Gränzbote

Die neue Lässigkeit

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Zum Glück gibt es für jede Krise einen Ratgeber. So war jetzt zu lesen: „So machen Sie das Beste aus ihrer Entlassung“oder „So machen Sie das Beste aus Börsenverl­usten“. Auch interessan­t: „7 Fragen, um aus jeder Katastroph­e das Beste zu machen.“Fehlen nur noch die Hinweise „So machen Sie das Beste aus dem Besuch der Schwiegerm­utter“, „So machen Sie das Beste daraus, wenn der Himmel auf die Erde fällt“und „7 Tipps, wie Sie ohne größere Schäden das Vorabendpr­ogramm überstehen“. Womöglich liegt die allergrößt­e Krise bei den

Schreibern solcher Ratgeber und ist finanziell­er Natur. Krise ist hier ein Verkaufsar­gument, ein Konjunktur­programm im Kleinen. Sie erinnern sich sicher noch, als Corona und Homeoffice anfingen, da waren sich die Ratgeberex­perten sicher: Zu Hause werden die Menschen dick, dumm und depressiv. Jetzt heißt es plötzlich: „Die Deutschen lieben das Homeoffice.“

Sie wollen gar nicht mehr raus aus den eigenen vier Wänden und schon gar nicht ins Büro, die Rede ist schon von der neuen Lockerheit. Dabei verwechsel­t der Deutsche mal wieder Lässigkeit mit 24-Stundenim-Schlafanzu­g-Rumlungern. Allein, das zeigt eine Studie, viele Chefs wollen nicht glauben, dass ihre Mitarbeite­r plötzlich selbststän­dig arbeiten können – und sogar denken. Kein Wunder also, dass es Bosse geben soll, die sich auch nicht in ihren Büros aufhalten. Und stattdesse­n ganz zufällig im Homeoffice vorbeischa­uen: „Na, wie läuft es denn so?“Da hilft dann nur der Ratgeber: „So machen Sie das Beste aus einer Naturkatas­trophe.“(dg)

 ?? FOTO: DPA ?? Die Menschen lieben das „Homeoffice“. Warum nur?
FOTO: DPA Die Menschen lieben das „Homeoffice“. Warum nur?

Newspapers in German

Newspapers from Germany