Die IOC-Spitze soll deutsch bleiben
Thomas Bach kandidiert erneut – Olympische Spiele 2021 mit gleichem Programm
LAUSANNE (dpa/SID) - Mitten in der Corona-Krise hat Thomas Bach ein Zeichen gesetzt und auf der 136. Generalversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) seine Bereitschaft zur Wiederwahl angekündigt. Die Reaktion der Mitglieder fiel durchweg positiv aus. Für Bachs zweite Krönungsmesse als IOC-Chef soll die OlympiaBühne von Tokio auch 2021 möglichst unverändert bleiben. Die Macher der ins kommende Jahr verlegten Sommerspiele kündigten das Festhalten an den ursprünglichen Arenen und Zeitplänen für die Wettbewerbe an. Ganz nach Bachs Wunsch sollen die „grundlegenden Elemente der Spiele“trotz der Folgen der Corona-Krise erhalten bleiben. Olympia in Tokio werde ein „Symbol der Widerstandsfähigkeit und Hoffnung“, versicherte Bach.
Dabei war die Stimmung in Japan zuletzt alles andere als rosig – es wurde sogar offen von einer Absage der Spiele im kommenden Sommer gesprochen. Die Pandemie hatte den Machern des größten Sportfestes der Welt mächtig zugesetzt. Keiner weiß mehr, wie Olympia im nächsten Jahr angesichts immer neuer Rekordzahlen funktionieren soll. Gastgeber Tokio vermeldete am Freitag mit 293 einen neuen Höchstwert für Neuinfektionen an einem Tag.
Bei all den schlechten Nachrichten war Bachs Ankündigung für die IOC-Vertreter ein deutlicher Stimmungsaufheller. Bach betonte, er stehe für eine zweite Amtszeit als IOCPräsident bereit, „um Ihnen und der Olympischen Familie weiterhin zu dienen.“Dies rief der erste deutsche IOC-Präsident den rund 100 Mitgliedern überraschend zu Beginn der virtuellen Versammlung zu und riss die Olympia-Familie aus der CoronaLethargie. Mit seiner Ankündigung – Bach darf noch vier Jahre dranhängen – hatte der 66 Jahre alte Tauberbischofsheimer den Zeitplan der Generalversammlung
gehörig durcheinandergebracht. Größerer Widerstand oder ein Gegenkandidat sind bei der im Frühjahr 2021 geplanten Wahl kaum zu erwarten. Der FechtOlympiasieger von Montreal war 2013 für acht Jahre gewählt worden.
Kurz nach seiner erneuten Präsidenten-Kür will Bach in Japans Hauptstadt Sommerspiele eröffnen, die sich von dem ursprünglich für dieses Jahr geplanten Megaereignis zumindest in ihrem Kern nicht unterscheiden sollen. Trotz deutlicher Sparmaßnahmen soll Olympia in den gleichen Arenen und mit dem gleichen Wettkampfprogramm ausgetragen werden. Auch das Olympische Dorf für die Athleten werde nach intensiven Verhandlungen mit den Immobilieninvestoren wieder zur Verfügung stehen, teilten die Organisatoren der Tokio-Spiele mit.
Durch die Festlegung aller Wettkampfstätten konnte Tokio 2020 auch schon den Zeitplan für die olympischen Wettkämpfe festlegen. Dabei handelt es sich nahezu um denselben Plan, der schon für 2020 vorgesehen war. Seit dem 15. Juni haben bereits intensive Gespräche mit den einzelnen Weltverbänden der Sportarten stattgefunden. „Es gibt noch viel Arbeit, aber wir haben schon einen Meilenstein gesetzt“, sagte Hidemasa Nakamura vom OK in Tokio. Die Spiele sollen nun vom 23. Juli bis 9. August 2021 in der japanischen Hauptstadt stattfinden.
Durch die nötigen Kostenreduzierungen und Vereinfachungen sollen „der Sport und die Athleten“unangetastet bleiben, betonte Bach. Vorgesehen sind 339 Entscheidungen in 33 Sportarten. „Die Grundlagen bleiben erhalten“, sagte der Chef der IOCKoordinierungskommission, John Coates. Einschnitte könnten eher den Pomp beim Zeremoniell und die Größe der Delegationen aus den Teilnehmerländern betreffen. Bach hatte die Neuorganisation der Spiele zuvor erneut als „Mammutaufgabe“bezeichnet. Die Mehrausgaben durch die Verlegung dürften mehrere Milliarden Euro betragen.
Vom Herbst an wollen sich die Organisatoren mit Gegenmaßnahmen für den Fall einer anhaltenden Pandemie beschäftigen. Dabei gehe es um Einreisebestimmungen für die Teilnehmer, den Schutz der Gesundheit von Athleten, Fragen des Transports und der Unterbringung, sagte Coates. Auch die Frage nach Zuschauern soll beleuchtet werden. Spiele vor leeren Rängen hatte Bach mehrfach ausgeschlossen.