Musik machen mit Abstand
Trachtenkapelle Emmingen probt nach dem Corona-Lockdown unter freiem Himmel
Wie die Trachtenkapelle Emmingen nach dem Corona-Lockdown probt.
EMMINGEN-LIPTINGEN - Keine Konzerte, keine Feste und kein gemeinsames Musizieren: Für viele Musikvereine in der Region hinterlässt das Jahr 2020 bislang keine großen Höhepunkte. Der Blick in den Kalender ist trist, auch beim Musikverein Trachtenkapelle Emmingen: Das große Jahreskonzert im Mai – abgesagt. Der Festakt zum Ortsjubiläum – abgesagt. Sämtliche Auftritte in Kirchen und bei befreundeten Vereinen – allesamt abgesagt. Doch mit den Corona-Lockerungen kommt auch ein kleiner Lichtblick: Zumindest das gemeinsame Proben ist für die Musiker endlich wieder erlaubt.
Auf dem Hof vor der Witthohschule haben Vorsitzender Joachim Leiber und Dirigent Thorsten Tritschler alles für die erste Probe nach dem Lockdown vorbereitet. Vier halbkreisförmige Reihen sind mit Kreide auf den Boden gezeichnet. Die Stellen, an denen die Musiker sitzen sollen, haben die beiden penibel abgemessen und mit Kreuzen markiert. Der angekündigte Regen bleibt aus – zum
Glück: „Drinnen hätten wir keinen Platz für knapp 60
Musiker“, sagt
Leiber. Zumindest nicht, wenn zwischen den Personen zwei Meter Abstand eingehalten werden muss. Im Proberaum selbst hängt also nur die Liste aus, in die sich alle Anwesenden für die Probe eintragen müssen. Außerdem eine zweiseitige Corona-Verordnung, die der Verein vom Blasmusikverband übernommen hat.
Nach und nach treffen die Musiker ein und beziehen ihre Plätze. Mit Wäscheklammern sichern sie ihre Noten vor dem Wind. Große Ambitionen hat Dirigent Thorsten Tritschler bei der ersten Probe nach vier Monaten Pause nicht. „Es tut mir leid für die Nachbarn“, sagt er und lacht. „Aber wir spielen heute einfach frei und ohne Rücksicht auf Verluste.“Ihm sei es erst einmal wichtig, den Spaß am Musizieren zu vermitteln. Nach einer so langen Pause wisse man außerdem nicht, wie viel die einzelnen Musiker zu Hause geübt haben. Deshalb gibt es zum Einstieg zunächst bekannte und nicht allzu schwere Stücke.
„Los geht’s mit der Tonleiter“, sagt Tritschler mit kräftiger Stimme und hebt die Arme zum Proben-Auftakt. „Ein halbes Jahrhundert“, heißt dann das erste Stück, das der Verein nach seiner Zwangspause ertönen lässt. „Das war jetzt etwas langsamer als normalerweise, aber das war absichtlich so“, sagt der Dirigent am Ende des Liedes und lacht. Doch selbst, wenn noch nicht jede Note auf den Punkt sitzt – hören lassen kann sich das Zusammenspiel allemal.
„Wenn man für die Musik brennt, dann fehlt ein Stück“, sagt Tritschler über die Zeit während des Lockdowns. Da ist er sich mit Joachim Leiber einig. Mit einer gemeinsamen Plakat-Aktion und Online-Stammtischen habe man im Verein aber trotzdem Kontakt gehalten. Schließlich
seien Gemeinschaft und Zusammenhalt ebenso wichtig für die Gruppe.
Wann genau die Trachtenkapelle Emmingen aber wieder ein Konzert spielen kann, das steht bislang noch in den Sternen. „Es ist natürlich auch etwas trostlos, sich auf etwas vorzubereiten und gar nicht zu wissen auf was“, sagt Leiber. Zumindest im November gibt es einen Termin im Kalender des Vereins, der noch nicht gestrichen ist. „Dazu müssen wir uns noch Gedanken machen“, sagt Leiber. Denn der Spaß an der Musik soll letztlich nicht zwischen der Angst vor einer Infektion und den geltenden Hygieneregeln verloren gehen.