Gränzbote

Der Antrieb des Körpers

Bewegen, abnehmen, gut ernähren: Warum ein guter Stoffwechs­el jung hält

- Von Sabine Meuter

Man fühlt sich ausgelaugt und ohne Energie, obwohl man eigentlich kerngesund ist? Das könnte an einem schlecht funktionie­renden Stoffwechs­el, auch Metabolism­us genannt, liegen.

Aber keine Sorge: Er lässt sich in aller Regel leicht ankurbeln, sodass der Körper wieder optimal die ihm zugeführte­n Nährstoffe wie Kohlenhydr­ate, Fette, Vitamine und Co. in den Zellen abbaut, umbaut und alles im Organismus rundläuft.

Es gibt noch einen weiteren Grund, für einen aktiven Stoffwechs­el zu sorgen: Mit einem guten Metabolism­us fällt es leichter, abzunehmen und das neue Gewicht zu halten. Doch der Reihe nach.

Viele setzen Stoffwechs­el mit Verdauung gleich. „Das ist nicht ganz richtig“, sagt Ernährungs­mediziner Professor Matthias M. Weber von der Universitä­tsmedizin der Johannes Gutenberg-Universitä­t Mainz. Der Stoffwechs­el meint alle biochemisc­hen Vorgänge, welche in den Körperzell­en ablaufen. Die Verdauung ist nur eine Vorstufe.

Unterschie­den wird zwischen dem katabolen und dem anabolen Stoffwechs­el. Katabolism­us heißt

Abbauen: Nährstoffe werden in Moleküle und chemische Verbindung­en zerlegt. Aus Kohlenhydr­aten werden Einfachzuc­ker, aus Eiweißen Aminosäure­n, aus Fetten Fettsäuren und Glyceride. So erwächst Energie.

Anabolismu­s heißt Aufbauen: Dieser Prozess hilft zum Beispiel dabei, Zellen zu reparieren. Aus Aminosäure­n, Fettsäuren und Glukose werden wieder Eiweiße, Fette und Kohlenhydr­ate. „Sie tragen dazu bei, etwa Infektione­n zu bekämpfen und Verletzung­en zu reparieren“, erläutert der Internist Professor Johannes Georg Wechsler. Er ist Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Ernährungs­mediziner.

Unter anderem sorgen Eiweiße, Fette und Kohlenhydr­ate für den Muskelaufb­au und die Zellerneue­rung. Hormone und Enzyme regeln, dass katabole und anabole Stoffwechs­elprozesse niemals parallel in den Zellen ablaufen, sondern stets nacheinand­er.

Zurück zum katabolen Stoffwechs­el: Die durch den Abbau gewonnene Energie fließt über den Blutkreisl­auf in sämtliche Körperteil­e. „Auf diese Weise erhält zum Beispiel auch der Zeh Energie, damit er seine Funktionen erfüllen kann“, erläutert Wechsler.

Überschüss­ige Energie, die der Körper nicht benötigt, kommt gewisserma­ßen auf Lager – sie landet in den Fett- oder Muskelzell­en, wo sie auf Abruf wartet. „Klar ist, dass zum Beispiel ein Bauarbeite­r wohl einen regeren Stoffwechs­el hat als jemand, der etwa einen Schreibtis­chjob hat“, erklärt Matthias M. Weber, der auch im Vorstand der Deutschen Gesellscha­ft für Endokrinol­ogie sitzt.

Problem: Wer regelmäßig mehr Energie aufnimmt, als der Körper eigentlich benötigt, nimmt an Gewicht zu. Möchte man das verhindern oder zumindest in Grenzen halten, sollte man sich regelmäßig bewegen und so Kalorien verbrennen.

Johannes Georg Wechsler rät ganz konkret, mindestens 10 000 Schritte am Tag zu gehen. „Das kurbelt den Stoffwechs­el an und senkt auch den Blutdruck und damit das Risiko für einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll“, sagt er. „Um den Stoffwechs­el zu aktivieren, hilft es auch, eine Stunde strammen Schrittes spazieren zu gehen.“

Und wie klappt es mit dem Abnehmen? „Wichtig ist nicht zuletzt in dem Fall eine ausgewogen­e und vollwertig­e Ernährung“, betont Matthias M. Weber. So regen etwa Vollkornpr­odukte, Haferkleie, Hülsenfrüc­hte und Gemüse den Stoffwechs­el an. Das gilt auch für fettarmes Eiweiß, das zum Beispiel in magerem Fleisch sowie in Fisch steckt.

Muss der Körper proteinrei­che Nahrung aufspalten, benötigt er mehr Energie – er verbrennt also mehr Kalorien. Was aber nicht bedeutet, dass Abnehmwill­ige vorrangig auf proteinrei­che Kost setzen sollten. „Alle Extreme haben sich nicht bewährt“, betont Weber.

Viel zu trinken bringt die Verdauung und damit den Stoffwechs­el ebenfalls auf Trab. Ein Erwachsene­r sollte laut der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) täglich mindestens 1,5 Liter zu sich nehmen, idealerwei­se Wasser oder ungesüßten Tee.

Auf dem Weg zu einem optimalen Metabolism­us hilft auch Stressabba­u. Denn Stress versetzt den Körper in eine Art Fluchtmodu­s und wirbelt dadurch die Stoffwechs­elprozesse gehörig durcheinan­der. Schon kleine Pausen und Rituale im Alltag können hier helfen – bewusst atmen oder ein paar Minuten frische Luft am Fenster schnappen zum Beispiel.

„Auch ein erholsamer Schlaf trägt entscheide­nd zu einem gut funktionie­renden Stoffwechs­el bei“, sagt Weber. So können sich etwa die Muskeln regenerier­en. Bei schlechtem Schlaf geraten unter anderem die Hormone in ein Ungleichge­wicht. Das kann zum Beispiel den Appetit ungünstig beeinfluss­en. Die ideale Schlafdaue­r ist individuel­l – im Schnitt benötigt ein Erwachsene­r zwischen sieben und acht Stunden.

Läuft der Stoffwechs­el rund, trägt das laut Ernährungs­mediziner Weber sogar dazu bei, auf natürliche Weise jung zu bleiben. „Ohne jeden Zweifel gewinnt man dadurch Lebensjahr­e.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Jede Art von Bewegung kurbelt den Stoffwechs­el an.

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