Gründerfamilie kauft Weber Automotive
Am Stammsitz in Markdorf verlieren 70 Mitarbeiter ihre Arbeit
MARKDORF - Der Verkauf von Weber Automotive ist abgeschlossen. Rückwirkend zum 1. Juli gehen die Vermögenswerte der insolventen GmbH in neu gegründete Gesellschaften, insbesondere die Albert Weber GmbH, über. Das teilte das Unternehmen mit Stammsitz in Markdorf (Bodenseekreis) am Donnerstag mit. 93 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit. 70 Mitarbeiter am Standort Markdorf (Bodenseekreis) und 23 Mitarbeiter in Bernau bei Berlin.
Der Betriebsratsvorsitzende Alexander Eppler ist trotz des Personalabbaus zufrieden. „Nach einem Jahr Insolvenz haben wir jetzt wieder eine Perspektive“, sagt er gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Das Unternehmen könne sich nun für die Zukunft aufstellen. Die Verhandlungen im Rahmen der Insolvenz seien hart gewesen, doch es sei gelungen, ein akzeptables Paket zu schnüren. „Für die Mitarbeiter, die das Unternehmen jetzt verlassen müssen, haben wir tagelang durchverhandelt“, sagt er. Sie werden in einer Transfergesellschaft aufgefangen, die ihnen acht Monate lang 80 Prozent ihres Lohns auszahlt, sie schult und beruflich weiterqualifiziert. Darüber hinaus sei angedacht, für die Mitarbeiter, die bleiben, Tarifverhandlungen zu führen.
„Grundsätzlich sind wir froh, dass es weitergeht“, sagt Frederic Striegler, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben. „Der Abbau von Stellen ist natürlich tragisch.“Doch der Betriebsrat habe aus der Insolvenz heraus das Maximum für die Belegschaft herausgeholt. Weber Automotive, Zulieferer für Antriebskomponenten
für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile, hatte Anfang Juli 2019 Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Seitdem waren die Geschäftsführung und der Generalbevollmächtigte Martin Mucha unter Aufsicht und mit Unterstützung des gerichtlich bestellten Sachwalters Christian Gerloff auf der Suche nach Investoren.
Bevor sie 2016 die Mehrheit der Anteile an den Finanzinvestor Ardian verkauft hatte, war die Gründerfamilie Weber Alleininhaber des Unternehmens. Nun ist sie wieder alleiniger Eigentümer der Weber-Gruppe. Das Unternehmen firmiert nun unter Albert Weber GmbH. Die insolvente Weber Automotive GmbH sei nicht mehr operativ tätig und werde liquidiert, heißt es. Der Geschäftsbetrieb im neuen Unternehmen gehe uneingeschränkt weiter.
„Wir sind als Familie Weber sehr stolz, dass es uns mit der Unterstützung der langjährigen Kunden und der Mitarbeiter gelungen ist, die wesentlichen Teile der Weber Automotive GmbH zurückerwerben zu können. Gleichzeitig bedauern wir sehr, dass ein Personalabbau unumgänglich war, um die Kapazitäten an die derzeitige Auftragslage anzupassen“, wird Christian Weber, Gesellschafter der Weber Holding GmbH und Sprecher der Familie zitiert.
Der Finanzinvestor Ardian äußert sich nicht zu dem Kauf. Geschäftsbeziehungen zwischen der Familie und Ardian gebe es keine mehr, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Ardian halte an seinen Betrugsvorwürfen gegenüber der Familie weiterhin fest. Sie sind derzeit Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Frankfurt.