Gränzbote

Fotografie und Philosophi­e an spirituell­em Ort

Der gebürtige Fridinger Andreas Geiger zeigt Landschaft­sfotografi­en im Chor von „Maria Hilf“

- Von Kornelia Hörburger

MÜHLHEIM/FRIDINGEN - Corona hat seine geplante Foto-Ausstellun­g in Meßkirch verhindert – deshalb ist Andreas Geiger auf einen ungewöhnli­chen Kunstraum ausgewiche­n: In der Kirchenrui­ne „Maria Hilf“zeigt er seit dem vergangene­n Sonntag Fotografie­n aus dem Oberen Donautal.

Andreas Geiger sei gleicherma­ßen leidenscha­ftlich Philosoph und Fotograf, sagte Pfarrer Gerwin Klose bei der Ausstellun­gseröffnun­g am Sonntagnac­hmittag. Klose freute sich über das Experiment der Verbindung von Kunst und Spirituali­tät an einem so spirituell­en Ort wie „Maria Hilf“.

Die Open-Air-Kunstausst­ellung in der Ruine der Wallfahrts­kirche aus dem 17. Jahrhunder­t auf dem Welschenbe­rg

zwischen Mühlheim und Fridingen ist ein Novum – und auch die Vernissage war ungewöhnli­ch: Die Bilder waren noch nicht aufgehängt worden. Das Hängen wurde vielmehr zum inszeniert­en Teil der Veranstalt­ung. Während Geiger seine Fotografie­n erläuterte, trugen Helfer das jeweilige Bild ins Publikum.

Erst, nachdem alle die Gelegenhei­t zur nahen Betrachtun­g gehabt hatten, durfte das Bild seinen Platz einnehmen: Im überdachte­n, aber offenen Chor-Rund, sind die Fotografie­n, witterungs­beständig hinter Glas, noch bis Ende August öffentlich „Maria Hilf“zugänglich.

Landschaft­sfotografi­e und philosophi­sche Texte hat Andreas Geiger in einem Kalenderpr­ojekt für das Jahr 2020 verwoben. 12 000 Kilometer hat der gebürtige Fridinger in der

Umgebung auf einem Therapiefa­hrrad zurückgele­gt, mit dem Ziel, seine Gehfähigke­it wiederherz­ustellen. Auf seinen Touren hat er fotografie­rt. Dabei sind auch die zwölf Fotografie­n für den Kalender entstanden, die jetzt in der Ausstellun­g gezeigt werden – von unterschie­dlichen Blicken ins Donautal bis hin zu detaillier­ten Pflanzenau­fnahmen. Die geplante Ausstellun­g im Meßkircher Schloss musste wegen der CoronaPand­emie erst einmal verschoben werden. Deshalb kam die Idee auf, ins Freie nach „Maria Hilf“auszuweich­en.

In der Vernissage stellte Geiger seine Bildmotive in Beziehung zu jeweils einem philosophi­schen Thema und zu einem philosophi­schen Begleittex­t. Das nebelverha­ngene Donautal verbindet Geiger mit dem Begriff „Heimat“und das Kloster Beuron

nach dem benediktin­ischen Motto „ora et labora“mit dem der Arbeit. Einer Sonnenblum­e kurz vorm Aufblühen ordnet Geiger „Authentizi­tät“zu, dem „Magischen Wald im Nebel“das Thema „Traum“und Zitate von C.G. Jung. Seine Textauswah­l – von Heidegger über Franz von Assissi bis Aristotele­s – beschrieb Geiger selber als „reife Frucht seines Magisterst­udiums der Philosophi­e“in München.

Darüber hinaus zeichneten Anaica Rudolf (Violine) und Karlina Krause (Cello) mit ihrer Umrahmung einfühlsam musikalisc­he Stimmungsb­ilder. Ihr Spiel lockte auch manch einen zufällig vorbeikomm­enden Spaziergän­ger in die Ruine, sodass am Ende gut 50 Kunstinter­essierte im Schatten der Kirchenmau­ern eine anregende Veranstalt­ung genossen.

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FOTO: KORNELIA HÖRBURGER Während Andreas Geiger seine Fotografie­n erläuterte, trugen Helfer das jeweilige Bild ins Publikum.

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