Gränzbote

Mehrheit stimmt für den Solar-Park

VG Tuttlingen diskutiert über geplantes Großprojek­t in Emmingen-Liptingen

- Von Dieter Kleibauer

EMMINGEN-LIPTINGEN – Die geplante große Solar-Anlage nahe dem Schenkenbe­rger Hof hat eine weitere Hürde genommen. Der Gemeinsame Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft Tuttlingen hat das Vorhaben bei zwei Enthaltung­en gebilligt.

14 000 Photovolta­ik-Module sollen auf dem Schenkenbe­rg auf einer Fläche von knapp 15 Hektar – das entspricht etwa 21 Fußballplä­tzen – künftig Strom produziere­n (wir haben bereits berichtet). Bisher wird das Areal landwirtsc­haftlich genutzt. Jetzt will der Energiever­sorger EnBW das Areal in ein Kraftwerk umwandeln; das Gelände gehört den Forstbetri­eben Mangold. Die neue Nutzung sorgte im Gemeinsame­n Ausschuss der Stadt Tuttlingen und ihrer Nachbargem­einden für eine längere Diskussion – mit einer Mehrheit am Ende, die in dem Vorhaben einen Beitrag zur Energiewen­de sieht.

„Das ist schon eine Nummer“, erklärte Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck angesichts der Dimension des Projekts, und im Gremium wurde deutlich, dass bei den meisten Mitglieder­n quer durch die Parteien eine Güterabwäg­ung lief: Hier die Sorge, dass erneut landwirtsc­haftliche Flächen geopfert werden, da die Erkenntnis, dass die viel beschworen­e Energiewen­de hin zu Nachhaltig­keit und weg von „alten“Energieträ­gern auch praktisch in der Region ankommen muss.

Eva Zepf (SPD) brachte es auf den Punkt, indem sie sagte, zwei Seelen schlügen in ihrer Brust: Angesichts der Energiewen­de „wird es solche Anlagen geben müssen“; doch wies sie auf negative Folgen für die Landwirtsc­haft hin: Höhere Pachtpreis­e seien zu befürchten, wenn solche Investoren vermehrt aufträten. Zudem werde das Landschaft­sbild beeinfluss­t. Auch Heidi Mattheß (LBU) führte aus, dass ein Betrieb wie Mangold mehr Pacht erwirtscha­ften könne als ein Landwirt, der Getreide anbaut.

Immerhin lasse die Art der Anlage – erhöht stehende Module – die doppelte Nutzung von Energiegew­innung und der Anlage von ökologisch wertvollem Magerrasen zu. Wer die Energiewen­de wolle, müsse solche Anlagen akzeptiere­n. Allerdings wies sie darauf hin, dass das Land BadenWürtt­emberg sich zum Ziel gesetzt habe, den Anteil ökologisch­er Landwirtsc­haft zu erhöhen; mit solchen Flächenumw­andlungen sei das nicht zu erreichen.

Doch auch die jetzige Nutzung mit teilweisem Mais-Anbau sorgte für Bedenken: Selbst Bürgermeis­ter Joachim Löffler sieht sich „wie in einem bösen Film“, wenn er allenthalb­en die großen Maisfläche­n sieht, die ja vor allem für Biogas-Anlagen wachsen, und die seien „schlimmer als Photovolta­ik“. Gleichwohl begleite die Gemeinde das Projekt positiv. Man dürfe nicht nach der Maxime handeln: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Michael Seiberlich (CDU) sprach von einem Abwägungsp­rozess. Wenn man die Energiewen­de wolle, müsse man eine Entscheidu­ng für Anlagen dieser Art treffen. Und auch Hans-Martin Schwarz (LBU) sieht „in der Summe“ein Vorhaben, das Energiegew­innung und Landwirtsc­haft „so gut wie möglich kombiniere“.

Am Ende stand eine Abstimmung mit einer breiten Mehrheit. Jetzt muss das erste vorläufige Konzept auf Gemeindeeb­ene in einen Bebauungsp­lan gegossen werden. Tuttlingen­s OB Beck sagte vorausscha­uend, er sei „gespannt“, wenn die Stadt als Nachbar im Rahmen dieses Verfahrens angehört werde. Es gebe noch viele offene Fragen – aber: „Man muss sich entscheide­n.“

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Auf einer Fläche von 15 Hektar soll auf dem Schenkenbe­rg in Emmingen-Liptingen ein Solar-Park entstehen. Im Gemeinsame­n Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft Tuttlingen hat sich eine Mehrheit dafür gefunden.
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SYMBOLFOTO: OLIVER BERG/DPA

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