Das Bangen um Olympia
Ob und wie die Spiele 2021 stattfinden, ist weiter offen – IOC-Sitzung soll mehr Klarheit bringen
TOKIO/FRANKFURT (dpa) - Für die Athleten ist es ein quälendes Bangen um und ermüdendes Warten auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio. „Es ist unheimlich zäh, es fällt schwer, so weit in die Zukunft zu planen, wenn man täglich mit neuen Nachrichten konfrontiert wird, die Olympia immer unwahrscheinlicher erscheinen lassen“, sagte Max Hartung, Vorsitzender des Vereins Athleten Deutschland. „Das fällt vielen superschwer.“
Nach dem nervenzehrenden Hin und Her bis zur Verlegung der Spiele wegen der Corona-Pandemie auf Sommer 2021 werden Athleten nun mit monatelanger Ungewissheit leben müssen, ob die Spiele zu retten sind. „Die Sorge ist zweifelsohne vorhanden, aber wir planen professionell in allen Bereichen die Spiele für das Jahr 2021“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Das beinhalte auch, sich verantwortungsvoll mit alternativen Szenarien zu beschäftigen.
„Es ist noch Zeit, aber die läuft, und es wird knapp“, sagte der bereits für Tokio qualifizierte Säbelfechter Hartung. Während man sich in Deutschland wieder freier bewegen könne, steige die Zahl der Infizierten weltweit weiter – so auch in den USA, der Sportmacht. Und ein Ende sei nicht in Sicht. Um sich die Hoffnung auf die Olympia-Eröffnung am 23. Juli 2021 zu erhalten, reduziert er seine Erwartungen: „So wie ich mir die Spiele gewünscht habe, mit einem vollen Stadion, mit Freunden und Familie sowie wilden Partys nach unseren Wettkämpfen, das halte ich doch für völlig unrealistisch.“
Wie solche reduzierten TokioSpiele aussehen könnten, diskutiert der Ex-Europameister mit anderen
Athleten, „weil wir ein Bild davon haben wollen, auf das wir hintrainieren“. Die Olympischen Spiele seien ein Fest der Begegnung mit 11 000 Athleten. „Da wird die schwierigste Frage zu lösen sein, wie kann man die Menschen, die da zusammenkommen, voneinander trennen, damit man es noch als Olympische Spiele bezeichnen kann“, meinte Hartung.
Die japanischen Organisatoren kündigten bisher nur an, die auf den 23. Juli bis 8. August 2021 verschobenen Spiele simpler als ursprünglich geplant zu veranstalten. Bisher wird spekuliert, dass die Verlegung zusätzlich bis zu sechs Milliarden Dollar kosten könnte. Immerhin haben die
Olympia-Macher von rund 80 Prozent der Betreiber der Austragungsstätten das Einverständnis, sie im nächsten Jahr nutzen zu können. Schwierig gestalten sich dagegen die Gespräche mit den Investoren für die Wohnflächen, die für das olympische Dorf vorgesehen sind.
Auf der ersten virtuellen Session des Internationalen Olympischen Komitees am Freitag soll der leicht modifizierte Wettkampfkalender vorgelegt werden. Wird IOC-Präsident Thomas Bach aber auch mehr Einblick ins Krisenmanagement und in alternative Planungen geben?
Vor allem die Athleten fordern, mehr über elementare Überlegungen zu den Tokio-Spielen informiert und auch zurate gezogen zu werden. „Ich wünsche mir vordringlich, dass die Athleten in die Planung und in die Szenario-Planung miteinbezogen werden“, sagte Hartung. „Ich habe momentan eher das Gefühl, dass da wenig von den entscheidenden Details tatsächlich kommuniziert wird.“
Dass die Sommerspiele 2021 ganz andere werden als jemals zuvor, ist abzusehen. „Davon ist wohl nach den jüngsten Verlautbarungen der Japaner auszugehen“, sagte Hörmann. „Wie das konkret aussehen wird, bleibt abzuwarten. Wir hoffen, dass es gelingen wird, ein gut akzeptables Konzept umzusetzen.“