Wenn kleine Krabbler den Appetit verderben
Fliegen, Wespen und Maden – Bei welchen Tieren die Übertragung von Krankheitserregern über Lebensmittel ein Problem für Menschen werden kann
Diese Gäste sind bei Tisch gar nicht willkommen: Krabbeltiere, die auf dem Essen landen. Aber sind Insekten auch eine Gefahr für die Gesundheit? Ein Überblick.
Wespen
Wespen wie die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe sind Raubtiere mit extrem scharfen Mundwerkzeugen. Damit jagen sie insbesondere im Sommer nach anderen Insekten oder auch nach Wurst- und Fleischstücken, weil ihr Nachwuchs dann dieses proteinhaltige Fressen braucht. Haften Keime an den Wespen, wenn sie auf dem Grillfleisch landen, können diese auch aufs Essen übertragen werden. „Das ist aber weitaus unbedenklicher, als von einer Wespe gestochen zu werden“, sagt Reiner Pospischil, Biologe und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Entomologie und Acarologie, die sich mit Insekten und Schädlingen befasst.
Selbst in Bäckereien, in denen sich manchmal ganze Wespenschwärme über süße Stückle und Kuchen hermachen, muss man sich keine großen Gedanken über die Übertragung von Keimen machen. Wenn sich aber eine Wespe im Gebäck versteckt hat und dann im Mund zusticht, wird es gefährlich. Denn das betroffene Gewebe schwillt stark an, was zum Ersticken führen kann. „Allein deshalb haben Wespen auf Lebensmitteln nichts zu suchen“, sagt Biologe Pospischil.
Fliegen
Egal ob Obst, Käse, Wurst, Nudeln oder Kuchen: Was den Menschen schmeckt, mögen auch Fliegen. „Weil sie nur flüssige Nahrung zu sich nehmen können, erbrechen sie zunächst verdauungsfördernde Säfte, welche die festen Speisen dann in kleine Stücke zerlegen“, sagt Pospischil. Das klingt nicht nur unappetitlich. Es ist auch eine echte Gefahr für die Gesundheit. Denn Stubenfliegen, insbesondere aber Gold- und
Schmeißfliegen legen ihre Eier gern auf Aas, Kothaufen und verdorbenen Lebensmitteln in Mülleimern ab. Die Larven wachsen also in durchaus unhygienischer Umgebung auf, die erwachsenen Fliegen kehren regelmäßig darauf zurück, bevor sie sich in der Küche was Leckeres zu fressen suchen. „Auch dort legen sie innerhalb von Minuten ihre Eier in Essensreste und schieben sie da auch so rein, dass keiner sie sieht“, sagt Pospischil.
Die Übertragung von Krankheitserregern auf Menschen ist auf diesen Wegen also durchaus wahrscheinlich und wird von vielen Menschen unterschätzt. „Egal ob draußen oder drinnen: Vor Fliegen gehören Lebensmittel immer gründlich abgedeckt“, sagt Pospischil.
Zwar werde ein gesunder Mensch mit gutem Immunsystem auch von Fliegen in der Regel nicht schwer krank. „Bei geschwächten, alten und vorerkrankten Menschen aber ist eine bakterielle Erkrankung auf diesem Weg durchaus möglich“, warnt Pospischil.
Motten
Spinnfäden am Rand der Müsliverpackung oder kleine Maden, die aus dem Grieß herauskriechen, sind sichere Anzeichen dafür, dass in die Küche Mehl- oder Dörrobstmotten eingezogen sind. „Sie legen ihre Eier in der Regel außen an Verpackungen. Die Larven sind dann so winzig, dass sie jedes noch so kleine Schlupfloch ins Lebensmittel hinein finden“, erklärt Pospischil.
In Mehl, Getreide, Tee oder auch in Schokolade hinterlassen sie dann dem Bundeszentrum für Ernährung zufolge Spinnfäden, Eier, Larven, Häutungsreste und Kot. „Das ist natürlich etwas eklig. Krank wird beim Essen solcher leicht verunreinigter Speisen aber keiner", sagt Pospischil. Da im Stoffwechsel der Larven auch Wasser freigesetzt wird, werden die Lebensmittel jedoch mit der Zeit feucht, bekommen einen muffigen Geschmack oder fangen gar an zu schimmeln. Spätestens dann gehören sie auf jeden Fall entsorgt.
Essigfliegen
Überreifes Obst in der Küche und ein offenes Fenster reichen, schon schwirren im Sommer die Essigfliegen – besser bekannt als Fruchtfliegen – durch den Raum. „Sie legen dann auch sofort ihre Eier unter die aufgeplatzten Häute von Obst oder Gemüse“, sagt Biologe Reiner Pospischil.
Innerhalb kürzester Zeit vermehren sich die Insekten auf diese Weise auch. Außerdem kann man davon ausgehen, dass man die Eier mitisst, sobald Fruchtfliegen im Raum sind. „Da die Tiere kaum krankmachende Keime übertragen, passiert beim Essen in der Regel nichts. Ältere Menschen und Immungeschwächte sollten trotzdem aufpassen und solche Lebensmittel immer gut abdecken“, empfiehlt Pospischil.
Während sich die normale Essigfliege vor allem über überreifes, bereits leicht faulendes Obst hermacht, legt ihre Verwandte, die Kirschessigfliege, ihre Eier auch schon in gerade reifendes Obst, bevorzugt Kirschen. Wer die Früchte vor dem Essen nicht aufschneidet, verspeist die winzig kleinen Maden einfach mit. „Wenn überhaupt, kann das zu leichten Darmverstimmungen führen“, so Pospischil.
Wer auf die unerwünschte Fleischzugabe trotzdem verzichten möchte, sollte auf winzige Einstichstellen auf den Außenseiten der Kirsche achten. Wenige Tage nachdem die Made geschlüpft ist, hat sich das Problem ohnehin erledigt, denn dann fangen die befallenen Früchte sichtbar an zu faulen.
Küchenschaben
Sie kommen durch Abwasser- und Fernwärmeleitungen, Entlüftungsund Müllschächte, Ritzen und Hohlräume: Schaben, auch Kakerlaken genannt, kennen viele Wege ins Haus. Da sie ihr Fressen bevorzugt in Mülleimern, Schlachtabfällen oder Kloaken suchen, sind sie dem Umweltbundesamt zufolge gefährliche
Krankheitsüberträger vieler Bakterien, Viren und Pilze. „Sie nehmen beispielsweise Salmonellen auf und geben sie wieder ab“, sagt Reiner Pospischil.
In der Nähe von Lebensmitteln haben sie deshalb nichts zu suchen und gehören entsprechend bekämpft.
Egal ob draußen oder drinnen: Vor Fliegen gehören Lebensmittel immer gründlich abgedeckt.
Reiner Pospischil, Biologe