Bahnprojekt auf der Alb voll im Zeitplan
MÜHLHAUSEN IM TÄLE (mö) - Olaf Drescher, der neue Vorsitzende der Geschäftsführung des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm, ist sich sicher, dass die Neubaustrecke Ulm-Wendlingen Ende 2022 in Betrieb gehen wird. Die Fahrzeit zwischen Ulm und Stuttgart reduziert sich um 15 Minuten, von 2025 an mit der Fertigstellung des unterirdischen Bahnhofs S 21 in Stuttgart sogar um weitere 15 Minuten. Drescher wird in den kommenden Monaten vor allem die Arbeiten zur Inbetriebnahme koordinieren. Er hat bereits zwei Schnellfahrstrecken erfolgreich eröffnet.
Auf der künftigen Strecke Ulm–Wendlingen und dann später nach Stuttgart werden neue Züge fahren, wie die Bahn am Mittwoch bekannt gab. Für rund eine Milliarde Euro hat das Unternehmen beim Hersteller Siemens nun 30 neue ICE bestellt. „Das bringt uns 13 000 zusätzliche Sitzplätze“, sagte Bahnchef Richard Lutz. Schon in zwei Jahren sollen die ersten Züge auf die Gleise gesetzt werden.
Für die Fahrgäste bringt der Zug einige Verbesserungen mit sich. Neu sind zum Beispiel Fensterscheiben, die Mobilfunkstrahlen durchlassen. Plötzlich zusammenbrechende Verbindungen sollen der Vergangenheit angehören. Dazu will auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) beitragen, indem er den Bau von Sendemasten in der Nähe der Trassen fördert. Zur Standardausrüstung werden Fahrradplätze und Räume für Familien mit Kindern gehören. Auch ein barrierefreier Zugang per Lift ist vorgesehen. Zunächst soll der ICE auf den Strecken zwischen Köln und München sowie Berlin und München eingesetzt werden. Auch für die beiden Routen nach Paris kommt der Superzug in Betracht. Mit 320 Kilometern pro Stunde ist er deutlich schneller als der auch noch junge ICE 4, der es auf 250 Kilometer pro Stunde in der Spitze bringt. Eigentlich hatte die Bahn vom Hochgeschwindigkeitsreisen schon Abschied genommen. Insofern ist die Bestellung auch eine Kehrtwende, die durch den enormen Erfolg der Verbindung von Berlin nach München beflügelt wurde. Mit einer kurzen Reisezeit knöpft die Bahn dort dem Flugverkehr Marktanteile ab.
Die Investition ist Teil einer gewaltigen Aufrüstung der Flotte des Konzerns. Derzeit sind 303 ICE im Einsatz. Innerhalb der kommenden sechs Jahre kommen etwa 120 Züge dazu. Die Zahl der Sitzplätze steigt damit von knapp 160 000 auf rund 220 000. „Die Bahn wird damit mehr und mehr zu einer klimafreundlichen Alternative im Fernverkehr“, hofft Scheuer, der vom „KonjunkturTurbo“spricht. Tatsächlich ist der Nebeneffekt der Investition beträchtlich. „Der Auftrag sichert mehrere Werke und Tausende Arbeitsplätze“, sagt Roland Busch, der stellvertretende Siemens-Vorstandschef. (wom)