Wünsch Dir was
Haben Sie Eisenkraut-Tee?“Diese Frage ist umso bemerkenswerter, weil sie nicht im Reformhaus gestellt wurde, sondern beim Besuch einer Pizzeria. Und bekanntlich gibt es in diesen Etablissements bei Tee am ehesten die Auswahl zwischen Kamille und Pfefferminze, wenn sich in den Tiefen des Küchenschranks noch irgendwo ein zerknitterter Beutel findet.
„Ich hätte gerne ein Rhabarberwasser“, ist auch einer der Sätze, die man sich als Gast gut überlegen sollte. Besagter Zeitgenosse wunderte sich dann sehr („Ach, haben Sie nicht?“), als seine Bestellung nicht erfüllt werden konnte. Seine Begleitung ließ jedes zweite Gericht des abendlichen Menüs aus, da Laktose drin war, zu fleischig, zu fett, zu süß oder sonstwie zu ungesund. Am letzten Abend des Urlaubs durfte ihr Angetrauter dann ein Bier trinken. Ein kleines.
„Sie, mein Mann bekommt noch ein Achtele Rotwein“: Mit diesem Satz hat Oma Lisbeth gerne den Kellner zu sich gerufen. Wenn Opa Bier bestellt hat, dann musste das gewärmt werden, in kleinen, kupferfarbenen Behältern, die dann auf dem Tisch standen und vor sich hin dampften. Nicht etwa Kontrollzwang, sondern innigliche Liebe ging mit dieser Vorgehensweise daher. Denn wenn Opa zu viel getrunken hatte, wurde er staatstragend. Dann sprach er Hochdeutsch, redete alle per Sie an und sprach von sich in der dritten Person. Wer möchte das schon? Mit Rhabarberwasser wäre das natürlich nie passiert. (iw)