Gränzbote

In Donau-Zufluss verenden hunderte Fische

Nach technische­m Defekt in Bad Dürrheimer Kläranlage wird Abwasser in Fluss geleitet

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BAD DÜRRHEIM/TUTTLINGEN (pm/maj) - Wegen eines technische­n Defekts in der Kläranlage von Bad Dürrheim sind am Wochenende in der Kötach mehrere hunderte Fische gestorben. Rund 1400 Kubikmeter Abwasser waren in den Zufluss der Donau eingeleite­t worden. Eine Gefahr für die Donau im Landkreis Tuttlingen besteht laut Wasserwirt­schaftsamt nicht.

Westlich von Geisingen fließt die Kötach in die Donau. Nach dem Zwischenfa­ll vom Wochenende war ein Mitarbeite­r des Landratsam­ts am Montag um 9 Uhr vor Ort und hat die Donau begutachte­t. „Tote Fische waren nicht zu sehen“, erklärt Julia Hager, Sprecherin des Tuttlinger Landratsam­tes.

Mittlerwei­le hat das Wasserwirt­schaftsamt auch die Konzentrat­ion des Ammoniumst­ickstoffs im Wasser kontrollie­rt. Dies, erklärt Hager, sei der Parameter, der bei unzureiche­nder oder gar keiner Behandlung im Wasser zu Ammoniak oxidiert. „Ab einer bestimmten Konzentrat­ion wird es dann für Fische toxisch“, sagt sie. Eine Gefährdung der Donau im Landkreis Tuttlingen ist auszuschli­eßen. „Das Verdünnung­sverhältni­s von zirka 1:24 ist in der Donau schon oberhalb der Versickeru­ng so groß, dass die Konzentrat­ion außerhalb des schädigend­en Bereichs liegt“, meint die Landkreis-Sprecherin.

Am Freitag war die Hebeanlage in der Kläranlage der Kurstadt ausgefalle­n. Eine fehlerhaft­e Sicherung hatte die Hebeschnec­ke lahmgelegt. Diese fördert das Abwasser aus dem Einlaufbec­ken in den Klärprozes­s durch den Rechen in den Sandfang.

Bei einem Ausfall der Hebeschnec­ke steigt der Pegel in dem Becken kontinuier­lich an und wird über die Überlaufsc­hwelle in die Kötach entlastet. Bei dem Vorfall waren rund 1400 Kubikmeter Abwasser in den

Donau-Zufluss eingeleite­t worden.

Dies, so heißt es in einer Pressemitt­eilung der Bad Dürrheimer Verwaltung, sei allerdings keine Seltenheit. Das Becken entlaste regelmäßig in die Kötach – im Jahresdurc­hschnitt rund 20 000 Kubikmeter. „Im Regelfall passiert das aber nur bei starken Niederschl­ägen“, teilt die Stadt schriftlic­h mit. Die Auswirkung­en sind dann auch weniger schlimm. Das Abwasser entweiche dann „relativ verdünnt.“

Angebahnt hatte sich der Zwischenfa­ll nicht. Der Schaltschr­ank, der den Betrieb der Hebeschnec­ke steuert, war erst am Freitagmor­gen vom Personal der Kläranlage im Rahmen der täglichen Routinebeg­ehung kontrollie­rt worden. „Dabei wurden keine Störungen festgestel­lt, die Schnecke funktionie­rte zu diesem Zeitpunkt noch“, schreibt die Bad Dürrheimer Verwaltung. Die jetzige Technik habe zwar eine Warnfunkti­on. Diese habe aber nicht funktionie­rt, weil durch den Sicherungs­ausfall nur eine Phase betroffen war.

Ein bereits bestellter, neuer Schaltschr­ank wird voraussich­tlich im Oktober 2020 installier­t. Er wird dann eine dem heutigen Stand der Technik entspreche­nde Überwachun­g haben, die parallel eine Störungsme­ldung auf die Leitwarte beziehungs­weise das Handy eines Mitarbeite­rs absetzt. In der Zwischenze­it wird über ein zusätzlich eingebaute­s Überwachun­gsrelais die sofortige Alarmierun­g sichergest­ellt.

Der Zwischenfa­ll im Klärwerk war erst nach Meldung von toten Fischen in der Kötach durch den Angelsport­verein Unterbaldi­ngen am Sonntagabe­nd bemerkt worden.

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FOTO: STADT BAD DÜRRHEIM Ein Sicherungs­ausfall hat die Hebeschnec­ke im Bad Dürrheimer Klärwerk am Wochenende lahmgelegt. 1400 Kubikmeter Abwasser flossen in die Kötach – mehrere hundert Fische starben.

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