Gränzbote

Epsteins Ex-Partnerin bleibt in Haft

Ghislaine Maxwell weist Vorwurf der Sexualverb­rechen zurück – Kaution abgelehnt

- Von Christina Horsten

NEW YORK (dpa) - Im Skandal um den wegen Sexualverb­rechen verurteilt­en und inzwischen gestorbene­n Unternehme­r Jeffrey Epstein hat dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell vor Gericht eine Beihilfe abgestritt­en. Maxwell plädierte bei der rund zweistündi­gen Anhörung am Dienstag in New York, bei der sie per Video in den Gerichtssa­al zugeschalt­et war, auf „nicht schuldig“. Ihr werden sechs Anklagepun­kte vorgeworfe­n, darunter Verführung Minderjähr­iger zu illegalen Sexhandlun­gen und Meineid. Richterin Alison Nathan lehnte eine Freilassun­g Maxwells auf Kaution ab und nannte den 12. Juli 2021 als Datum für einen möglichen Prozessbeg­inn.

Maxwells Anwälte hatten im Vorfeld um eine Freilassun­g ihrer Mandantin gegen eine Kaution von fünf Millionen Dollar gebeten, weil ihrer Darstellun­g nach kein Fluchtrisi­ko bestehe. Die Staatsanwa­ltschaft sah das anders. Mit drei Pässen und zahlreiche­n Bankkonten in unterschie­dlichen Ländern bestehe ein sehr großes Fluchtrisi­ko, hieß es von der Staatsanwa­ltschaft.

Maxwell trug bei der Anhörung, die aufgrund der Coronaviru­s-Pandemie per Videoschal­te stattfand, ein dunkles T-Shirt und zeigte nur sehr wenige Reaktionen. Auch zwei Frauen, die ihr Beihilfe bei Epsteins Machenscha­ften vorwerfen, meldeten sich zu Wort. Eine las ihre Wortmeldun­g selbst vor, die zweite wurde von der Staatsanwa­ltschaft vorgetrage­n. Beide Frauen baten darum, Maxwell vor Prozessbeg­inn nicht auf Kaution freizulass­en.

Die 58-Jährige, die Anfang Juli im US-Bundesstaa­t New Hampshire festgenomm­en worden war und inzwischen in einem Gefängnis im New Yorker Stadtteil Brooklyn festgehalt­en wird, soll bei den Sexualverb­rechen Epsteins eine maßgeblich­e Rolle gespielt haben. Auf die ihr vorgeworfe­nen Anklagepun­kte, die sich auf die Jahre 1994 bis 1997 beziehen, stehen jeweils Höchststra­fen von fünf bis zehn Jahren Gefängnis. Der Missbrauch von Frauen und Mädchen, von denen eines nur 14 Jahre alt gewesen sein soll, habe hauptsächl­ich in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach und Santa Fe sowie in Maxwells Wohnsitz in London stattgefun­den. Maxwell gehörte nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft zu Epsteins „engsten Verbündete­n“und spielte eine „entscheide­nde Rolle“bei seinen Machenscha­ften.

Der einschlägi­g vorbestraf­te amerikanis­che Geschäftsm­ann Epstein soll Dutzende Minderjähr­ige missbrauch­t und zur Prostituti­on gezwungen haben. 2008 war er in dieser Sache einem Bundesverf­ahren entgangen, indem er eine Vereinbaru­ng mit der Staatsanwa­ltschaft einging. Epstein bekannte sich damals teilweise schuldig und bekam eine milde Haftstrafe. Im vergangene­n Sommer wurde er in New York erneut angeklagt und nahm sich kurz darauf in einer New Yorker Gefängnisz­elle das Leben.

Maxwells Anwälte versuchten im Vorfeld, ihre Mandantin von Epstein zu distanzier­en. Die beiden hätten vor seinem Tod mehr als zehn Jahre lang keinen Kontakt mehr gehabt, teilten sie in einem an das Gericht adressiert­en Dokument mit. „Ghislaine Maxwell ist nicht Jeffrey Epstein.“Maxwell habe die Vorwürfe gegen sich immer zurückgewi­esen. Sie habe auch nicht deswegen in den vergangene­n Monaten so zurückgezo­gen gelebt, um der Strafverfo­lgung zu entgehen, sondern der „unerbittli­chen und aufdringli­chen Medienberi­chterstatt­ung“. Die Staatsanwa­ltschaft erwiderte, dass sie sich ihrer Festnahme allerdings zunächst widersetzt, sich in ein Zimmer ihres Anwesens zurückgezo­gen und die Tür abgeschlos­sen habe. FBI-Agenten mussten die Tür eintreten, um sie festzunehm­en.

Maxwell stammt aus Großbritan­nien und ist das neunte Kind des Medienzare­n Robert Maxwell und der französisc­hstämmigen HolocaustF­orscherin Elisabeth Meynard. Geboren in Frankreich und aufgewachs­en in der Nähe des englischen Oxford siedelte Ghislaine nach dem Tod ihres Vaters in die USA über, wo sie Epstein auf einer Party kennenlern­te. Anfangs waren sie für einige Jahre ein Liebespaar, später sprach er von seiner „besten Freundin“.

Auch der britische Prinz Andrew, der jahrelang mit Maxwell und Epstein bekannt war, soll in den Fall verwickelt sein. Der 60-Jährige bestreitet die Vorwürfe.

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FOTO: DPA Ghislaine Maxwell, hier ein Foto aus dem Jahr 2000, widersetzt­e sich ihrer Verhaftung.

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