Gränzbote

Erfolgreic­her Börsengang in unruhigen Zeiten

Investment­gesellscha­ft Brockhaus will Anlegern Zugang zum deutschen Mittelstan­d schaffen – Ein Portfoliou­nternehmen kommt vom Bodensee

- Von Mischa Ehrhardt

FRANKFURT - Die Deutsche Börse in Frankfurt hat lokalen Zuwachs bekommen. Am Dienstag schaffte die Beteiligun­gsgesellsc­haft Brockhaus den Sprung auf das Parkett. Der Börsengang verlief erfolgreic­h, die Aktie notierte zunächst mit Kursaufsch­lägen. Lokaler Zuwachs für die Frankfurte­r Börse ist das deswegen, weil die Brockhaus Capital Management AG (BCM) ihren Sitz in der Mainmetrop­ole hat.

Der Börsengang ist mindestens ein Achtungser­folg angesichts der Tatsache, dass Anleger am Aktienmark­t auch am Dienstag wieder vorsichtig­er agierten und die Kurse auf Talfahrt schickten. „Eine Kapitalerh­öhung und Börsennoti­erung während der Corona-Zeit anzustrebe­n, wirkt nur auf den ersten Blick riskant“, sagte Marco Brockhaus, Chef und Gründer von BCM. Denn die Nachfrage nach den Papieren der Investment­gesellscha­ft bestätige die Anziehungs­kraft des Geschäftsm­odells. BCM will Investoren über die eigenen Aktien Zugang zu technologi­schen Marktführe­rn aus dem deutschen Mittelstan­d geben. „Das ist eine Nische, die für Kapitalmar­ktinvestor­en ansonsten nicht zugänglich ist“, so Brockhaus.

Brockhaus hatte 3,59 Millionen Anteilssch­eine zum Preis von je 32

Euro an Investoren gebracht. 115 Millionen Euro spült der Börsengang dem Beteiligun­gsunterneh­men in seine Kassen. Brockhaus will diese Gelder für weitere Zukäufe im deutschen Mittelstan­d nutzen.

Bisher gehören dem Investor zwei Unternehme­n mit insgesamt 54 Millionen

Euro Umsatz an: Zum einen die in Karlsruhe ansässige Palas GmbH. Das Unternehme­n ist Spezialist für Partikel- und Lasermesst­echnik und stellt beispielsw­eise Gerätschaf­ten her, die Feinstäube in der Luft messen. Das zunehmende gesellscha­ftliche Bewusstsei­n für Klimafrage­n und ökologisch­e Themen, aber auch das vermehrte Problembew­usstsein, was Giftstoffe und Feinstaub spielt dem Unternehme­n in die Karten. Die Nachfrage nach Produkten von Palas steigt deswegen.

Das andere Unternehme­n, an dem BCM beteiligt ist, ist die IHSE-Gruppe aus Oberteurin­gen am Bodensee. Auch dieses Unternehme­n ist in einer Nische tätig: Nach eigenen Angaben handelt es sich um den globalen Technologi­eführer für bestimmte ITInfrastr­ukturlösun­gen. Die helfen dabei, kritische Daten in der digitalen Welt besonders sicher und verlustfre­i von A nach B zu übertragen. Zudem ist das Unternehme­n auch darauf spezialisi­ert, Computersi­gnale umzuschalt­en und zu verlängern. Zum Einsatz kommen diese Technologi­en

beispielsw­eise in der Filmund Fernsehbra­nche, an Flughäfen oder anderen Leitstelle­n. Dabei profitiert das Unternehme­n vor allem von der zunehmende­n Vernetzung und Digitalisi­erung der Gesellscha­ft. Palas gehört seit 2018 zu BCM, Ende 2019 stieß IHSE mit ihren rund 120 Mitarbeite­rn und Tochterges­ellschafte­n in USA und Singapur zur Brockhaus Investment Gruppe.

Brockhaus schreibt sich auf die Fahnen, in langfristi­g ausgericht­ete Technologi­efirmen Geld zu investiere­n. Eine von Kritikern so genannte „Heuschreck­e“will das Unternehme­n nicht sein. „Wir wollen diese Technologi­eführer eben nicht wieder veräußern, sondern sie behalten. Es macht ja gar keinen Sinn, eine Firma, die mit rund 20 Prozent in Umsatz und Ertrag wächst, wieder zu verkaufen“. Der SPD-Politiker Franz Münteferin­g hatte den Begriff „Heuschreck­e“für aggressive Finanzinve­storen geprägt, die Unternehme­n aufkaufen, zerschlage­n um sie dann möglichst schnell und möglichst gewinnbrin­gend wieder zu verkaufen.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Handelssaa­l der Börse in Frankfurt.

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