„Endlich sieht man was“
Umbau der neuen Produktionsstätte des Nudelhauses schreitet voran - Umzug im Herbst geplant
TROSSINGEN - Auf der Baustelle im alten Bahnhofskomplex geht es voran: Geschäftsführer Udo Zaiß hofft, dass das Nudelhaus im Herbst umziehen kann. Allerdings könnte das den Wirtschaftsbetrieb vor die nächste Herausforderung stellen.
„Wir hatten ursprünglich gehofft, im September umziehen zu können“, sagt Zaiß. „Aber das ist sehr unwahrscheinlich.“Wahrscheinlich wird es Oktober oder November, bis das Nudelhaus in seine neue Produktionsstätte umsiedeln kann. „Das ist wegen des Weihnachtsgeschäfts aber eine sehr arbeitsreiche Zeit für uns“, so der Geschäftsführer.
„Das könnte zum Problem werden, wenn wir gleichzeitig den Umzug
stemmen müssen.“
Dennoch ist die Stimmung bei allen Beteiligten derzeit positiv. Im alten Bahnhofskomplex schreitet der Auf- und Ausbau voran, die Holzeinbauten in der alten Stückguthalle stehen. „Ich bin glücklich und dankbar für jeden Fortschritt“, stellt Ingrid Dapp, Vorsitzende des Lebenshauses fest. Udo Zaiß ergänzt: „Endlich sieht man was.“
Mit der neuen Produktionsstätte schafft sich das Nudelhaus ideale Bedingungen für die Herstellung seiner Teigwaren. In den vergangenen Jahren ist der Platz in der Weidenstraße knapp geworden. Das Gebäude ist nicht groß genug, um Hygienevorschriften wie die OneWay-Produktion einzuhalten, und frische Eier durften nicht verarbeitet werden.
In den umgebauten Bahnhofsgebäuden wird beispielsweise Platz sein für einen Eieraufschlag-Raum, einen großen Sozialraum und richtige Umkleidekabinen. „Bisher müssen sich die Mitarbeiter auf der Toilette umziehen und der Sozialraum befindet sich in der Weidenstraße in der darüberliegenden Wohnung im zweiten Stock“, fasst Zaiß zusammen.
„Das wird hier schon toll.“Auch müssen die verschiedenen Teigwaren nicht mehr alle nacheinander produziert werden, sondern können an zwei Fertigungsstrecken parallel entstehen. „Die Produktion wird viel besser einteilbar - das war einer der Gründen für den Umzug“, so der Geschäftsführer.
Auch auf gute Verkaufszahlen steuert das Nudelhaus wieder zu. Als der Einzelhandel während der Corona-Krise großteils die Geschäfte schließen musste, hatten die Nudelhaus-Läden nur wenig Laufkundschaft.
„Besonders in Rottweil war es schlimm“, erzählt Zaiß, „Jetzt ist die Lage aber wieder entspannt.“
Grund genug also für das Team, optimistisch nach vorn zu blicken auch wenn der Altbau immer noch die eine oder andere bauliche Überraschung bereithält. Da es sich bei dem Komplex um sehr alte Gebäude handelt - die Güterhalle steht unter Denkmalschutz -, fielen während der Bauarbeiten manche Arbeiten an, die das Lebenshaus nicht einkalkuliert hatte: Böden, die komplett abgetragen werden mussten zum Beispiel, oder unzureichende Statik. Das trieb auch die Kosten in die Höhe: „Wir sind deutlich über dem, was wir in unseren kühnsten Träumen erwartet hätten“, sagt Ingrid Dapp. Das Team schätzt die Kosten auf das Doppelte des anfangs geschätzten Betrags. Der Kaufpreis für den Gebäudekomplex hatte 2018 930 000 Euro betragen, für den Umbau rechnete Ingrid Dapp anfangs mit weiteren rund 800 000 Euro.
„Ich muss aber sagen: Die Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauamt war in der ganzen Zeit wirklich gut“, betont Architekt Johannes Gläser, „obwohl es für die Mitarbeiter sicher auch eine Herausforderung war, dass wir mit so vielen überraschenden Dingen ankamen.“Dapp indes spricht dem Architekten ihr Lob aus: „Herr Gläser ist den ganzen Tag rund um die Uhr auf der Baustelle - anders ginge es auch gar nicht.“
Das Lebenshaus sucht noch Mieter für das Dachgeschoss. Eingemietet haben sich bereits City Car, ein Steuerberater und zwei Kosmetikerinnen.