Mehrheit stimmt für den Solar-Park
VG Tuttlingen diskutiert über geplantes Großprojekt in Emmingen-Liptingen
EMMINGEN-LIPTINGEN – Die geplante große Solar-Anlage nahe dem Schenkenberger Hof hat eine weitere Hürde genommen. Der Gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Tuttlingen hat das Vorhaben bei zwei Enthaltungen gebilligt.
14 000 Photovoltaik-Module sollen auf dem Schenkenberg auf einer Fläche von knapp 15 Hektar – das entspricht etwa 21 Fußballplätzen – künftig Strom produzieren (wir haben bereits berichtet). Bisher wird das Areal landwirtschaftlich genutzt. Jetzt will der Energieversorger EnBW das Areal in ein Kraftwerk umwandeln; das Gelände gehört den Forstbetrieben Mangold. Die neue Nutzung sorgte im Gemeinsamen Ausschuss der Stadt Tuttlingen und ihrer Nachbargemeinden für eine längere Diskussion – mit einer Mehrheit am Ende, die in dem Vorhaben einen Beitrag zur Energiewende sieht.
„Das ist schon eine Nummer“, erklärte Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck angesichts der Dimension des Projekts, und im Gremium wurde deutlich, dass bei den meisten Mitgliedern quer durch die Parteien eine Güterabwägung lief: Hier die Sorge, dass erneut landwirtschaftliche Flächen geopfert werden, da die Erkenntnis, dass die viel beschworene Energiewende hin zu Nachhaltigkeit und weg von „alten“Energieträgern auch praktisch in der Region ankommen muss.
Eva Zepf (SPD) brachte es auf den Punkt, indem sie sagte, zwei Seelen schlügen in ihrer Brust: Angesichts der Energiewende „wird es solche Anlagen geben müssen“; doch wies sie auf negative Folgen für die Landwirtschaft hin: Höhere Pachtpreise seien zu befürchten, wenn solche Investoren vermehrt aufträten. Zudem werde das Landschaftsbild beeinflusst. Auch Heidi Mattheß (LBU) führte aus, dass ein Betrieb wie Mangold mehr Pacht erwirtschaften könne als ein Landwirt, der Getreide anbaut.
Immerhin lasse die Art der Anlage – erhöht stehende Module – die doppelte Nutzung von Energiegewinnung und der Anlage von ökologisch wertvollem Magerrasen zu. Wer die Energiewende wolle, müsse solche Anlagen akzeptieren. Allerdings wies sie darauf hin, dass das Land BadenWürttemberg sich zum Ziel gesetzt habe, den Anteil ökologischer Landwirtschaft zu erhöhen; mit solchen Flächenumwandlungen sei das nicht zu erreichen.
Doch auch die jetzige Nutzung mit teilweisem Mais-Anbau sorgte für Bedenken: Selbst Bürgermeister Joachim Löffler sieht sich „wie in einem bösen Film“, wenn er allenthalben die großen Maisflächen sieht, die ja vor allem für Biogas-Anlagen wachsen, und die seien „schlimmer als Photovoltaik“. Gleichwohl begleite die Gemeinde das Projekt positiv. Man dürfe nicht nach der Maxime handeln: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Michael Seiberlich (CDU) sprach von einem Abwägungsprozess. Wenn man die Energiewende wolle, müsse man eine Entscheidung für Anlagen dieser Art treffen. Und auch Hans-Martin Schwarz (LBU) sieht „in der Summe“ein Vorhaben, das Energiegewinnung und Landwirtschaft „so gut wie möglich kombiniere“.
Am Ende stand eine Abstimmung mit einer breiten Mehrheit. Jetzt muss das erste vorläufige Konzept auf Gemeindeebene in einen Bebauungsplan gegossen werden. Tuttlingens OB Beck sagte vorausschauend, er sei „gespannt“, wenn die Stadt als Nachbar im Rahmen dieses Verfahrens angehört werde. Es gebe noch viele offene Fragen – aber: „Man muss sich entscheiden.“