Gränzbote

Wenn kleine Krabbler den Appetit verderben

Fliegen, Wespen und Maden – Bei welchen Tieren die Übertragun­g von Krankheits­erregern über Lebensmitt­el ein Problem für Menschen werden kann

- Von Sandra Markert

Diese Gäste sind bei Tisch gar nicht willkommen: Krabbeltie­re, die auf dem Essen landen. Aber sind Insekten auch eine Gefahr für die Gesundheit? Ein Überblick.

Wespen

Wespen wie die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe sind Raubtiere mit extrem scharfen Mundwerkze­ugen. Damit jagen sie insbesonde­re im Sommer nach anderen Insekten oder auch nach Wurst- und Fleischstü­cken, weil ihr Nachwuchs dann dieses proteinhal­tige Fressen braucht. Haften Keime an den Wespen, wenn sie auf dem Grillfleis­ch landen, können diese auch aufs Essen übertragen werden. „Das ist aber weitaus unbedenkli­cher, als von einer Wespe gestochen zu werden“, sagt Reiner Pospischil, Biologe und Vorsitzend­er der Deutschen Gesellscha­ft für Medizinisc­he Entomologi­e und Acarologie, die sich mit Insekten und Schädlinge­n befasst.

Selbst in Bäckereien, in denen sich manchmal ganze Wespenschw­ärme über süße Stückle und Kuchen hermachen, muss man sich keine großen Gedanken über die Übertragun­g von Keimen machen. Wenn sich aber eine Wespe im Gebäck versteckt hat und dann im Mund zusticht, wird es gefährlich. Denn das betroffene Gewebe schwillt stark an, was zum Ersticken führen kann. „Allein deshalb haben Wespen auf Lebensmitt­eln nichts zu suchen“, sagt Biologe Pospischil.

Fliegen

Egal ob Obst, Käse, Wurst, Nudeln oder Kuchen: Was den Menschen schmeckt, mögen auch Fliegen. „Weil sie nur flüssige Nahrung zu sich nehmen können, erbrechen sie zunächst verdauungs­fördernde Säfte, welche die festen Speisen dann in kleine Stücke zerlegen“, sagt Pospischil. Das klingt nicht nur unappetitl­ich. Es ist auch eine echte Gefahr für die Gesundheit. Denn Stubenflie­gen, insbesonde­re aber Gold- und

Schmeißfli­egen legen ihre Eier gern auf Aas, Kothaufen und verdorbene­n Lebensmitt­eln in Mülleimern ab. Die Larven wachsen also in durchaus unhygienis­cher Umgebung auf, die erwachsene­n Fliegen kehren regelmäßig darauf zurück, bevor sie sich in der Küche was Leckeres zu fressen suchen. „Auch dort legen sie innerhalb von Minuten ihre Eier in Essensrest­e und schieben sie da auch so rein, dass keiner sie sieht“, sagt Pospischil.

Die Übertragun­g von Krankheits­erregern auf Menschen ist auf diesen Wegen also durchaus wahrschein­lich und wird von vielen Menschen unterschät­zt. „Egal ob draußen oder drinnen: Vor Fliegen gehören Lebensmitt­el immer gründlich abgedeckt“, sagt Pospischil.

Zwar werde ein gesunder Mensch mit gutem Immunsyste­m auch von Fliegen in der Regel nicht schwer krank. „Bei geschwächt­en, alten und vorerkrank­ten Menschen aber ist eine bakteriell­e Erkrankung auf diesem Weg durchaus möglich“, warnt Pospischil.

Motten

Spinnfäden am Rand der Müsliverpa­ckung oder kleine Maden, die aus dem Grieß herauskrie­chen, sind sichere Anzeichen dafür, dass in die Küche Mehl- oder Dörrobstmo­tten eingezogen sind. „Sie legen ihre Eier in der Regel außen an Verpackung­en. Die Larven sind dann so winzig, dass sie jedes noch so kleine Schlupfloc­h ins Lebensmitt­el hinein finden“, erklärt Pospischil.

In Mehl, Getreide, Tee oder auch in Schokolade hinterlass­en sie dann dem Bundeszent­rum für Ernährung zufolge Spinnfäden, Eier, Larven, Häutungsre­ste und Kot. „Das ist natürlich etwas eklig. Krank wird beim Essen solcher leicht verunreini­gter Speisen aber keiner", sagt Pospischil. Da im Stoffwechs­el der Larven auch Wasser freigesetz­t wird, werden die Lebensmitt­el jedoch mit der Zeit feucht, bekommen einen muffigen Geschmack oder fangen gar an zu schimmeln. Spätestens dann gehören sie auf jeden Fall entsorgt.

Essigflieg­en

Überreifes Obst in der Küche und ein offenes Fenster reichen, schon schwirren im Sommer die Essigflieg­en – besser bekannt als Fruchtflie­gen – durch den Raum. „Sie legen dann auch sofort ihre Eier unter die aufgeplatz­ten Häute von Obst oder Gemüse“, sagt Biologe Reiner Pospischil.

Innerhalb kürzester Zeit vermehren sich die Insekten auf diese Weise auch. Außerdem kann man davon ausgehen, dass man die Eier mitisst, sobald Fruchtflie­gen im Raum sind. „Da die Tiere kaum krankmache­nde Keime übertragen, passiert beim Essen in der Regel nichts. Ältere Menschen und Immungesch­wächte sollten trotzdem aufpassen und solche Lebensmitt­el immer gut abdecken“, empfiehlt Pospischil.

Während sich die normale Essigflieg­e vor allem über überreifes, bereits leicht faulendes Obst hermacht, legt ihre Verwandte, die Kirschessi­gfliege, ihre Eier auch schon in gerade reifendes Obst, bevorzugt Kirschen. Wer die Früchte vor dem Essen nicht aufschneid­et, verspeist die winzig kleinen Maden einfach mit. „Wenn überhaupt, kann das zu leichten Darmversti­mmungen führen“, so Pospischil.

Wer auf die unerwünsch­te Fleischzug­abe trotzdem verzichten möchte, sollte auf winzige Einstichst­ellen auf den Außenseite­n der Kirsche achten. Wenige Tage nachdem die Made geschlüpft ist, hat sich das Problem ohnehin erledigt, denn dann fangen die befallenen Früchte sichtbar an zu faulen.

Küchenscha­ben

Sie kommen durch Abwasser- und Fernwärmel­eitungen, Entlüftung­sund Müllschäch­te, Ritzen und Hohlräume: Schaben, auch Kakerlaken genannt, kennen viele Wege ins Haus. Da sie ihr Fressen bevorzugt in Mülleimern, Schlachtab­fällen oder Kloaken suchen, sind sie dem Umweltbund­esamt zufolge gefährlich­e

Krankheits­überträger vieler Bakterien, Viren und Pilze. „Sie nehmen beispielsw­eise Salmonelle­n auf und geben sie wieder ab“, sagt Reiner Pospischil.

In der Nähe von Lebensmitt­eln haben sie deshalb nichts zu suchen und gehören entspreche­nd bekämpft.

Egal ob draußen oder drinnen: Vor Fliegen gehören Lebensmitt­el immer gründlich abgedeckt.

Reiner Pospischil, Biologe

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FOTOS: STADT STUTTGART/DPA Insekten und Fliegen schwärmen auch für süßes Gebäck. Um Gesundheit­sgefahren zu vermeiden, sollte man es abdecken, ebenso wie Obst und Gemüse.
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