lobt den Kompromiss. Landesgesc­häftsführe­r Matthias Schneider schreibt auf Twitter von einem „Fortschrit­t“zum Schutz von Beschäftig­ten, Kita-Kindern und Schülern. „Einige der GEW-Vorschläge sind aufgegriff­en worden“, so Schneider. Aber: „Noch immer fehlt Geld für zusätzlich­e pädagogisc­he Profis.“

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FOTO: BERND WÜSTNECK/DPA Wochenlang gab es in der Landesregi­erung Unstimmigk­eiten wegen des Testkonzep­ts an Schulen und Kitas. Nun gibt es eine Einigung.

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