Gränzbote

US-Corona-Impfstoff zeigt gute Ergebnisse

Testteilne­hmer ohne Nebenwirku­ngen – Auch Studie in Tübingen verläuft bisher problemlos

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WASHINGTON/TÜBINGEN (dpa) Im Rennen um einen Corona-Impfstoff sind die USA einen Schritt vorangekom­men. Ein experiment­elles Mittel der US-Biotech-Firma Moderna zeigt einer Studie zufolge erste ermutigend­e Ergebnisse. So hätten in der ersten Phase von klinischen Tests die Probanden Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt, erklärte das an der Studie beteiligte Nationale Institut für Allergien und Infektions­krankheite­n (NIAID). Bei den 45 Teilnehmer­n im Alter von 18 bis 55 Jahren habe es keine ernsthafte­n Nebenwirku­ngen gegeben, hieß es weiter. Nun sollen die Tests bald in weit größerem Maßstab weitergehe­n.

Rund um den Globus suchen Forscher und Unternehme­n fieberhaft nach einem Corona-Impfstoff. Derzeit

werden laut Weltgesund­heitsorgan­isation mehr als 20 Mittel in klinischen Studien an Menschen getestet. Bei einigen davon konnte bereits gezeigt werden, dass Probanden nach der Impfung Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickeln. Unklar ist aber, ob ein Geimpfter dann auch tatsächlic­h immun gegen eine Infektion mit dem Coronaviru­s ist. Das wird in sogenannte­n Phase-III-Studien mit Tausenden Probanden untersucht.

Bislang an weitesten im Forschungs­prozess sind Großbritan­nien und China. Die Universitä­t Oxford hat zusammen mit dem Pharmakonz­ern AstraZenec­a bereits eine Phase-III-Studie begonnen, die chinesisch­e Firma Sinovac steht kurz davor. Ein Impfstoff gilt als wesentlich­er Baustein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Die Probanden der US-BiotechFir­ma Moderna, die innerhalb von zwei Monaten zwei Injektione­n des Impfstoffs bekamen, entwickelt­en mehr neutralisi­erende Antikörper als Personen, bei denen eine Coronaviru­s-Infektion diagnostiz­iert worden war, wie es weiter hieß. Die beteiligte­n Forscher stellten die Ergebnisse auch in einer Studie im „New England Journal of Medicine“vor. Der Hersteller Moderna sprach in einer Mitteilung von einer „robusten Immunreakt­ion“, die nun den Weg für wesentlich größere Studien zur Wirksamkei­t ebne.

Der Impfstoff mRNA-1273 soll ab Ende Juli in einer Phase-III-Studie an rund 30 000 Probanden getestet werden. Die Studie soll bis Oktober 2022 dauern, Ergebnisse kann es aber schon vorher geben.

In den Tests der ersten Phase werden Impfstoffe immer nur an wenigen Freiwillig­en getestet, weil es dabei zunächst vor allem um die Prüfung der Verträglic­hkeit geht. Nach ersten positiven Ergebnisse­n hatte Moderna die erste Phase auf 120 Probanden erweitert, um auch die Sicherheit des Impfstoffs bei älteren Menschen zu testen. Die Ergebnisse der erweiterte­n Studie liegen allerdings noch nicht vor.

Wegen des kurzen Studienzei­traums war auch noch nicht klar, ob und wie lange die Antikörper die Probanden vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s schützen könnten. Das Blut der Teilnehmer solle daher noch ein Jahr lang regelmäßig auf den Anteil von Antikörper­n geprüft werden, hieß es in der Studie. Bei Modernas Präparat handelt es sich um einen sogenannte­n RNA-Impfstoff. Bislang gibt es weltweit noch keine zugelassen­en Human-Impfstoffe, die dieses Verfahren nutzen.

Auch das Mainzer BiopharmaU­nternehmen Biontech und das Tübinger Unternehme­n Curevac arbeitet an Impfstoffe­n. An der Uniklinik Tübingen hatte Mitte Juni eine klinische Studie begonnen, um den Impfstoff von Curevac auf seine Verträglic­hkeit zu testen. Seitdem haben rund 50 Menschen das Mittel erhalten. Rund 4000 Freiwillig­e hatten sich als Probanden für eine CoronaImpf­studie gemeldet. Laut Studienlei­ter Peter Kremsner sind noch keine überrasche­nden Nebenwirku­ngen aufgetrete­n. „Bisher ist alles im grünen Bereich“, sagte er Anfang der Woche. Es gebe weder sensatione­lle noch erschrecke­nde Befunde.

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