Erfolgreicher Börsengang in unruhigen Zeiten
Investmentgesellschaft Brockhaus will Anlegern Zugang zum deutschen Mittelstand schaffen – Ein Portfoliounternehmen kommt vom Bodensee
FRANKFURT - Die Deutsche Börse in Frankfurt hat lokalen Zuwachs bekommen. Am Dienstag schaffte die Beteiligungsgesellschaft Brockhaus den Sprung auf das Parkett. Der Börsengang verlief erfolgreich, die Aktie notierte zunächst mit Kursaufschlägen. Lokaler Zuwachs für die Frankfurter Börse ist das deswegen, weil die Brockhaus Capital Management AG (BCM) ihren Sitz in der Mainmetropole hat.
Der Börsengang ist mindestens ein Achtungserfolg angesichts der Tatsache, dass Anleger am Aktienmarkt auch am Dienstag wieder vorsichtiger agierten und die Kurse auf Talfahrt schickten. „Eine Kapitalerhöhung und Börsennotierung während der Corona-Zeit anzustreben, wirkt nur auf den ersten Blick riskant“, sagte Marco Brockhaus, Chef und Gründer von BCM. Denn die Nachfrage nach den Papieren der Investmentgesellschaft bestätige die Anziehungskraft des Geschäftsmodells. BCM will Investoren über die eigenen Aktien Zugang zu technologischen Marktführern aus dem deutschen Mittelstand geben. „Das ist eine Nische, die für Kapitalmarktinvestoren ansonsten nicht zugänglich ist“, so Brockhaus.
Brockhaus hatte 3,59 Millionen Anteilsscheine zum Preis von je 32
Euro an Investoren gebracht. 115 Millionen Euro spült der Börsengang dem Beteiligungsunternehmen in seine Kassen. Brockhaus will diese Gelder für weitere Zukäufe im deutschen Mittelstand nutzen.
Bisher gehören dem Investor zwei Unternehmen mit insgesamt 54 Millionen
Euro Umsatz an: Zum einen die in Karlsruhe ansässige Palas GmbH. Das Unternehmen ist Spezialist für Partikel- und Lasermesstechnik und stellt beispielsweise Gerätschaften her, die Feinstäube in der Luft messen. Das zunehmende gesellschaftliche Bewusstsein für Klimafragen und ökologische Themen, aber auch das vermehrte Problembewusstsein, was Giftstoffe und Feinstaub spielt dem Unternehmen in die Karten. Die Nachfrage nach Produkten von Palas steigt deswegen.
Das andere Unternehmen, an dem BCM beteiligt ist, ist die IHSE-Gruppe aus Oberteuringen am Bodensee. Auch dieses Unternehmen ist in einer Nische tätig: Nach eigenen Angaben handelt es sich um den globalen Technologieführer für bestimmte ITInfrastrukturlösungen. Die helfen dabei, kritische Daten in der digitalen Welt besonders sicher und verlustfrei von A nach B zu übertragen. Zudem ist das Unternehmen auch darauf spezialisiert, Computersignale umzuschalten und zu verlängern. Zum Einsatz kommen diese Technologien
beispielsweise in der Filmund Fernsehbranche, an Flughäfen oder anderen Leitstellen. Dabei profitiert das Unternehmen vor allem von der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung der Gesellschaft. Palas gehört seit 2018 zu BCM, Ende 2019 stieß IHSE mit ihren rund 120 Mitarbeitern und Tochtergesellschaften in USA und Singapur zur Brockhaus Investment Gruppe.
Brockhaus schreibt sich auf die Fahnen, in langfristig ausgerichtete Technologiefirmen Geld zu investieren. Eine von Kritikern so genannte „Heuschrecke“will das Unternehmen nicht sein. „Wir wollen diese Technologieführer eben nicht wieder veräußern, sondern sie behalten. Es macht ja gar keinen Sinn, eine Firma, die mit rund 20 Prozent in Umsatz und Ertrag wächst, wieder zu verkaufen“. Der SPD-Politiker Franz Müntefering hatte den Begriff „Heuschrecke“für aggressive Finanzinvestoren geprägt, die Unternehmen aufkaufen, zerschlagen um sie dann möglichst schnell und möglichst gewinnbringend wieder zu verkaufen.