Die neue Lässigkeit
Zum Glück gibt es für jede Krise einen Ratgeber. So war jetzt zu lesen: „So machen Sie das Beste aus ihrer Entlassung“oder „So machen Sie das Beste aus Börsenverlusten“. Auch interessant: „7 Fragen, um aus jeder Katastrophe das Beste zu machen.“Fehlen nur noch die Hinweise „So machen Sie das Beste aus dem Besuch der Schwiegermutter“, „So machen Sie das Beste daraus, wenn der Himmel auf die Erde fällt“und „7 Tipps, wie Sie ohne größere Schäden das Vorabendprogramm überstehen“. Womöglich liegt die allergrößte Krise bei den
Schreibern solcher Ratgeber und ist finanzieller Natur. Krise ist hier ein Verkaufsargument, ein Konjunkturprogramm im Kleinen. Sie erinnern sich sicher noch, als Corona und Homeoffice anfingen, da waren sich die Ratgeberexperten sicher: Zu Hause werden die Menschen dick, dumm und depressiv. Jetzt heißt es plötzlich: „Die Deutschen lieben das Homeoffice.“
Sie wollen gar nicht mehr raus aus den eigenen vier Wänden und schon gar nicht ins Büro, die Rede ist schon von der neuen Lockerheit. Dabei verwechselt der Deutsche mal wieder Lässigkeit mit 24-Stundenim-Schlafanzug-Rumlungern. Allein, das zeigt eine Studie, viele Chefs wollen nicht glauben, dass ihre Mitarbeiter plötzlich selbstständig arbeiten können – und sogar denken. Kein Wunder also, dass es Bosse geben soll, die sich auch nicht in ihren Büros aufhalten. Und stattdessen ganz zufällig im Homeoffice vorbeischauen: „Na, wie läuft es denn so?“Da hilft dann nur der Ratgeber: „So machen Sie das Beste aus einer Naturkatastrophe.“(dg)