Vom Sparschwein zum Konto
Wie Kinder den Umgang mit Geld lernen
MÜNCHEN (dpa) - Je früher sie mit Geld umgehen können, desto besser. Denn schon für Kinder lauern finanzielle Risiken. Damit sie nicht in Schuldenfallen geraten, sollte bereits im Vorschulalter der Umgang mit Geld Thema sein. Der richtige Ort dafür: die Familie.
Bereits den ganz Kleinen hilft es, wenn Eltern ihnen die Zusammenhänge erklären. „Das geht etwa spielerisch mit einem Kaufmannsladen im Kinderzimmer“, sagt Marc Urlen vom Deutschen Jugendinstitut in München. Milch, Brot, Obst & Co. gibt es nur gegen Bares – in Form von (Spiel-)Geld. Wer keins hat, kann nichts kaufen. Und unbegrenzt shoppen geht auch nicht, irgendwann ist das Portemonnaie leer.
Offen über Geld sprechen
Wie erklärt man den Kindern, die Bedeutung von Geld? Hier können Bezüge zur Lebenswelt der Kinder sein: Mama und Papa gehen arbeiten und bekommen dafür als Gegenleistung einen bestimmten Betrag aufs Konto. Davon bezahlen sie Miete, Lebensmittel und vieles mehr.
Steht eine größere Anschaffung an, zum Beispiel ein neues Auto, sollten Eltern dies gegenüber ihren Kindern kommunizieren und etwa sagen, „wir schränken uns gerade ein bisschen ein mit dem Geldausgeben und sparen für dieses oder jenes“, wie Urlen erläutert. Aus seiner Sicht sollten Eltern gegenüber ihren Kindern finanzielle Dinge keinesfalls tabuisieren, sondern offen darüber sprechen.
Taschengeld vermittelt den Wert
„Am einfachsten lernen Kindern den Umgang mit Geld mit einem regelmäßig ausgezahlten Taschengeld“, erklärt Juliane Weiß vom Bundesverband deutscher Banken. Die Höhe des Taschengeldes hängt vom jeweiligen Alter ab. Nach Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts sollten es für unter Sechsjährige 50 Cent bis einen Euro pro Woche sein, im Grundschulalter ein bis drei Euro pro Woche und für Zehnjährige bis zu 18 Euro im Monat.
Wichtig dabei ist: Die Kinder entscheiden selbst, für was sie ihr Taschengeld ausgeben – ob es nun Süßigkeiten, das Lieblingseis oder etwa ein Heft mit Pferdebildern ist. „Die Kinder lernen dabei aus eigener Erfahrung, dass sie sich eine größere Sache nur leisten können, wenn sie vorher ihr Geld nicht schon ausgegeben haben“, betont Weiß. Ihnen wird bewusst, dass Wünsche nicht sofort und immer in die Realität umzusetzen sind.
Sparschwein sorgt für Überblick
In vielen Fällen ist erst einmal Sparen angesagt. Dabei hilft ganz klassisch das Sparschwein. „Gerade für jüngere Kinder ist die Spardose der richtige Ort um das Taschengeld zu verwahren“, erklärt Weiß. So behält das Kind den Überblick, wie viel vom Geld noch übrig ist. Auch ein Taschengeldplaner trägt dazu bei, dass Kinder ihr Geld einteilen und einen bestimmten Betrag zur Seite legen.
„Es macht auch Sinn, wenn sich Eltern in puncto Taschengeld mit den Großeltern oder Paten des Kindes abstimmen“, erklärt Marc Urlen.
So können beide Seiten etwa vereinbaren, dass das Kind einen festen Betrag als Zuschuss zum Taschengeld der Eltern bekommt. „Absprachen sind in jedem Fall wichtig, damit Großeltern oder Paten nicht das Erziehungskonzept der Eltern in Gelddingen konterkarieren.“
Das eigene Konto für das Taschengeld
Ab einem Alter von zwölf Jahren bietet sich laut Weiß ein Taschengeldkonto für das Kind bei einem Geldinstitut an. Eltern können das monatliche Taschengeld per Dauerauftrag auf das Kinderkonto überweisen. „So lernen junge Menschen den Umgang mit Konto und Karte“, sagt Weiß.
Nicht übersehen werden sollte: Das Konto beziehungsweise das Geld auf dem Konto gehört dem Kind, die Eltern bleiben jedoch bis zur Volljährigkeit verfügungsbefugt und legen im Einzelnen fest, in welchem Rahmen ihr Kind über das Geld verfügen darf. Es läuft zudem auf Guthabenbasis. „Das heißt, wenn das Konto nicht gedeckt ist, kommt der Nachwuchs auch nicht an Geld“, so Weiß.
Über finanzielle Risiken reden
Im Zusammenhang mit Gelddingen müssen Eltern ihren Kindern aber auch klarmachen, dass im Internet finanzielle Risiken lauern. Dort wimmelt es nur so von sogenannten „Free-to-play-Apps“– angeblich kostenlos, aber oft mit versteckten Kosten verbunden. „Da werden die geschäftliche Unerfahrenheit und der Spieltrieb von Kindern zum Teil schamlos ausgenutzt“, kritisiert Urlen.
Er appelliert an Eltern, dass sie sich gemeinsam mit dem Nachwuchs mit diesen Angeboten befassen und zusammen überlegen, ob diese wirklich so spaßig sind und die Nebenkosten nicht den finanziellen Rahmen sprengen. Besser seien kreative Angebote ohne In-AppKäufe.
Bei allem gilt: Wichtig ist, was die Eltern ihrem Nachwuchs vorleben. Wie gehen Mutter und Vater zu Hause mit den Finanzen um, wie souverän haben sie ihre Finanzen im Griff ? Denn: „Der Nachwuchs lernt zweifelsohne viel durch Nachahmen“, so Urlen.