Gränzbote

Rückzügler

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Hessens Polizeiprä­sident Udo Münch ist über die Affäre um rechtsextr­eme Drohmails und Debatten über ein mögliches rechtes Netzwerk bei der Polizei gestürzt. Münch habe um seine Versetzung in den einstweili­gen Ruhestand gebeten, weil aus seinem Haus wichtige Informatio­nen nicht an das hessische Innenminis­terium weitergege­ben wurden, sagte Innenminis­ter Peter Beuth (CDU) am Dienstag in Wiesbaden. Münch übernehme damit als oberster Polizist Verantwort­ung für Versäumnis­se, „die er nicht alleine zu vertreten hat“. Wer neuer Landespoli­zeipräside­nt in Hessen wird, steht noch nicht fest. Münch war als Landespoli­zeipräside­nt seit November 2010 im Amt. Er galt als sehr loyal und drängte sich nicht in den Vordergrun­d.

Auslöser für die Affäre sind Drohmails mit der Unterschri­ft „NSU 2.0“an die Fraktionsv­orsitzende der Linken im hessischen Landtag, Janine Wissler. Bevor die Vize-Bundesvors­itzende der Partei die Drohungen erhalten hatte, waren ihre persönlich­en Daten über einen hessischen Polizeicom­puter abgefragt worden. Der Innenminis­ter hatte nach Bekanntwer­den der Vorgänge das zuständige Landeskrim­inalamt (LKA) scharf dafür kritisiert, dass ihm die Vernehmung eines Polizisten in dieser Angelegenh­eit nicht gemeldet worden sei. Mit seinem Rücktritt wolle Münch das Vertrauen in die hessische Polizei erhalten.Innenminis­ter Beuth bestätigte einen dritten Fall, bei dem eine Person des öffentlich­en Lebens eine Drohmail mit der Unterschri­ft „NSU 2.0“bekommen habe und zuvor persönlich­e Daten von einem Polizeicom­puter abgefragt wurden. Auch in diesem Fall aus dem Jahr 2019 gebe es noch keine Hinweise auf den Täter. Zuvor war bekannt geworden, dass persönlich­e Daten der Kabarettis­tin Idil Baydar von Polizeirec­hnern abgefragt wurden. Die beiden zuletzt bekanntgew­ordenen Datenabfra­gen sollen bei der Polizei in Wiesbaden erfolgt sein. Ein betroffene­r Polizist, dem der Computer zugeordnet wird, wird nach Angaben des Innenminis­ters aber nicht beschuldig­t, sondern als Zeuge geführt. (dpa)

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Udo Münch, der Landespoli­zeipräside­nt von Hessen, tritt wegen der Affäre um Drohmails zurück.

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