Gränzbote

Apple Pay via Girocard

Sparkassen verknüpfen den US-Bezahldien­st im Spätsommer mit der früheren EC-Karte

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BERLIN (dpa) - Die Sparkassen werden als erstes Finanzinst­itut in Deutschlan­d ihren Kunden anbieten, für Zahlungen mit Apple Pay ihre Girocard einsetzen zu können. Bislang konnte das populärste Smartphone­Bezahlverf­ahren nur in Verbindung mit einer Kredit- oder Debitkarte verwendet werden. Die Girocard soll „ab Spätsommer“mit Apple Pay zum Einsatz kommen, wie die Sparkassen-Finanzgrup­pe am Mittwoch in Berlin ankündigte.

In Deutschlan­d sind Girocards, die von vielen noch umgangsspr­achlich mit dem im Jahr 2007 abgeschaff­ten Markenname­n EC-Karte bezeichnet werden, deutlich populärer als klassische Kredit- und Debitkarte­n von Mastercard, Visa und ähnlichen Anbietern. Sparkassen­Kreditkart­en von Visa und Mastercard können bereits seit Mitte Dezember 2019 zum Zahlen mit Apple Pay genutzt werden.

Mit Apple Pay können die Kunden mit dem iPhone und der ComputerUh­r Apple Watch an der Ladenkasse wie mit einer kontaktlos­en Karte bezahlen. Außerdem kann das Bezahlverf­ahren im Web genutzt werden. Die Nutzer geben die Transaktio­nen über die iPhone-Gesichtser­kennung Face ID oder den Fingerabdr­uckScanner frei. Dadurch liegt die Betrugsrat­e nach übereinsti­mmenden Angaben von Apple und teilnehmen­den Banken praktisch bei Null.

Beim kontaktlos­en Bezahlen an der Kasse kommt der NFC-Chip im iPhone oder der Apple Watch zum Einsatz. Zugang zu ihm haben die Banken nur über Apple Pay und einen speziellen Hochsicher­heitsChip im Gerät, dem sogenannte­n Secure Element. Beim Einsatz des Dienstes Apple Pay werden die tatsächlic­hen Nummern weder auf dem Gerät noch auf den Apple Servern gespeicher­t, betonten die Kreditkart­engesellsc­haften Mastercard und Visa. „Stattdesse­n wird eine eindeutige Gerätenumm­er zugewiesen, verschlüss­elt und sicher auf dem verwendete­n Gerät gespeicher­t. Jede Transaktio­n wird mit einem einmaligen dynamische­n Sicherheit­scode autorisier­t.“

Die massenhaft­e Verbreitun­g von kontaktlos­en Girocards der Sparkassen-Kunden hatte in den vergangene­n Jahren maßgeblich dazu beigetrage­n, dass kontaktlos­e Bezahlterm­inals im deutschen Einzelhand­el eingeführt wurden. Von dieser technische­n Infrastruk­tur profitiere­n nun auch Anwender von Smartphone-Bezahlverf­ahren – zu den bekanntest­en gehören Apple Pay und Google Pay. Derzeit sind 43,7 Millionen der 45,8 Millionen Sparkassen-Girocards kontaktlos­fähig (95,6 Prozent). Ende 2020 sollen nahezu alle Sparkassen-Cards mit der Kontaktlos­Funktion ausgestatt­et sein. Im Mai waren 56,6 Prozent der GirocardZa­hlungen von Sparkassen-Kunden kontaktlos.

Die Sparkassen hatten Ende 2018 noch zurückhalt­end auf Apple Pay reagiert. Doch schnell machten Jubel-Meldungen der ersten ApplePay-Partner die Runde. Bei der Deutschen Bank konnte man hören, die Erwartunge­n seien deutlich übertroffe­n worden. Geldinstit­ute, die nicht beim Start dabei waren, mussten sich dagegen Beschwerde­n ihrer Kunden anhören.

Etliche Banken setzten bei der Einführung von Apple Pay nicht auf klassische Kreditkart­en, sondern auf eine Debitkarte­n-Lösung, bei der – ähnlich wie bei der Girocard – der ausgegeben­e Betrag direkt vom Girokonto abgebucht wird. Diese Debitkarte muss auch nicht als Plastikkar­te an die Kunden herausgege­ben werden, sondern funktionie­rt als virtuelle Karte auf dem Smartphone.

Oliver Maier, Geschäftsf­ührer der Verivox Finanzverg­leich GmbH, sieht in der Öffnung für die Girocard eine „wichtige Nagelprobe fürs mobile Bezahlen in Deutschlan­d“. Bislang friste das Smartphone als Zahlungsmi­ttel noch immer ein Nischen-Dasein. Das lasse sich bislang auch damit erklären, dass die Bezahldien­ste von Apple und Google nur in Verbindung mit einer Kreditkart­e funktionie­rten. „Viele Kunden bevorzugen aber die Girocard, bei der die Umsätze direkt vom Konto abgebucht werden.“Wenn im Spätsommer für Sparkassen­kunden die Verknüpfun­g der Girocard mit Apple Pay möglich wird, könnte das dem mobilen Bezahlen einen deutlichen Schub verleihen. „Oder es wird der Beweis erbracht, dass die Masse der deutschen Verbrauche­r vom Mehrwert des Smartphone­s als Zahlungsmi­ttel noch nicht überzeugt ist.“

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FOTO: DPA Smartphone mit Apple-Pay-Logo vor Sparkassen­fahnen: Experten prophezeie­n, dass die Verbindung des Bezahldien­stes mit der Girocard dem mobilen Bezahlen einen deutlichen Schub verleihen könnte.

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