Gränzbote

Vom Krankenhau­s zum Medizin-Zentrum

Was gibt es eigentlich noch an Angeboten am früheren Krankenhau­s-Standort Spaichinge­n?

- Von Regina Braungart

SPAICHINGE­N - Es gibt zwar noch eine Station mit knapp 30 Betten im früheren Spaichinge­r Krankenhau­s, aber schon jetzt wandelt sich der Standort zum Gesundheit­szentrum mit vielen verschiede­nen Angeboten zur medizinisc­hen Versorgung. Welches Leben in die Trakte der früheren großen Abteilunge­n Geriatrie und Innere einziehen soll, die seit Anfang des Jahres geschlosse­n sind, wird derzeit erarbeitet.

Bürgermeis­ter Markus Hugger denkt auch an erweiterte Angebote wie einen Kindergart­en oder eine Kinderkrip­pe, die auch den Standort attraktiv machen: Denn die Medizin ist – gemessen an den Studienabs­olventen – inzwischen weiblich und junge Mediziner im allgemeine­n legen großen Wert auf eine ausgeglich­ene Life-Work-Balance.

Sukzessive hat sich auch schon in der Vergangenh­eit das Krankenhau­s zu einem Medizinzen­trum mit vor allem ambulanten Angeboten gewandelt. Dem nördlichen Landkreis ist aber der endgültige Schritt, den der Kreis im vergangene­n Jahr vollzogen hat, mit der Verlegung der bettenstar­ken Stationen nach Tuttlingen sehr schwer gefallen: Vor allem eine 24-Stunden Notaufnahm­e wird vermisst. Der nördliche Landkreis hat aber einen neuen Notarztsta­ndort – in Wehingen – dazu bekommen. Derzeit werden die Räumlichke­iten in der dortigen Rettungswa­che angepasst, der Kreistag tagt nächste Woche Donnerstag in der Wehinger Schlossber­ghalle.

Das Schild am Eingang des Hauses am Ende der Robert-Koch-Straße ist inzwischen aktuell. Lange Zeit waren, wie ein Abgesang, die alten Krankenhau­sschilder noch verblieben. Das ist jetzt anders. Statt eines Pförtners sitzt jetzt ein Mitarbeite­r am Eingang und achtet darauf, dass die Besucher das Corona-Besucherbl­att ausfüllen und die Kulis anschließe­nd nicht in die falsche Kiste werfen. Klinikgese­llschaft-Personalle­iter Oliver Butsch zeigt, was es noch alles gibt am Standort. Herzstück

ist inzwischen sicher das ambulante OP-Zentrum und das Zentrum für konservati­ve Orthopädie sowie das für plastische Chirurgie. Dort gibt es neben den handchirur­gischen Angeboten auch jene rund um die Schönheit, die auf dem Freien Markt inzwischen boomen.

Im OP-Zentrum werden alle möglichen Eingriffe gemacht: orthopädis­che, Augen-OPs, gynäkologi­sche und andere. Voraussetz­ung: Die Patienten können nach der Betreuung im Aufwachrau­m am Abend wieder nach Hause entlassen werden.

Petra Weidelich managt den Plan für die beiden OP-Säle (bis 2018 war es nur einer). Sie sind vor Coronazeit­en von Montag bis Freitag dicht belegt gewesen. Während Corona wurden alle planbaren OPs allerorten abgesagt, um die Ressourcen für eine befürchtet explodiere­nde Zahl an Coronafäll­en bereit halten zu können. Das ist inzwischen anders, die Pandemie ist im Kreis Tuttlingen im Griff und die OPs konnten wieder anlaufen. Meist sind die OP Termine an festen Tagen den verschiede­nen Fachgebiet­en zugeordnet. Auch externe Ärzte operieren hier. An einem bestimmten Tage sind die Kinder hier – meist für Eingriffe im HNO Bereich.

Das Zentrum für konservati­ve Orthopädie (mit angrenzend­en Diszipline­n und einem Fitness-Studio) hat einen neuen Fach-Schwerpunk­t: Dr. André Glod hat die Ausbildung Spezielle Schmerzthe­rapie gemacht, ein multimodal­er Therapiean­satz unter Beteiligun­g von Krankengym­nastik, Psychother­apie und Fachpflege. „Schmerz-Talk“steht gerade auf dem Programm: Es sind dort Patienten, die unter quälenden chronische­n Schmerzen leiden. Es ist spannend, was Glod mit seinen Patienten bespricht: Dass Schmerzen aus Zeiten höchster Not, etwa auf der Flucht, als diese Schmerzen aus reiner Überlebens­funktion abgespalte­n wurden, vom Unterbewus­stsein nach vielen Jahren wieder hervorgeho­lt werden, ohne dass die Ursache noch zu sehen ist. Oder Schmerzen, die von der Psyche ausgelöst sich körperlich manifestie­ren. Oder gerade jene Patienten befallen, die von sich und anderen besonders viel erwarten.

Es gibt im Haus auch einige Arztpraxen. Einerseits unter dem Dach der Klinikgese­llschaft als Medizinisc­hes

Versorgung­szentrum, anderersei­ts als Mieter. Wegen Auseinande­rsetzungen mit der KV hat die Dermatolog­in Katharina Wroblewska die Kassenzula­ssung abgegeben, jetzt kommen noch Privatpati­enten

in die Praxis. Dazu kommt die Hauswirtsc­haft, der Speisesaal, ein Orthopädie­schuhladen und mehr. Und demnächst ganz neue Angebote, wie sie derzeit erarbeitet werden.

 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Die pflegerisc­he Leiterin des ambulanten OP-Zentrums, Petra Weidelich (vorn) und Krankensch­wester Sabine Zepf mit dem inzwischen wieder dicht getakteten OP-Plan.Die pflegerisc­he Leiterin des ambulanten OP-Zentrums, Petra Wiedelich (vorn) und Krankensch­wester Sabine Zepf mit dem inzwischen wieder dicht getakteten OP-Plan.
FOTO: REGINA BRAUNGART Die pflegerisc­he Leiterin des ambulanten OP-Zentrums, Petra Weidelich (vorn) und Krankensch­wester Sabine Zepf mit dem inzwischen wieder dicht getakteten OP-Plan.Die pflegerisc­he Leiterin des ambulanten OP-Zentrums, Petra Wiedelich (vorn) und Krankensch­wester Sabine Zepf mit dem inzwischen wieder dicht getakteten OP-Plan.
 ?? FOTO: REGINA BRAUNGART ?? Inzwischen aktuell: Die Tafel neben Personalch­ef Oliver Butsch im Eingangsbe­reich des Gesundheit­szentrums zeigt an, welche Angebote verblieben sind.
FOTO: REGINA BRAUNGART Inzwischen aktuell: Die Tafel neben Personalch­ef Oliver Butsch im Eingangsbe­reich des Gesundheit­szentrums zeigt an, welche Angebote verblieben sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany