Kindergartendisput: Aldingen sucht nach Lösungen
Gemeinde braucht mehr Betreuungsplätze - Zum Waldkindergarten gibt es neue Informationen
ALDINGEN - Aldingen braucht mehr Betreuungsplätze für kleine Kinder, da sind sich alle Beteiligten einig. Wie das geht, wo Aldingen anbauen soll und welches Projekt am sinnvollsten ist, darum ringt die Gemeinde jetzt.
Vor gut zwei Wochen war der Rat daran gescheitert, einen Ausbau der Betreuungsplätze auf den Weg zu bringen (wir haben berichtet). Die Verwaltung hatte einen Ausbau der Kita Arche mit zwei Räumen vorgeschlagen, nachdem sie Anfang Mai vom Gemeinderat den Auftrag dazu bekommen hatte. Einige Gemeinderäte forderten stattdessen, noch andere Optionen zu prüfen, besonders den Anbau von Räumen am Kindergarten „Im Brühl“. Keiner der beiden Vorschläge fand eine Mehrheit, da beide Abstimmungen mit Stimmengleichheit endeten.
Das unbefriedigende Patt sorgte in Aldingen für Katerstimmung. „Das ist ärgerlich, wie die Abstimmung war, wir müssen da jetzt eine Lösung finden“, sagt Bürgermeister Ralf Fahrländer, der für den Vorschlag der Verwaltung geworben hatte. Die Zeit dränge, sonst verschärfe sich das Problem.
Das sieht auch sein Kontrahent, Gemeinderat Stefan Bacher, so. Er sagt: „Das ist eine unglückliche Situation, da darf es jetzt keine Machtspielchen geben, sondern wir müssen die schnellste Lösung finden.“
In einem Punkt, um den sich der Konflikt im Gemeinderat gedreht hatte, gibt es jetzt Klarheit: Die Gemeinde darf tatsächlich die Waldkindergartenplätze in ihre Bedarfsplanung der Kinderbetreuungsplätze aufnehmen. Das bestätigt der zuständige Kommunalverband Jugend und Soziales aus Stuttgart auf Anfrage des Heuberger Boten. Das bedeutet, dass die Gemeinde Eltern, die den Rechtsanspruch ihrer Kinder auf Betreuungsplätze durchsetzen wollen, auch Waldkindergartenplätze zuweisen kann. Also würde der beschlossene Waldkindergarten die Situation rein rechnerisch entspannen.
Fahrländer hatte sich in der Sitzung anders geäußert und zeigte sich überrascht: „Wir werden das prüfen, aber eigentlich ändert das nichts.“Er wolle mit den Eltern gemeinsam Lösungen finden und keine Gewaltherrschaft ausüben. „Es würde eine Menge Unfrieden stiften, wenn wir das machen“, so Fahrländer.
Bacher sieht sich bestätigt: „Waldkindergartenplätze sind Plätze wie in jedem anderen Kindergarten auch. Wenn Eltern dies nicht wollen, dann muss die Gemeinde sie in Zukunft vielleicht auffordern, sich außerhalb umzusehen.“
Diskussionen gibt es auch darum, welche Rolle die Arche zukünftig spielen könnte. Momentan ist in den Teamräumen der Erzieher eine Krippengruppe als Notgruppe untergebracht. Das war eigentlich als Provisorium gedacht, geht aber schon seit vier Jahren so.
Wilhelm Butschle ist beim Kindergartenträger, der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Tuttlingen, für die Kindergärten zuständig. Er sagt: „Wir rechnen damit, dass die Gemeinde die Situation verbessert, wir fordern mindestens einen Raum mehr.“Die Leiterin der Arche, Regina Wonde, sagt: „Für unser Team ist das belastend“. Die Erzieher bräuchten die Teamräume eigentlich, außerdem sei die steile Treppe eine schwierige Hürde für die Kinder.
Stefan Bacher sieht die Arche eher als Einrichtung für Kleinkinder. „Den Nachwuchs sollte man in der Arche vor allem mit Krippenkindern auffüllen“, sagt er. Wenn die Kinder dann das Kindergartenalter erreichten, könnten sie in andere Einrichtungen wechseln. „Es kostet sehr viel, in allen Einrichtungen die Infrastruktur für alle Altersgruppen zu haben“, sagt Bacher. Den Eltern müsse man da auch kleine Unannehmlichkeiten zumuten, sie aber vorher gut informieren.
Wilhelm Butschle sagt: „Kinder von einer Einrichtung in eine andere zu bringen, ist pädagogisch nicht sinnvoll.“Regina Wonde erklärt dazu: „Es geht um Bindungen, das ist gerade in Ganztages-Einrichtungen wichtig.“Manche Kinder seien 50 Stunden pro Woche in der Arche, da sei die Einrichtung eine zweite Familie. Außerdem habe die Arche bereits viele Räume, zum Beispiel die Werkstätten, die für Krippenkinder nichts bringen. „Das wäre Vergeudung“, sagt sie.
Für Diskussionen hatten auch die Kosten gesorgt, die die Gemeinde für die Neubauten an der Arche veranschlagt hatte. 717 000 Euro hätte die von der Verwaltung präferierte Variante gekostet. Insbesondere im Internet stieß dieser Betrag auf Unverständnis. Diese Summe hat das Bauamt ausgerechnet, um eine Prognose liefern zu können, konkrete Angebote lagen noch keine vor.
Wie sich das zusammen setzt, erklärt Bauamtsleiter Jens Hafner: „Es gibt für so etwas eine DIN-Norm und einen Index, aus denen ergeben sich Baukosten von etwa 550 Euro pro Kubikmeter.“Bei 1060 Kubikmetern ergäbe das 583 000 Euro. Dazu rechnet Hafner die Baunebenkosten und die Kosten für die Ausstattung der Räume und kommt so auf die endgültige Summe, die aber, so betont er, nur eine Schätzung ist.
Bürgermeister Ralf Fahrländer sagt: „Das ist noch günstig, Architekten veranschlagen für den Bau einer einzigen Gruppe normalerweise etwa 800 000 Euro.“Der Bau von Kindergärten sei da mit dem Hausbau nicht vergleichbar, die Anforderungen an Betreuungsräume seien viel spezieller. Er sagt, dass der Anbau an der Arche die schnellste und günstigste Lösung für zusätzliche Gruppenräume ist.
Stefan Bacher glaubt eher, dass die Summe zu niedrig ist: „Ich fürchte, dass da noch mehr Kosten auftauchen, die dann in Salami-Taktik auf uns zukommen.“
Er denkt, dass ein Ausbau des Kindergartens „Im Brühl“günstiger sein könnte. „Den muss man demnächst renovieren, wenn man den im gleichen Zug ausbaut, könnte das Kosten sparen“, sagt Bacher. Ursprünglich habe die Gemeinde auch den Kindergarten „Im Brühl“zum Ausbau vorgeschlagen.
Alle am Disput Beteiligten betonen, dass das Miteinander im Gemeinderat bisher sehr gut funktioniere, und, dass jetzt eine schnelle Lösung her muss. Der Gemeinderat trifft sich an diesem Mittwoch zu einer nicht-öffentlichen Sitzung, um nochmals über die Betreuungsplätze zu beraten.