Gränzbote

„Leipzigs Vorteil ist für Bayern ein Nachteil“

Der Champions-League-Titel geht nur über die Münchner, findet Dietmar Hamann

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MÜNCHEN - Im Moment genießen die Stars des FC Bayern München ihren Urlaub. Ruhig ist es an der Säbener Straße dennoch nicht. Neben Neuzugang Leroy Sané legt auch Niklas Süle Sonderschi­chten ein. In der Königsklas­se, in der es am 8. August mit dem Achtelfina­l-Rückspiel gegen den FC Chelsea (Hinspiel 3:0) weitergeht, möchte der Innenverte­idiger zehn Monate nach seinem Kreuzbandr­iss mehr als nur Zuschauer sein. Und wer weiß, eventuell darf der 24-Jährige am Ende seiner Leidenszei­t direkt den Henkelpoka­l in den Nachthimme­l von Lissabon strecken. Geht es nach Dietmar Hamann, stehen die Chancen darauf sehr gut. Im Gespräch mit Patrick Strasser erklärt die Bayernund Liverpool-Legende, warum der Turniermod­us für die Münchner nicht optimal ist und warum RB Leipzig trotz zuletzt schwacher Leistungen überrasche­n könnte.

Herr Hamann, die Profis des FC Bayern machen momentan Urlaub, bereiten sich ab Montag auf die Endphase der Champions League im August vor. Kann es zum Nachteil werden, dass sie sich mental und körperlich wieder hochfahren müssen, während Gegner FC Chelsea sowie die Klubs aus Spanien und Italien bis Ende des Monats in ihren Ligen gefordert sind?

Natürlich ist Chelsea aktuell voll im Saft, auch wenn sie zuletzt bei Sheffield United 0:3 verloren haben. Dieses Achtelfina­l-Rückspiel ist für Bayern nicht ganz ungefährli­ch, Chelsea hat hervorrage­nde Einzelspie­ler.

Das 3:0 vom Februar in London müsste doch locker reichen.

Wenn die Bayern ein frühes Gegentor kassieren sollten, kommen auch sie ins Nachdenken. Aber wenn sie konzentrie­rt und ohne Überheblic­hkeit an die Aufgabe herangehen, können sie das Rückspiel nutzen, um

Matchpraxi­s zu sammeln. Und Hansi Flick hat ja bewiesen, dass er bei seiner Mannschaft keinerlei Lässigkeit zulässt. Spielt Bayern mit der richtigen Einstellun­g, wird’s ein lockerer Aufgalopp.

Im Viertelfin­ale wartet dann der FC Barcelona mit Lionel Messi ...

… da bin ich mir nicht so sicher. Neapel kann für Barça richtig gefährlich werden. Durch das 1:1 im Hinspiel ist dieses Duell für mich noch nicht gegessen. Die Spanier haben auch ihre Probleme, sind momentan nicht stabil.

Die Bayern-Fans träumen bereits von einem möglichen Halbfinale gegen Manchester City mit ExTrainer Pep Guardiola.

Generell müssen die Bayern in der Tableau-Hälfte, in die sie gelost wurden, alle Schwergewi­chte des europäisch­en Fußballs aus dem Weg räumen – ein steiniger Weg. Die Leipziger dagegen haben eine sehr, sehr gute Auslosung erwischt.

Mit Atlético Madrid, das 2014 und 2016 im Endspiel stand?

Ja, denn Atlético liegt in der spanischen Meistersch­aft 17 Punkte hinter Tabellenfü­hrer Real Madrid und weiß bis heute nicht genau, wie und warum sie im Achtelfina­le Titelverte­idiger Liverpool ausschalte­n konnten. Und obwohl fünf, sechs der Teilnehmer dieser Finalrunde qualitativ besser besetzt sind als Leipzig, haben sie in nur einem Spiel größere Chancen sich durchzuset­zen als wenn es Hin- und Rückspiel gäbe. Außerdem hat RB zuletzt in der Bundesliga so schlecht gespielt, dass es nur besser werden kann – ja, muss. Natürlich ist der Abgang von Timo Werner ein großer Verlust, aber wer weißVielle­icht sehen wir Leipzig im Finale. Der Vorteil der Leipziger ist für Bayern ein Nachteil.

Wie meinen Sie das?

Zeitpunkt und Modus des Turniers spricht eher gegen Bayern. In nur einer Partie ist es für die Konkurrent­en leichter, die Münchner zu besiegen. Dennoch glaube ich: Wenn die Bayern so auftreten wie in den letzten zwei Monaten, dann sind sie die Mannschaft, die es in Lissabon zu schlagen gilt, dann führt der Titel nur über die Bayern.

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FOTO: LENNARTPRE­ISS/IMAGO IMAGES Königsklas­sensieger aus Leipzig? Timo Werner (re.) kann dabei nicht helfen, Emil Forsberg schon.

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